Das sind die kältesten Orte der Welt
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Weniger als –50 Grad:Das sind die kältesten Orte der Welt

Paradoxes Wetterphänomen
Wochenlange Kälteperioden – Droht der Schweiz ein eisiger Winter?

Ein seltenes Wetterphänomen über dem Nordpol könnte einen frühen und strengen Winter in der Schweiz auslösen. Meteorologen beobachten eine Plötzliche Stratosphärenerwärmung, die arktische Kaltluft nach Süden treibt und wochenlange Kälteperioden verursachen kann.
Publiziert: vor 21 Minuten
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Aktualisiert: vor 18 Minuten
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Droht der Schweiz ein frostiger Winter?
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Stratosphärenerwärmung über dem Nordpol könnte zu länger anhaltenden Kälteperioden führen
  • Arktische Kaltluft bricht nach Süden aus und beeinflusst Wetterlagen
  • Seit den 1950er-Jahren wurde ein früher SSW nur einmal beobachtet
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Daniel MacherRedaktor News

Der erste Schnee ist gefallen, die ersten Skilifte sind bereits geöffnet. Für Mitte November nicht Ungewöhnliches. Doch was sich aktuell in grosser Höhe über dem Nordpol abspielt, könnte das Wetter auf der ganzen Nordhalbkugel nachhaltig durcheinanderbringen – und auch die Schweiz trifft es womöglich stärker als gewohnt. Meteorologen beobachten derzeit eine sogenannte Plötzliche Stratosphärenerwärmung (SSW), ein seltenes Phänomen, das paradoxerweise nicht für Wärme sorgt, sondern oft für wochenlange Kälteperioden.

Was passiert da oben eigentlich?

Im Winter bildet sich in rund zehn bis 50 Kilometern Höhe ein mächtiger Polarwirbel – ein ringförmiges System aus eisiger Luft und starken Westwinden. Normalerweise bleibt dieser Wirbel stabil. Doch wenn sich die Stratosphäre über dem Pol in kurzer Zeit stark erwärmt, kehren sich die Winde um, der Wirbel wird geschwächt oder sogar geteilt. Genau das scheint sich derzeit anzubahnen.

Die Folge: Arktische Kaltluft bricht nach Süden aus und kann über Wochen hinweg Wetterlagen auf der gesamten Nordhalbkugel beeinflussen. Besonders betroffen sein dürften gemäss US-Meteorologen der Norden der USA und der Süden Kanadas. Aber auch Europa – und damit die Schweiz – könnte die Folgen zu spüren bekommen.

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Was bedeutet das für Mitteleuropa – und die Schweiz?

Kommt es tatsächlich zu einer ausgeprägten SSW, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Mitteleuropa in eine Ostwindlage gerät. Und Ostwind bedeutet im Winter meist frostige Luft aus Russland. Während Deutschland laut Experten bereits mit erhöhter Kältewahrscheinlichkeit rechnen muss, könnte die Schweiz je nach Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete ebenfalls in eine länger anhaltende Kaltphase rutschen.

Für die Alpenregion wären damit vermehrt Schneefälle möglich, in den Niederungen hingegen länger anhaltender Frost – nicht untypisch für den Winter, aber deutlich früher und womöglich markanter, als man Ende November erwarten würde.

Seltene Wetterlage – und sie könnte lange dauern

Besonders bemerkenswert: SSW-Ereignisse treten normalerweise erst im Januar oder Februar auf. Dass ein solches Phänomen schon im November entsteht, ist aussergewöhnlich selten. Seit den 1950er-Jahren wurde ein früher SSW nur einmal beobachtet – im November 1958. Dieses Mal dürfte das Ereignis sogar noch früher einsetzen.

Meteorologen gehen davon aus, dass die Auswirkungen von Ende November bis weit in den Dezember hinein spürbar sein könnten – möglicherweise sogar bis ins neue Jahr. Verstärkt würde die Kälte, sollte sich gleichzeitig ein kräftiges Hoch über Russland festsetzen.

Was heisst das nun konkret?

Eine Garantie für einen strengen Winter gibt es nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit für länger anhaltende Kälteperioden steigt – und zwar deutlich. Für die Schweiz könnte dies bedeuten:

  • Mehr Schnee in höheren Lagen, möglicherweise schon früh im Dezember.
  • Kältere Temperaturen in den Mittellagen, besonders bei Ostwindlagen.
  • Hartnäckige Frostphasen im Flachland, falls sich die Wetterlage länger festfährt.

Ob die Schweiz tatsächlich eine frühe Winteroffensive erlebt, entscheidet sich in den kommenden Tagen. Sicher ist nur: Die Atmosphäre über dem Nordpol hat begonnen, ihr Kartenhaus neu zu mischen – und wir sitzen auf der Nordhalbkugel mitten im Spiel.

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