Darum gehts
- Immer mehr Personen fahren ohne Fahrerlaubnis, zeigt eine deutsche Studie
- Erfahrene Autofahrer sind häufiger ohne gültiges Billett unterwegs
- 2024 gab es 1768 Entzüge der Fahrerlaubnis wegen Fahrens ohne Ausweis
Es ist eine Meldung, die aufhorchen lässt: Immer mehr Personen steuern ein Auto, obwohl sie gar keine Fahrerlaubnis haben. Dies zeigt eine neue Studie aus Deutschland.
Dass das Fahren ohne Führerausweis kein Randphänomen ist, betont Kirstin Zeidler von der Unfallforschung der Versicherer (UDV) gegenüber dem «Spiegel». Solche Meldungen tauchten immer wieder auf, dennoch würden viele das Problem als Ausnahme betrachten. «Wir waren daher überrascht, wie verbreitet Fahren ohne Fahrerlaubnis tatsächlich ist.»
Meistens Männer mittleren Alters
Meist seien es Männer mit Fahrerfahrung, die sich zu dem Delikt hinreissen lassen. Die Auswertung von amtlichen Statistiken, Befragungen von Bürgern und Interviews mit Polizisten und Staatsanwälten zeigten ein deutliches Bild. Vor allem erfahrene Autofahrer sind häufiger ohne gültiges Billett unterwegs.
Rund ein Drittel der Verurteilten in Deutschland ist zwischen 30 und 40 Jahre alt – deutlich mehr, als ihrem Bevölkerungsanteil entspricht.
Anstieg auch in der Schweiz
Und wie sieht es hierzulande aus? Fahren ohne gültigen Führerausweis ist auch in der Schweiz ein Thema. «Die Statistiken zeigen tendenziell einen leichten Anstieg der Fahrten ohne gültigen Führerausweis», erklärt das Bundesamt für Strassen (ASTRA) auf Blick-Anfrage.
Dabei unterscheidet das ASTRA zwischen Personen, die keinen Ausweis für den entsprechenden Fahrzeugtyp besitzen («Fahren ohne Ausweis») und solchen, die trotz Entzug oder Fahrverbot weitergefahren sind («Fahren trotz Entzug/Verbot»). Entzüge werden beispielsweise erteilt, wenn Autofahrer beispielsweise deutlich zu schnell oder betrunken gefahren sind.
1768 Fälle letztes Jahr
Im vergangenen wurde 1768 Personen die Fahrerlaubnis entzogen, weil sie ohne gültigen Ausweis für den entsprechenden Fahrzeugtyp unterwegs waren. Heisst: Jemand hat beispielsweise nur den Führerausweis der Unterkategorie A1, fährt aber ein Motorrad einer höheren Kategorie oder sogar einen Personenwagen.
Dabei machten Töff- und Autofahrer den grössten Teil aus.
Zum Vergleich: 2022 waren es noch knapp 300 Entzüge weniger. Wichtig: Die Zahlen von 2020 und 2021 eignen sich aufgrund der Corona-Pandemie nur bedingt für einen Vergleich.
Auch bei der Aberkennung ausländischer Führerausweise steigen die Zahlen. 2024 wurde die Marke von 1000 Fällen geknackt.
So ist die Situation bei Unfällen
Beim Fahren trotz vorübergehenden Entzuges zeigt sich ebenfalls ein leichter Anstieg: 2024 gab es 1363 endgültige Entzüge, in den Vorjahren waren es nur marginal weniger. Zwar ist die Zahl niedriger als bei «Fahren ohne Ausweis», doch die Tendenz ist auch hier nach oben gerichtet.
Ein Blick auf die Unfallstatistiken zeigt jedoch: Unfälle mit Personenschaden, bei denen der Hauptverursacher keinen Führerausweis hatte, sind nach wie vor selten. Trotzdem zeichnet sich auch hier ein leichter Aufwärtstrend ab – ein Ergebnis, das sich mit den Gesamtzahlen deckt.
Die Unfallforschung der Versicherer in Deutschland geht zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, wie sie schreibt. Für ihre Studie befragte sie online mehr als 7000 Menschen ab 16 Jahren aus unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. 13 Prozent gaben zu, schon einmal ohne Führerausweis gefahren zu sein – und 89 Prozent von ihnen wurden dabei nach eigenen Angaben nie kontrolliert.