Darum gehts
- Sarco-Chef Florian Willet hat sich das Leben genommen
- Willet wurde nach Einsatz der Todeskapsel verhaftet und sass in Untersuchungshaft
- Er gründete 2024 den Verein The Last Resort in Zürich und war dessen Präsident
Kaum jemand dürfte sich mit dem Thema Sterben so intensiv auseinandergesetzt haben wie Sarco-Chef Florian Willet (†47). Nun hat sich der Deutsche mit Wohnsitz in der Schweiz das Leben genommen.
Die Sterbehilfeorganisation The Last Resort verliert damit ihren Präsidenten. Er war als Einziger im Waldstück in Merishausen SH dabei, als im vergangenen September eine schwer kranke Amerikanerin (†64) als erste Person weltweit in die Todeskapsel stieg und ihr Leben beendete.
Willet wurde anschliessend verhaftet, sass 70 Tage in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen seine Sarco-Kollegen laufen bis heute. Wer war der Mann, der die Sterbehilfe revolutionieren wollte?
Seine Motivation
Die Sterbehilfeorganisation Exit International, die mit Willets Verein The Last Resort zusammenarbeitete, schreibt auf ihrer Website in einem Nachruf: Rückblickend sei es nicht überraschend gewesen, dass er sich dazu entschieden habe, beim Suizid der US-Amerikanerin vor Ort zu sein. «Florian wollte etwas verändern. Und er wollte einer schwer kranken Frau zum friedlichen Tod verhelfen, den sie sich wünschte», schreibt Exit-International-Gründer Philip Nitschke (77). Er habe dabei nur an sie gedacht, und sein eigenes Wohlergehen habe erst an zweiter Stelle gestanden.
Um 2020 hatte Willet sein Engagement für den assistierten Suizid begonnen. Zunächst arbeitete er als Pressesprecher der Sterbehilfeorganisation Dignitas in Deutschland. Er vertrat die Überzeugung, dass jeder Mensch Zeitpunkt und Art des eigenen Lebensendes frei wählen sollte. Diese Haltung führte ihn schliesslich in die Schweiz, wo die gesetzliche Lage Freitodbegleitungen unter bestimmten Bedingungen zulässt. 2024 gründete er den Verein The Last Resort in Zürich.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft
Die Sarco-Kapsel soll laut Staatsanwaltschaft nicht gewirkt haben. Stattdessen wurde Willet verdächtigt, die US-Amerikanerin erwürgt zu haben. Der Vorwurf erwies sich als haltlos, Ermittler fanden kein Anzeichen für ein Fremdverschulden.
Die Zeit in der Untersuchungshaft soll den Deutschen verändert haben. «Sein herzliches Lächeln und sein Selbstvertrauen waren verschwunden. An seine Stelle war nun ein Mensch getreten, der zutiefst traumatisiert schien», beschreibt Nitschke den Zustand von Willet in den letzten Monaten.
Das Verfahren gegen Willets Kollegen läuft noch immer. Es geht um Anstiftung und Beihilfe zum Suizid.
Todeskapsel «Sarco» einfach erklärt
Seine Bücher
Florian Willet war ein hochgebildeter Mann, der zwei Doktortitel besass. Der studierte Rechts- und Volkswissenschaftler schrieb mehrere Bücher. Darin ging es um Psychologie, Evolutionsbiologie und Wirtschaftstheorie («Der soziale Schwan»), aber auch um Gender-Debatten («Weibliche Verhaltensökonomie: Schwarmintelligente Frauen schaffen ihre Männer ab») und Politik («Wie uns die Parteien über den Tisch ziehen»). Schon der Titel seines ersten Werks macht deutlich, dass er viel über gesellschaftliche Themen sinnierte – es heisst: «Florian Willet denkt nach über Hirnforschung, Evolution und Ökologie».
Das Blick-Interview
Im August 2024 gab Willet gemeinsam mit seiner Kollegin Fiona Stewart Blick ein Interview. Willet erklärte darin, er würde gerne bei einem Unfall ums Leben kommen. «Das wäre die perfekte Situation: nicht über den Tod nachdenken zu müssen, sondern vom Tod überrascht zu werden.» Es kam anders.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net