Studie schlägt Alarm
Schweizer fühlen sich kränker denn je – besonders die Jungen

Die Schweiz leidet unter Erschöpfung und Stress, wie die neue CSS-Gesundheitsstudie zeigt. Nur noch 11 Prozent fühlen sich sehr gesund, besonders junge Erwachsene sind betroffen. Digitale Gesundheitstools verstärken den Leistungsdruck zusätzlich.
Publiziert: 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 06:31 Uhr
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Eine neue Studie zeigt: Besonders junge Menschen in der Schweiz fühlen sich nicht gesund.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Schweizer fühlen sich zunehmend müde, einsam und gestresst laut CSS-Gesundheitsstudie
  • Junge Erwachsene sind am stärksten vom Negativtrend betroffen
  • Nur 11 Prozent der Bevölkerung fühlen sich sehr gesund, vor fünf Jahren 22 Prozent
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel MacherRedaktor News

Die Schweiz ist müde, einsam und gestresst: Das zeigt die neue CSS-Gesundheitsstudie. Nur noch 11 Prozent der Bevölkerung fühlen sich «sehr gesund» – vor fünf Jahren war es noch doppelt so viele. Besonders alarmierend: Junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren sind vom Negativtrend am stärksten betroffen.

Seit 2020 befragt das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag der CSS jedes Jahr über 2800 Personen aus allen Sprachregionen. Die sechste Ausgabe der Studie zeichnet ein düsteres Bild: Erschöpfung, Schlafprobleme und psychische Belastungen sind weit verbreitet. Gleichzeitig wächst der Druck, immer leistungsfähig zu sein. Und während künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen bereits genutzt wird, bleibt das Vertrauen gering.

Die Studie verdeutlicht zudem ein gesellschaftliches Paradox: Einerseits setzen immer mehr Menschen auf digitale Tools wie Gesundheits-Apps oder Chatbots. Andererseits führt genau diese permanente Selbstkontrolle zu noch mehr Stress. Ausgerechnet in einer Gesellschaft mit so hohem Wohlstand und Zugang zu medizinischer Versorgung fühlen sich die Menschen also zunehmend überfordert und angeschlagen.

Die fünf grössten Leiden im Überblick:

Dauerstress und Erschöpfung

Fast sieben von zehn Befragten klagen über Müdigkeit, vier von zehn über Stress. Besonders die jungen Erwachsenen sind betroffen: Schlechter Schlaf, hoher Leistungsdruck und psychische Belastungen rauben ihnen die Energie. Fast 80 Prozent fühlen sich verpflichtet, jederzeit gesund und fit zu wirken.

Schlafprobleme

Nur jede fünfte Person in der Schweiz schläft problemlos. Bei den 18- bis 35-Jährigen wacht fast die Hälfte regelmässig nicht erholt auf. Die Folgen: Konzentrationsschwierigkeiten, weniger Motivation und Rückzug aus dem sozialen Leben.

Einsamkeit und psychische Belastung

Jede fünfte Person fühlt sich einsam – bei den Jungen sogar jede dritte. Dazu kommt: 42 Prozent der 18- bis 35-Jährigen stufen ihre seelische Verfassung als schlecht ein. Stress, Leistungsdruck und digitale Dauerpräsenz verschärfen diesen Trend.

Digitale Selbstoptimierung und Misstrauen

Immer mehr Menschen nutzen Apps oder Chatbots, um Symptome zu checken. Jede dritte junge Person hat bereits eine KI für Selbstdiagnosen verwendet. Doch das Vertrauen bleibt gering: Nur 18 Prozent würden eine Diagnose akzeptieren, die ausschliesslich von einer KI stammt. Digitale Helfer machen also einerseits den Alltag einfacher, erzeugen andererseits aber auch Druck, ständig an sich zu arbeiten.

Neue Trends in der Medizin

Die Bevölkerung in der Schweiz steht medizinischen Neuerungen zwiespältig gegenüber. Zwar nutzen bereits 20 Prozent KI-Chatbots zur Selbstdiagnose – bei den jungen Erwachsenen sogar ein Drittel. Trotzdem trauen nur wenige einer Diagnose, die ausschliesslich von einer KI stammt. Auch bei Abnehmspritzen und Forschung zur Langlebigkeit sind die Meinungen gespalten: Ein Teil sieht Chancen, viele andere reagieren mit Skepsis oder fordern klare Einschränkungen.

Einfluss des Lebensstils wird unterschätzt

Besonders aufhorchen lässt, dass viele Menschen in der Schweiz den genetischen Faktoren einen ähnlich grossen Einfluss auf die Lebenserwartung zuschreiben wie dem eigenen Verhalten. Neuere Studien legen jedoch nahe, dass Ernährung, Bewegung und andere Lebensstilfaktoren deutlich wichtiger sein könnten als die Gene. Damit unterschätzen viele ihren persönlichen Handlungsspielraum, wenn es um ein langes und gesundes Leben geht.

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