«So einen Schutzengel hat man nur einmal»
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Betroffener erzählt:«So einen Schutzengel hat man nur einmal»

Die Luftmatratze von Carmelo L. (55) aus Aarau explodiert und verwüstet seine Wohnung
«Die Tür wurde in zwei Teile gerissen»

In einem Mehrfamilienhaus platzte am Donnerstag eine Luftmatratze. Carmelo L. lag auf dem Bett, überstand die Explosion aber praktisch unverletzt. Er berichtet von den enormen Schäden in seiner Wohnung – und verrät, was ihn vor der enormen Wucht schützte.
Publiziert: 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 13:22 Uhr
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Carmelo L. überlebte am Donnerstag in Aarau eine Luftmatratzenexplosion.
Foto: Ralph Donghi

Darum gehts

  • Luftmatratzenexplosion in Aarauer Wohnung – Mann überlebt mit leichten Verletzungen
  • Wohnung verwüstet: Zerbrochene Scheiben, zerstörte Tür und tiefe Risse im Schlafzimmer
  • Die Scherben flogen 20 Meter weit, eine 100-jährige Jugendstilvitrine ist zerbrochen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ralph DonghiReporter News

«Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so etwas passieren kann», sagt Carmelo L.* (55). Er erlebte am Donnerstag in Aarau eine Luftmatratzenexplosion auf seinem Bett. «Ich bin froh, dass ich das überhaupt überlebt habe.»

Die Probleme mit der Matratze hätten vor ein paar Wochen angefangen, erklärt der Mann. Die Luftmatratze, die über eine am Strom angeschlossene Pumpe verfügt, habe oft etwas zu wenig Luft gehabt. «Deshalb habe ich angefangen, nachzupumpen», erklärt L.

Übermüdet heimgekommen

Am Donnerstagabend sei er dann übermüdet von der Arbeit nach Hause gekommen. Als er sich hinlegte, merkte er, dass die Matratze erneut wenig Luft hatte. Auf dem Bett liegend, habe er mit der Hand zur elektrischen Pumpe gegriffen, um den Luftverlust auszugleichen.

Dann kam es zur gewaltigen Explosion. «Plötzlich habe ich nichts mehr gewusst», sagt L. «Ich habe gehört, wie die Scheiben barsten», sagt er. Scherben der dreifach verglasten Fensterscheiben seien rund 20 Meter weit geflogen. Eine etwa hundertjährige Jugendstilvitrine sei zerbrochen. Die Polizei schreibt von einem «Bild der Verwüstung»: Die Wohnung war mit zerbrochenem Geschirr und Hausrat übersät. Zudem wies eine Wand tiefe Risse auf. Im Schlafzimmer fand die Polizei später die geplatzte Hülle der Luftmatratze.

«Auch in der Dusche gingen sämtliche Scheiben in die Brüche», sagt Carmelo L. Nicht mal die Wohnungstür überlebte den Knall. «Die Türe wurde in zwei Teile gerissen und etwa fünf Meter weit weggeschleudert – sie ist an einer anderen Wand geklebt.»

Was Carmelo L. wohl gerettet hat

«Zum grossen Glück» hatte L. auf das Luftbett noch eine weitere Matratze gelegt. Andernfalls hätte er sich bei der Explosion wohl viel schlimmere Verletzungen zugezogen.

Trotzdem wurde der Mann durch die Explosion vom Bett geschleudert. Genau kann er sich nicht erinnern. Aber er sagt: «Mir tut die Brust jetzt noch weh.» Zudem erlitt er eine leichte Schürfung.

Nach der Explosion telefonierte L. mit seiner Freundin – und zeigte ihr die Zerstörung per Videocall. «Sie musste fast weinen am Telefon», erklärt er. Eine Nachbarin habe die Polizei informiert, kurz nach 17 Uhr.

«Wie im Film»

Bald darauf sei auch die Polizei eingetroffen. «Es ist wie ein Film abgelaufen», sagt L. Er sei von einem Notfallsanitäter abgeholt und zur Kontrolle ins Spital gebracht worden. Dieses konnte er jedoch noch am Abend verlassen. Die Nacht verbrachte L. bei seiner Partnerin, wo er auch die nächsten Tage wohnen kann.

Carmelo L. ist sich bewusst, dass er grosses Glück hatte, bei der Explosion nicht schwer verletzt zu werden. Am Freitagmorgen war er deshalb bereits in der Kirche, um eine Kerze anzuzünden. «So einen Schutzengel erlebt man nur einmal.»

Sicher keine Luftmatratze mehr

Die Matratze – 2 Meter auf 1,80 Meter, ein ausländisches Fabrikat – hatte L. seit etwa einem Jahr. «Ich empfehle natürlich niemandem, eine solche Matratze daheim zu haben», sagt er nach seiner bitteren Erfahrung.

Der Mann lebt allein in einer Zweizimmer-Mietwohnung im Tiefparterre eines Mehrfamilienhauses in Aarau. «Es ist eine herzige, kleine Wohnung», sagt L., der beruflich als freischaffender Betreuer in einer Werkstatt für erwachsene Menschen mit einer Beeinträchtigung tätig ist.

Er würde gerne in der Wohnung bleiben. «Es ist günstig, sehr ruhig, sehr nah an der Stadt und am Grünen», sagt L. Jedoch werde er sicher kein Luftbett mehr haben.

Ob L. juristisch gegen den Hersteller der Matratze vorgeht, ist noch unklar. Fachleute haben die Statik der Wohnung geprüft und vorsorglich Stützen anbringen lassen.«Ich warte jetzt einmal, bis ich den Schlüssel zur Wohnung wieder habe – und bis sich ein Statiker die Situation angeschaut hat», sagt L.

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