Bub (10) schlägt 11-Jährigen im Bus ohnmächtig – jetzt handelt die Schule
So wird der Prügel-Schüler von Dottikon AG bestraft

Nach der brutalen Prügel-Attacke von Dottikon AG folgen Konsequenzen: Der Schläger wurde versetzt. Die neue Schule informierte die Eltern – und betont, dass dem Jungen ein Neuanfang zusteht. Die Mutter des Opfers befürwortet den Wechsel.
Publiziert: 00:00 Uhr
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Vor dieser Haltestelle in Dottikon wurde Ilias M. von einem anderen Schüler in einem Bus bewusstlos geprügelt.
Foto: Karin Frautschi

Darum gehts

  • Schüler wechselt Schule nach Prügelattacke für Neuanfang
  • Opfer-Mutter befürwortet Schulwechsel für Ruhe und Sicherheit
  • 10-jähriger Täter schlug 11-jährigen Mitschüler im Bus bewusstlos
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Tat sorgte für Empörung und Unverständnis: Selim K.* (10), ein Fünftklässler, ging Ende Oktober im Bus auf Schüler Ilias M.* (11) los und schlug den Viertklässler bewusstlos. Nun folgen Konsequenzen: Selim K. muss innerhalb der Verbandsgemeinden von Dottikon AG die Schule wechseln. Das Ziel ist ein Neuanfang.

Dies geht aus einem Schreiben der neuen Schule hervor, das Blick vorliegt. Darin heisst es: «Nach intensiver Abklärung durch unsere Schulen hat der Schulvorstand entschieden, dass der Junge einen Neuanfang machen darf.» Dieser Entscheid sei sorgfältig geprüft und pädagogisch begleitet worden.

Die Idee ist, «ihm ein Umfeld zu bieten, in dem er wieder zur Ruhe kommt, Vertrauen aufbauen und seine persönliche Entwicklung positiv fortsetzen kann». Weiter heisst es: «Wir sind überzeugt: Jedes Kind verdient eine faire zweite Chance. Fehler sind Teil des Lernens und Wachsens. Entscheidend ist, wie man mit ihnen umgeht.» Auf Nachfrage von Blick sagt Schulvorstand Benjamin Meier: «Die Versetzung erfolgt in diesen Tagen und wird durch die Schulleitung und weitere Fachpersonen eng begleitet.»

Der Vorfall habe grosse mediale Aufmerksamkeit erhalten und sei «für alle Beteiligten – insbesondere für den Jungen selbst und für seine Familie – sehr belastend» gewesen. «So falsch diese körperliche Auseinandersetzung sicher war – in den Medien wurde sie einseitig, unvollständig und verzerrt dargestellt», heisst es weiter. Und: «Der Knabe war bis zu diesem Tag komplett unauffällig und bereut seinen Fehler zutiefst.»

Opfer-Mutter befürwortet Wechsel

Gegenüber Blick konnten sich der Stiefvater und die Mutter von Selim K. wenige Tage nach der Tat die Auseinandersetzung nicht erklären. Sie sagten: «Er ist eigentlich ein ruhiger Junge, war noch nie in eine Prügelei oder ähnliche Situation verwickelt. Er hat so etwas noch nie gemacht

Während die Familie von Selim K. auf die aktuelle Blick-Anfrage zum Schulwechsel ihres Sohnes nichts sagen möchte, befürwortet Amal M.*, die Mutter des verprügelten Schülers Ilias M., diese Versetzung.

«Es ist der richtige Entscheid, dass das Kind die Schule gewechselt hat», sagt Amal M. zu Blick. «Auch wenn die beiden nicht in die gleiche Klasse gehen, würden sie sich immer wieder begegnen – etwa auf dem Pausenplatz oder auf dem Heimweg. So können sie sich wenigstens aus dem Weg gehen, und es kann Ruhe einkehren.»

Sorgen bis zur Heimkehr

Ihr Sohn Ilias habe mit dem Prügel-Vorfall im Bus noch zu kämpfen. «Seine Noten haben etwas nachgelassen, und er hat mit dem einen oder anderen Freund von Selim K. noch Reibereien – bisher aber alles im normalen Rahmen», sagt Amal M. «Doch jedes Mal, wenn er das Haus verlässt, mache ich mir Sorgen – bis er wieder nach Hause kommt.»

Auch werde sie noch von den Erinnerungen an das Video, das den Angriff auf ihren Sohn zeigt, geplagt. Amal M. sagt: «Ich bekomme diese Bilder nicht aus meinem Kopf!» Die krasse Aufnahme führte schliesslich dazu, dass die Mutter Anzeige erstattete – trotz persönlicher Entschuldigung des Täters und seiner Familie.

Gleich nach der Tat hat eine Bekannte von Amal M. eine Petition gestartet, die mehr Sicherheit auf dem Schulweg forderte. Diese hat inzwischen 356 Unterschriften. Das Ziel: Kinder sollen ohne Angst den Bus zur Schule nehmen können. Inzwischen finden laut Amal M. stichprobenartige Sicherheitskontrollen im Bus statt. Für die Mutter besonders wichtig, denn: «Alle Kinder haben das Recht auf einen sicheren Schulweg.»

* Namen geändert 

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