Darum gehts
- Florian Willet, Präsident von The Last Resort, ist durch Suizid verstorben
- Willet war bei erstem Sarco-Einsatz dabei und sass in Untersuchungshaft
- 47-Jähriger starb am 5. Mai in Deutschland, Staatsanwaltschaft erfuhr erst kürzlich
Sein Geschäft war der Tod. Sarco-Geschäftsführer Florian Willet (†47) hatte wohl deswegen auch klare Vorstellungen von seinem eigenen Ableben. «Lange bevor ich krank wäre. Einfach bei einem Unfall, der mich tötet, noch bevor ich merke, was passiert. Das wäre die perfekte Situation: nicht über den Tod nachdenken zu müssen, sondern vom Tod überrascht zu werden», sagte er vergangenes Jahr zu Blick.
Jetzt ist Willet tatsächlich gegangen. Er ist durch Suizid gestorben, wie der «Tages-Anzeiger» zuerst berichtete. Die Sterbehilfeorganisation Exit International bestätigt auf ihrer Seite, dass Willet am 5. Mai in Deutschland, seiner Heimat, gestorben ist. Willet lebte zuletzt in Zürich.
Der 47-Jährige und der Einsatz der Todeskapsel Sarco sorgten im vergangenen Jahr für Schlagzeilen. Willet wurde im September verhaftet und sass in U-Haft, nachdem die Suizidkapsel Sarco Ende September bei einer Waldhütte im Kanton Schaffhausen genutzt worden war. Eine 64-jährige US-Amerikanerin starb darin.
Aus eigenem Antrieb betreten und den Knopf gedrückt
Willet war die einzige Person gewesen, die beim Suizid in einem privaten Waldstück nahe der schweizerisch-deutschen Grenze dabei war. Er hatte das Ableben der Frau als «friedlich, schnell und würdevoll» beschrieben. Der Tod habe unter freiem Himmel, unter einem Baldachin aus Bäumen, stattgefunden. Die Frau habe seit vielen Jahren an einer Reihe schwerwiegender Problemen im Zusammenhang mit einer schweren Immunschwäche gelitten, teilte damals Fiona Stewart, Co-Präsidentin der Organisation The Last Resort, mit.
Anfang Dezember aus der Untersuchungshaft entlassen
Die Verantwortlichen um Kapsel-Erfinder Philip Nitschke bestritten gegenüber den Medien immer vehement, dass jemand beim Tod der sterbewilligen Person «nachgeholfen» habe. Die Amerikanerin habe die Kapsel aus eigenem Antrieb betreten, den Deckel selbstständig geschlossen und selbst auf den Knopf gedrückt, um ihr Leben zu beenden. Der Tod im Sarco wird dabei durch Stickstoff herbeigeführt.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
Unter anderem bestand der Verdacht, Willet könnte die Frau getötet haben, weil die Kapsel nicht wie geplant funktionierte. Der Verdacht erhärtete sich jedoch nicht. Anfangs Dezember 2024 wurde Willet aus der Untersuchungshaft entlassen – nach 70 Tagen.
Das Strafverfahren gegen den Verstorbenen wird eingestellt. Das teilt die Staatsanwaltschaft Schaffhausen am Montag mit. «Die Staatsanwaltschaft spricht den Hinterbliebenen ihr herzliches Beileid aus.» Die Strafverfahren gegen weitere Personen in dem Fall seien noch nicht abgeschlossen und würden weitergeführt.
«Florian wird für immer in unseren Herzen weiterleben»
Nach dem Tod von Willet meldet sich Kapsel-Erfinder Philip Nitschke, der Erfinder der Suizidkapsel Sarco, auf der Website seiner Sterbehilfeorganisation Exit International zu Wort. «Florian war ein aufmerksamer, fürsorglicher, lustiger und freundlicher Mensch», schreibt der gebürtige Australier. Willet sei davon überzeugt gewesen, «dass jeder Mensch das Recht hat, selbst über den Zeitpunkt seines Todes zu entscheiden».
Gleichzeitig kämpfte er offenbar selbst mit Problemen, suchte sich psychiatrische Hilfe. Nitschke: «In den letzten Monaten seines Lebens musste Florian Willet mehr auf seine Schultern nehmen, als jeder andere Mensch tragen sollte.» Am Ende wurde die Last offenbar zu schwer. Der Text endet mit den berührenden Worten: «Florian wird für immer in unseren Herzen weiterleben.»