Darum gehts
- Toni R. aus Lenzburg hatte mitten in der Nacht Einbrecher im Haus
- Der Unbekannte stand direkt neben seinem Bett
- Die Polizei rät, Fenster und Türen immer zu schliessen
Mit der Umstellung auf Winterzeit hat auch die Hochsaison für Einbrecher begonnen. Und: Sie werden immer dreister. Wie etwa bei Toni R.* (30) in Lenzburg AG. «Bei mir stand einer sogar mitten im Schlafzimmer», erzählt er im Gespräch mit Blick. Gespenstisch ist: «Ich erwachte, weil ich seinen Atem hörte.»
Passiert ist es in der Nacht auf den 7. November 2025, im Wässermatten-Quartier. Toni R. ist im oberen Stock eines Zweifamilienhauses alleine in seinem Bett am Schlafen. «Ich habe eigentlich einen tiefen Schlaf», sagt er. Doch plötzlich wacht er auf. «Weil ich neben mir ein lautes Schnaufen gehört habe.» Er liegt in Richtung des Nachttisches. Dies, weil er vor dem Einschlafen noch Youtube-Videos am Handy geschaut hat, wie er sagt. Weil er auf dem Bauch liegt, muss er den Kopf heben, um etwas zu sehen.
Nur etwa 30 Zentimeter entfernt
«Als ich meine Augen öffnete, sah ich direkt, etwa 30 Zentimeter vor mir beim Nachttisch, eine dunkle Person mit grauem Kapuzenpulli», sagt Toni R. Weil er nicht glauben kann, was er da sieht, schliesst er kurz seine Augen. «Nach dem Motto: Ist das wirklich wahr?» Es ist wahr – vor ihm steht ein Einbrecher!
Nur: «Als ich die Augen wieder offen hatte, war er schon über die Treppe in den unteren Stock abgehauen», sagt Toni R. «Ich glaube, er hatte mehr Angst als ich. Ich lief ihm noch hinterher und schrie: Verreise!» Da habe er nur noch die Eingangstüre gehört. «Ich bin noch hinterher. Doch da war er schon weg.»
Dann sieht Toni R., dass der Einbrecher ihm auf dem Nachttisch ein altes Handy gestohlen hatte. «Er hat es vom Ladegerät genommen», sagt er. Zudem seien ein Paar Schuhe, eine Jacke, ein Parfum und 30 bis 40 Franken Bargeld mitgenommen worden. «Das meiste wurde beim Hauseingang verloren.» Den Rest habe er später von der Polizei zurückerhalten.
Zwei junge Algerier verhaftet
Denn: Weil Toni R. sofort die Polizei alarmiert, kann am Ende die Regionalpolizei Lenzburg beim örtlichen Bahnhof zwei junge Männer festnehmen. Es handelt sich um zwei algerische Asylsuchende – 16 und 18 Jahre alt. Sie wurden unter dringendem Tatverdacht vorläufig festgenommen.
«Ich habe dann aufgrund der Spuren erst später erfahren, dass zwei Personen in meinem Obergeschoss waren», sagt Toni R. «Offenbar wollten sie auch noch meinen Autoschlüssel stehlen – doch dazu kam es zum Glück nicht.» So etwas sei ihm noch nie passiert. «Später habe ich mich gefragt, warum ich so ruhig geblieben bin. Doch ich weiss: Hätte ich den Einbrecher noch im Haus erwischt, hätte ich ihm sicher ein paar hinter die Löffel gegeben.»
Er gehe davon aus, dass es «Fällerer» gewesen seien, sagt Toni R. Er habe eine Anzeige gemacht, aber: «Meistens sind solche Leute schnell wieder frei, weil der Polizei die gesetzliche Grundlage fehlt.»
Zwei unterschiedliche Phänomene
Bernhard Graser von der Kantonspolizei Aargau sagt, dass es gebe zwei verschiedene Phänomene: «So gehen die Dämmerungseinbrüche häufig auf das Konto von seriell tätigen Verbrechern, die etwa aus dem Elsass, dem Balkan oder aus Osteuropa einreisen, um gezielt einzubrechen.» Hingegen seien bei den nächtlichen Diebstählen praktisch ausschliesslich junge Männer aus Maghreb-Staaten am Werk, die als Asylbewerber oder illegal in der Schweiz weilen.
Wie der Fall von Lenzburg exemplarisch zeige, so Graser weiter, «scheuen sie aber auch nicht davor zurück, sich dreist in Häuser einzuschleichen, wenn sich Gelegenheit in Form einer unverschlossenen Haustüre bietet.» Obwohl die Kapo AG keine Fälle kennt, wo solche Eindringlinge Gewalt gegen Bewohner anwendeten, um Beute zu machen, «ist der Schrecken natürlich maximal», sagt Graser. Er könne bei beiden Phänomenen nur dringend mahnen: «Türen und Fenster stets abschliessen.»
* Name geändert