Kein Fleisch, keine Eier, keine Milch, dafür jede Menge Gemüse, Früchte und Nüsse: Mittlerweile schwören viele Menschen auf vegane Ernährung. Auch Tamy Glauser (34), die für die Grünen in den Nationalrat einziehen möchte, gehört dazu. (BLICK berichtete)
Sie verzichtet bewusst auf tierische Produkte. Allerdings sitzt sie einem Irrtum auf und ist der Überzeugung, damit besser vor Krebs geschützt zu sein als Nicht-Veganer. «Natur heilt alles. Blut von Veganern zum Beispiel kann Krebszellen töten», schreibt sie auf Instagram als Antwort auf einen Kommentar. Und verweist danach auf eine aktuelle Studie aus den USA.
Veganer-Kreise verbreiten Studie
Ein Blick in die Studie zeigt: Darin heisst es nur, dass der Verzehr von Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Darmkrebs steigern kann. Davon, dass eine vegane Ernährung vor Krebs schützt, ist keine Rede. Auch nicht in einer weiteren US-Studie aus dem Jahr 2005, die ebenfalls als angeblicher Beweis von diversen Veganer-Seiten verbreitet wird.
Laut einschlägigen Ernährungsseiten sei die Untersuchung der absolute Beweis, dass Veganer vor Krebs gefeit seien. Denn die Studie zeigte angeblich: Wer sich vegan ernährt, ist achtmal besser vor Krebs geschützt als andere Menschen. Daher will Glauser wohl ihre Informationen haben.
Studie nicht auf Menschen übertragbar
Klingt erstmal gut. Stimmt nur leider nicht, wie Ori Schipper von der Krebsforschung Schweiz erklärt. «Die Resultate beziehen sich auf das Wachstum von Krebszellen in Zellkulturen – und sind nicht eins zu eins auf an Krebs erkrankte Menschen übertragbar», so der Experte.
Schipper dazu: «Krebs ist leider eine oft unvorhersehbare Krankheit, die aufgrund von zufälligen Mutationen entstehen und darum auch Leute treffen kann, die immer Wert auf ihre Gesundheit gelegt haben.»
Glauser gibt sich wortkarg
Heisst: Veganes Blut tötet also keine Krebszellen. Darauf angesprochen, wird Tamy Glauser plötzlich wortkarg. Von den gestellten Fragen möchte Tamy Glauser nur eine beantworten. Und zwar: Was halten Sie von Menschen, die sich nicht vegan ernähren? Glauser: «Ich finde es wichtig, dass die Leute aufgeklärt sind und dann soll jede/r für sich selber entscheiden.»
Auch wenn eine vegane Ernährung kein Allheilmittel gegen Krebs sei, könnte man das Risiko daran zu erkranken dennoch senken, sagt Ori Schipper. Möglich sei dies mit einer ausgewogenen Ernährung.
Ein Drittel aller Krebsfälle in der Schweiz vermeiden
Laut der Krebsliga bedeute dies: Wenig rotes oder verarbeitetes Fleisch und viele pflanzliche Produkte essen. Ausserdem sei Bewegung wichtig. Und besonders: Nicht auf «Anti-Krebsdiäten» vertrauen. Diese behaupten, dass der Verzicht von Kohlehydraten oder die Aufnahme von viel Eiweiss die Entstehung von Krebs verhindern. «Diesen ‹Anti-Krebsdiäten› fehlt allerdings die wissenschaftliche Grundlage», schreibt die Krebsliga.
Eine bombensichere Garantie, sein Krebs-Risiko zu senken, gibt es einfach nicht. Schipper betont aber: «Schätzungsweise liessen sich ein Drittel aller Krebsfälle in der Schweiz vermeiden, wenn sich die Bevölkerung strikt an die Massnahmen halten würde, um Krebs vorzubeugen.»
Was sagt eigentlich die Parteileitung der Grünen zu den Aussagen ihrer neuen Kandidatin? Leider noch nichts. Eine Anfrage von BLICK blieb bislang unbeantwortet.
Welche Erfahrung haben Sie mit veganer Ernährung gemacht? Hat sie Ihnen gegen ein Leiden geholfen? Melden Sie sich direkt bei der Redaktion oder schreiben Sie unten Ihre Kommentare zum Thema!
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