Darum gehts
- 14-Jährige tötet 15-Jährige in Berikon AG mit Messer
- Kriminalexperte: Tat ist extrem aussergewöhnlich und vermutlich impulsiv
- Messerangriffe bei Minderjährigen in der Schweiz seit 2015 zunehmend
Eine unfassbare Tat erschüttert die Schweiz – in Berikon AG hat am Sonntagnachmittag eine 14-Jährige ein nur ein Jahr älteres Mädchen getötet. Mit einem Messer!
Gemäss der Aargauer Kantonspolizei stammt das Opfer aus der Region. Die sofortigen Reanimationsmassnahmen seien vergebens gewesen, erklärte Mediensprecher Bernhard Graser. «Die Person verstarb noch hier vor Ort.»
Auch die mutmassliche Täterin soll in der Gegend wohnen. Sie steht unter dringendem Tatverdacht. Gemäss Polizei gingen die beiden Mädchen auf die gleiche Schule, mehr ist über ihre Beziehung im Moment noch nicht bekannt. Auch über das mögliche Motiv weiss man derzeit noch nichts.
Extrem aussergewöhnlich
Sicher ist aber schon jetzt: Tötungsdelikte wie in Berikon sind enorm selten. Der Zürcher Kriminalexperte und Spezialist für Jugendkriminalität Dirk Baier (48) sagt zu Blick: «Diese Tat ist extrem aussergewöhnlich.» Dass ein Mädchen ein anderes mit einem Messer töte, komme in der Schweiz nur ganz selten vor.
Baier kennt nur einen vergleichbaren Fall in Deutschland. Im März 2023 wurde in Freudenberg D Luise F. von zwei gleichaltrigen Mädchen getötet. Auch hier kam ein Messer zum Einsatz.
Baier sagt: «In der Schweiz gibt es pro Jahr im Schnitt zwei Angriffe mit Messern bei Mädchen. Oftmals aber auch ohne Todesfolge. Berikon stellt deshalb eine sehr tragische Ausnahme dar.»
Angriffe mit Messern sind gemäss dem Kriminalexperten immer noch vor allem eine Männerdomäne. «Wir wissen aber, dass inzwischen auch über fünf Prozent der Mädchen ein Messer bei sich haben.»
Impulsive Tat?
Was genau sich am Sonntag zwischen den beiden Mädchen abgespielt hat, vermag auch der Kriminalexperte Baier nicht zu sagen. «Ich denke aber, dass es sich um eine impulsive Tat aus einem Streit heraus gehandelt hat», sagt er. Dafür spreche einerseits das Alter von Täterin und Opfer. «Dieses Alter ist oft von Handlungen im Affekt geprägt, bei denen man sich über die Konsequenzen noch nicht so im Klaren ist. Streitigkeiten können dann schnell eskalieren, bis hin zu solch tragischen Ereignissen.» Dies sei auch beim Tod von Luise der Fall gewesen.
Zudem spreche auch der Umstand, dass auch die Täterin verletzt wurde, für ein Handgemenge, denn für einen gezielten Angriff.
Zunahme an Messerangriffen
Tendenziell nehmen die Angriffe mit Messern bei Minderjährigen in der Schweiz zu und das seit 2015. So gab es im Jahr 2016 rund 10 solcher Angriffe. Letztes Jahr wurden fast 50 Messerangriffe in der Schweiz verzeichnet. «Man muss aber sagen, dass diese Zahl immer noch als niedrig zu bewerten ist», so Experte Baier.
Er plädiert vor allem dafür, die Prävention auszubauen und zu verbessern. «Es ist zentral, dass Situationen, die schlussendlich zu solch tragischen Ergebnissen führen, frühzeitig erkannt und angegangen werden.» Zum Beispiel, wenn es um Mobbing gehe. «So schlimm Taten wie die von Berikon sind, wir müssen uns immer fragen, wie wir so etwas in Zukunft verhindern können», betont Baier.