Darum gehts
- Tragischer Bootsunfall auf dem Zürichsee fordert zwei Todesopfer
- Dunkelheit, Geschwindigkeit und Beleuchtung als mögliche Unfallursachen möglich
- Motorboote fahren auf Zürichsee durchschnittlich mit 60 km/h, ohne Tempolimit
Am Dienstagabend ereignete sich auf dem Zürichsee ein tragischer Unfall zwischen zwei Motorbooten. Über den genauen Ablauf ist bislang wenig bekannt. Fest steht: Gegen 22.20 Uhr steuerte ein 46-jähriger Schiffsführer sein Boot vom Zürichsee durch den Durchstich in den Obersee. Dort stiess es mit einem anderen Boot zusammen, auf dem sieben Personen waren, darunter Jonas T.* (†36) und Amaya N.* (†37), die beim Crash ums Leben kamen.
Viele Fragen bleiben offen: Wie konnte es zu diesem schweren Unfall kommen? Welche Vorschriften gelten auf dem See? Spielte die Dunkelheit eine Rolle?
Um Antworten zu finden, werden die beiden Boote derzeit untersucht. Blick sprach mit Oskar Loewe, einem Experten für Boots- und Schiffbau. Er nennt vier mögliche Ursachen, die den Unfall begünstigt haben könnten:
Die Dunkelheit
Zum Zeitpunkt des Unfalls, um 22.20 Uhr, war es bereits stockdunkel. In Altendorf SZ, nahe der Unglücksstelle, ging die Sonne am Dienstagabend gegen 20.15 Uhr unter. Die Sicht war dadurch stark eingeschränkt. «Der Obersee ist bei Nacht besonders dunkel, da die Lichtquellen am Ufer spärlicher werden. Einen Baumstamm im Wasser würden Sie da nicht mehr sehen», erklärt Loewe. Auf das Tempolimit hat die Dunkelheit jedoch keinen Einfluss. Das führt gleich zum nächsten Punkt.
Oskar G. Loewe ist geprüfter Experte und Sachverständiger (VBS), Boots- und Schiffbaumeister und hat Betriebswirtschaft studiert. Seine berufliche Laufbahn begann als Betriebsleiter und Geschäftsführer von Werften und Industriebetrieben und im Schiffbautechnischen Versuchswesen.
Seit 1995 (seit 2001 in der Schweiz) arbeitet er als qualifizierter Experte und Sachverständiger und erstattete in dieser Zeit über 1000 Gutachten. Damit gehört er im Sachgebiet zu den anerkannten Experten in der Schweiz und Europa.
Oskar G. Loewe ist geprüfter Experte und Sachverständiger (VBS), Boots- und Schiffbaumeister und hat Betriebswirtschaft studiert. Seine berufliche Laufbahn begann als Betriebsleiter und Geschäftsführer von Werften und Industriebetrieben und im Schiffbautechnischen Versuchswesen.
Seit 1995 (seit 2001 in der Schweiz) arbeitet er als qualifizierter Experte und Sachverständiger und erstattete in dieser Zeit über 1000 Gutachten. Damit gehört er im Sachgebiet zu den anerkannten Experten in der Schweiz und Europa.
Die Geschwindigkeit
«Ausserhalb der Uferzonen gibt es keine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung für Motorboote – auch nicht bei Nacht», sagt Loewe. Innerhalb der Uferzonen, bis 300 Meter vom Ufer entfernt, gilt ein Tempolimit von 10 km/h. «Auf dem Zürichsee sind die Boote oft stark motorisiert. Viele kaufen den grösstmöglichen Motor. Ohne Tempolimit fahren die Boote dann im Schnitt mit bis zu 40 Knoten, das entspricht etwa 60 km/h.» Angesichts der Schwere des Unfalls liegt nahe, dass das Motorboot mit hoher Geschwindigkeit auf das andere Boot prallte.
Ein Tempolimit auf Schweizer Gewässern wird seit langem diskutiert. Für den Zürichsee standen 40 km/h zur Debatte, ähnlich wie für den Bodensee. Doch bisher wurde nichts beschlossen. «Nach dem tragischen Unfall wäre ein Tempolimit bei Nacht sinnvoll», meint Loewe. Er weist zudem auf ein weiteres Problem hin: «Früher waren Sportboote meist weiss und so auch zumindest bei Dämmerung noch relativ gut erkennbar. Dagegen sind heute besonders trendige Boote oft grau oder schwarz. Bei Nacht und hoher Geschwindigkeit sind sie kaum noch zu erkennen.»
Die Beleuchtung
Nachts müssen Boote mit einem weissen Toplicht (Rundumlicht) ausgestattet sein, das gut sichtbar ist. Schiffe mit Maschinenantrieb benötigen zusätzlich Seitenlichter (rot/grün) und ein Hecklicht – es sei denn, sie sind kleiner als sieben Meter und fahren langsamer als sieben Knoten. Dann reicht ein weisses Toplicht.
«Wenn das gerammte Boot im Wasser trieb, musste laut Vorschrift nur das Toplicht leuchten – ein 360-Grad-Licht mit schwachen zehn Watt», erklärt Loewe. «Das Toplicht von Sportbooten befindet sich etwa fünf Meter über dem Wasser. Vor dem Hintergrund der Uferlichter kann es leicht übersehen werden.» Das Licht sei dann kaum noch als zu einem Boot gehörend erkennbar.
Das Wetter
Am Dienstag herrschte traumhaftes Wetter. Solche Abende locken viele Boote auf den See – oft bis spät in die Nacht. «Auch hier am Vierwaldstättersee sehe ich bei gutem Wetter Dutzende Boote, auf denen bis in die Nacht gefeiert wird. Dass dabei auch Alkohol fliesst, ist klar. Das erhöht natürlich die Unfallgefahr», sagt Loewe.
* Namen geändert