«Ich kann versprechen, dass der Sarco benutzt wird»
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Sterbehilfe per Knopfdruck:«Ich kann versprechen, dass der Sarco benutzt wird»

Wie Sarco-Chef Willet sterben wollte, was ihn bewegte
«Florian wollte etwas verändern»

Florian Willet ist mit 47 Jahren gestorben. Der Freitod-Aktivist geriet in der Schweiz ins Visier der Justiz, nachdem er eine US-Amerikanerin beim Einsatz seiner Suizidkapsel begleitet hatte. Was über sein Leben bekannt ist.
Publiziert: 03.06.2025 um 13:00 Uhr
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Florian Willet engagierte sich seit Jahren für den assistierten Suizid.
Foto: Thomas Meier

Darum gehts

  • Sarco-Chef Florian Willet hat sich das Leben genommen
  • Willet wurde nach Einsatz der Todeskapsel verhaftet und sass in Untersuchungshaft
  • Er gründete 2024 den Verein The Last Resort in Zürich und war dessen Präsident
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marian NadlerRedaktor News

Kaum jemand dürfte sich mit dem Thema Sterben so intensiv auseinandergesetzt haben wie Sarco-Chef Florian Willet (†47). Nun hat sich der Deutsche mit Wohnsitz in der Schweiz das Leben genommen.

Die Sterbehilfeorganisation The Last Resort verliert damit ihren Präsidenten. Er war als Einziger im Waldstück in Merishausen SH dabei, als im vergangenen September eine schwer kranke Amerikanerin (†64) als erste Person weltweit in die Todeskapsel stieg und ihr Leben beendete.

Willet wurde anschliessend verhaftet, sass 70 Tage in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen seine Sarco-Kollegen laufen bis heute. Wer war der Mann, der die Sterbehilfe revolutionieren wollte?

Seine Motivation

Die Sterbehilfeorganisation Exit International, die mit Willets Verein The Last Resort zusammenarbeitete, schreibt auf ihrer Website in einem Nachruf: Rückblickend sei es nicht überraschend gewesen, dass er sich dazu entschieden habe, beim Suizid der US-Amerikanerin vor Ort zu sein. «Florian wollte etwas verändern. Und er wollte einer schwer kranken Frau zum friedlichen Tod verhelfen, den sie sich wünschte», schreibt Exit-International-Gründer Philip Nitschke (77). Er habe dabei nur an sie gedacht, und sein eigenes Wohlergehen habe erst an zweiter Stelle gestanden.

Um 2020 hatte Willet sein Engagement für den assistierten Suizid begonnen. Zunächst arbeitete er als Pressesprecher der Sterbehilfeorganisation Dignitas in Deutschland. Er vertrat die Überzeugung, dass jeder Mensch Zeitpunkt und Art des eigenen Lebensendes frei wählen sollte. Diese Haltung führte ihn schliesslich in die Schweiz, wo die gesetzliche Lage Freitodbegleitungen unter bestimmten Bedingungen zulässt. 2024 gründete er den Verein The Last Resort in Zürich.

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft

Die Sarco-Kapsel soll laut Staatsanwaltschaft nicht gewirkt haben. Stattdessen wurde Willet verdächtigt, die US-Amerikanerin erwürgt zu haben. Der Vorwurf erwies sich als haltlos, Ermittler fanden kein Anzeichen für ein Fremdverschulden.

Die Zeit in der Untersuchungshaft soll den Deutschen verändert haben. «Sein herzliches Lächeln und sein Selbstvertrauen waren verschwunden. An seine Stelle war nun ein Mensch getreten, der zutiefst traumatisiert schien», beschreibt Nitschke den Zustand von Willet in den letzten Monaten. 

Das Verfahren gegen Willets Kollegen läuft noch immer. Es geht um Anstiftung und Beihilfe zum Suizid.

Todeskapsel «Sarco» einfach erklärt

Seine Bücher

Florian Willet war ein hochgebildeter Mann, der zwei Doktortitel besass. Der studierte Rechts- und Volkswissenschaftler schrieb mehrere Bücher. Darin ging es um Psychologie, Evolutionsbiologie und Wirtschaftstheorie («Der soziale Schwan»), aber auch um Gender-Debatten («Weibliche Verhaltensökonomie: Schwarmintelligente Frauen schaffen ihre Männer ab») und Politik («Wie uns die Parteien über den Tisch ziehen»). Schon der Titel seines ersten Werks macht deutlich, dass er viel über gesellschaftliche Themen sinnierte – es heisst: «Florian Willet denkt nach über Hirnforschung, Evolution und Ökologie».

Das Blick-Interview

Im August 2024 gab Willet gemeinsam mit seiner Kollegin Fiona Stewart Blick ein Interview. Willet erklärte darin, er würde gerne bei einem Unfall ums Leben kommen. «Das wäre die perfekte Situation: nicht über den Tod nachdenken zu müssen, sondern vom Tod überrascht zu werden.» Es kam anders.

Hier findest du Hilfe

Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da: 

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben 

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