Darum gehts
- 15-jährige Luisa G. von 14-jähriger Annina B. in Berikon AG getötet
- Augenzeugin berichtet von zwei Mädchen, die in den Wald rannten
- Staatsanwaltschaft stellt Kommunikation im Fall ein
Entsetzen, Fassungslosigkeit und viele offene Fragen: So beschreiben Anwohner zwei Tage nach der Todesnachricht von Berikon AG die Stimmung in der 5000-Einwohner-Gemeinde. Am Sonntag kam hier in einem Waldstück Luisa G.* (†15) ums Leben – sie soll von ihrer Freundin Annina B.* (14) so schwer mit einem Messer verletzt worden sein, dass sie noch vor Ort verstarb.
Während die Kantonspolizei Aargau am Montagmorgen noch proaktiv kommunizierte und die Öffentlichkeit darüber informierte, dass eine 14-Jährige unter dringendem Tatverdacht festgenommen wurde, hüllt sich die zuständige Oberstaatsanwaltschaft nun bewusst in Schweigen.
Augenzeugin sieht zwei Mädchen in den Wald rennen
Weil die mutmassliche Täterin so jung ist, sei sie besonders schutzbedürftig. Heisst: absolute Geheimhaltungspflicht der Behörden. Ob die Öffentlichkeit jemals erfahren wird, was genau sich am Sonntagabend zwischen den Mädchen abgespielt hat, ist unklar. Blick rekonstruiert nach zwei Tagen Recherche vor Ort die dramatischen Minuten im Wald von Berikon.
Während im Schützenhaus des Feldschützenvereins Berikon eine Veranstaltung stattfindet, befinden sich die Mitschülerinnen Annina B. und Luisa G. unweit entfernt in einem Waldstück. «Ich war um 15.45 Uhr hier. Ich sah zwei Mädchen in den Wald rennen», sagt eine Augenzeugin gestern Dienstag zu Blick. Sie habe sich gefragt, was die beiden allein im Wald machen würden. Die Vermutung liegt nah, dass es sich bei den Mädchen um Annina B. und Luisa G. handelte.
Blutspuren am Boden
Als sie eine halbe Stunde später wieder dort vorbeikommt, tönt gerade «Happy Birthday» aus dem Schützenhaus. Sie sieht weder die Mädchen noch Polizeiautos. Doch etwa zu diesem Zeitpunkt muss es zwischen Annina B. und Luisa G. zur tödlichen Auseinandersetzung kommen. Was genau sich zwischen den Mädchen abspielt – und vor allem warum –, ist nicht bekannt. Während das Opfer schwerverletzt am Boden liegen bleibt, läuft die ebenfalls verletzte Annina B. in Richtung Schützenhaus. Auf ihrem Weg muss sie zwei Brücken passieren – dort finden sich auch zwei Tage nach der Tat noch Blutspuren am Boden.
Vor dem Schützenhaus trifft die 14-Jährige auf Erwachsene, eine Ärztin, die ebenfalls an der Veranstaltung teilnimmt, leistet gemeinsam mit anderen Erste Hilfe. Annina B. ist blutüberströmt, sagt immer wieder: «Ich sterbe, ich sterbe», wie eine Ersthelferin «20 Minuten» berichtet. Sie habe sich mit ihrer Freundin gestritten, soll sie im Schock ebenfalls erzählt haben.
Offene Fragen bleiben unbeantwortet
Während sich die Erwachsenen um die verletzte Teenagerin Annina B. kümmern, werden Spaziergänger auf ein am Boden liegendes Mädchen im nahe gelegenen Waldstück aufmerksam. Auch sie leisten Erste Hilfe, rufen die Ambulanz. Doch die Hilfe kommt zu spät – Luisa G. erliegt ihren schweren Stichverletzungen trotz Reanimationsmassnahmen noch vor Ort.
Annina B. hingegen wird ins Spital gebracht, ihre Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich. Als den Ermittlern klar wird, dass die Mädchen sich kennen, ergibt sich schnell ein dringender Tatverdacht gegen die verletzte Jugendliche. Annina B. wird formell festgenommen, die Jugendanwaltschaft eröffnet eine Strafuntersuchung. Wie es mit ihr weitergeht, bleibt unter Verschluss.
Und auch die offenen Fragen, die sich die Anwohnerinnen und Anwohner nach der tragischen Tat in ihrer Gemeinde stellen, werden zumindest vorerst wohl unbeantwortet bleiben.
* Namen geändert