Darum gehts
- Dreifaches Tötungsdelikt in Egerkingen SO und Hägendorf SO schockiert weit über die Region
- Mutmasslicher Täter stellte sich der Polizei, Motiv bleibt unklar
- Leo M. (41) soll Ex-Frau (38) und ihre Eltern (68, 72) getötet haben
- Jetzt sprechen die Eltern des mutmasslichen Täters im Blick
Das dreifache Tötungsdelikt von Egerkingen SO und Hägendorf SO beschäftigt nicht nur die Ermittler, sondern auch die Menschen weit über die Region hinaus. Viele Fragen sich: Warum nur hat Leo M.* (41) seine Ex-Frau Giulia M.* (†38) und ihre Eltern Silvia G.* (†68) und Claudio G.* (†72) getötet?
Sicher ist: Nachbarn wollen an beiden Tatorten mehrere Schüsse gehört haben. Und: Der Schweizer hat sich am Dienstag beim Polizeiposten in Egerkingen gestellt. Inzwischen wurde gegen Leo M. U-Haft beantragt und eine Strafuntersuchung wegen mehrfacher vorsätzlicher Tötung eingeleitet.
Zurück bleiben die Angehörigen der drei Todesopfer – darunter der Sohn von Leo M. und seiner getöteten Ex-Frau. Ihn wollte der Vater nach den Taten in der Schule abholen – es hat nicht geklappt.
Offene Fragen zum Todesdrama, unter anderem auch, ob Leo M. schon mal Drohungen ausgesprochen hatte und ob er einen Waffentragschein besass, beantwortet die zuständige Solothurner Staatsanwaltschaft nicht.
Jetzt sprechen im Blick die Eltern vom Täter
Während die wenigen Angehörigen von Giulia M. intensiv betreut werden, fühlen sich die Eltern vom mutmasslichen Dreifach-Täter daheim im Kanton Luzern bis jetzt im Stich gelassen. «Wir wissen gar nichts», sagen der Vater (81), die Mutter (76) und die Schwester (55) von Leo M. am Donnerstagvormittag völlig aufgelöst am Stubentisch zu Blick. «Wir sind am Boden zerstört und können das alles gar nicht glauben.»
Unter Tränen erzählen sie dann, dass ihr Sohn Leo bei ihnen im Kanton Luzern aufgewachsen sei. «Er war ein guter Schüler und machte nie Probleme», so sein Vater. Sein Sohn habe nach der Sekundarschule eine Lehre im Sicherheitsbereich gemacht. Auch da und später im Berufsleben habe es nie Probleme gegeben. «Er war immer nett.»
«Sie waren eine glückliche Familie»
Dann habe Leo seine spätere Frau Giulia kennen und lieben gelernt. «Vor zwölf Jahren haben sie dann geheiratet», erzählt die Mutter. Später sei dann der gemeinsame Sohn zur Welt gekommen. «Es war alles gut. Sie waren eine glückliche Familie.»
Doch 2021 hätten sich die beiden scheiden lassen. Die Eltern von Leo M. sagen, dass Giulia nicht mehr wollte. «Es gab daraufhin einen Streit ums Sorgerecht», weiss der Vater. Und: «Mein Sohn durfte den Kleinen nicht so sehen, wie er es sich eigentlich gewünscht hätte.» Ob dies das Motiv ist – darauf will sich der Vater nicht festlegen. Er sagt nur noch leise, dass Giulia M. offenbar einen neuen Freund hatte.
Ihren Enkel hätten sie vor wenigen Wochen das letzte Mal gesehen. Der Vater: «Da kam er nur mit seiner Mutter zu uns.» Die Grosseltern fragen sich, wo er jetzt ist und ob er gut betreut wird.
Ihr Sohn Leo sei das letzte Mal am Montag, also am Tag vor der Tat, noch bei ihnen gewesen. «Er hatte einen Kundentermin in der Nähe und kam zum Mittagessen. Es gab Salat», erinnert sich der Vater. Und fügt sofort an: «Er war ganz normal. Nichts deutete darauf hin, dass er so etwas Schreckliches im Sinn hatte.» Er und seine Frau fragen sich immer und immer wieder unter Tränen: «Warum nur? Warum?» Und auch: «Wie sollen wir nur unserem Enkel begegnen?»
Die Eltern von Leo M. sind hin- und hergerissen mit ihren Gefühlen. Sie möchten am liebsten ihren Sohn im Gefängnis besuchen. «Aber dies ist wohl noch nicht möglich», sagt der Vater. Leo würde immer ihr Sohn bleiben, aber: «Nach dem, was er getan haben soll, wird das alles sehr schwierig für uns.»
* Namen geändert