Darum gehts
- Der Birchgletscher im Lötschental droht abzubrechen
- Probleme mit Datenübertragung im Lötschental wegen GSM-Netz
- Gletscher bewegt sich 2,5 bis 3,5 Meter pro Tag
Der Birchgletscher oberhalb von Blatten VS im Lötschental bereitet den Fachleuten am meisten Sorgen. Dieser droht gemäss der kantonalen Dienststelle Naturgefahren abzubrechen. Auf dem Eis befinden sich etwa neun Millionen Tonnen Schutt.
Die Schuttmassen bewegen sich weiter talwärts. «Werden zurückkehren ins Dorf, die Natur sagt wann», so der Gemeindepräsident Matthias Bellwald an einem Medienanlass in Ferden VS am Sonntag. «Wir Blattnerinnen und Blattner haben einen hohen Durchhaltewillen.»
Der Gletscher bewegt sich um zweieinhalb bis dreieinhalb Meter pro Tag in Richtung Tal, wie Alban Brigger von der Walliser Dienststelle für Naturgefahren sagte. Eine exponentielle Beschleunigung, wie sie befürchtet werden konnte, sei nicht zu beobachten.
Probleme mit der Datenübertragung
Die Angaben seien nicht verlässlich, denn die Fachleute hätten «grosse Probleme» mit der Datenübertragung über das Mobilfunknetz GSM. Grund dafür sei die beschränkte Bandbreite im Lötschental, erklärte Brigger. Er hoffte auf eine Lösung mit der Swisscom in den nächsten ein bis zwei Tagen. Eine andere Möglichkeit sei eine Lösung über Satellitenkommunikation.
Im Birchgletscher wurde zudem ein neuer, frischer Riss gesichtet. «Dieser Riss ist praktisch durchgehend.» Brigger ging davon aus, dass der Gletscher «nächstens abbrechen» werde. Dies könne in mehreren oder in einem Ereignis geschehen. Das Eis werde aber sicher nicht liegen bleiben, wo es jetzt ist.
Für eine Rückkehr ist es noch zu früh
Eine dreidimensionale Auswertung des erodierenden Kleinen Nesthorns zeigte, dass der Berg verglichen mit dem Juli 2024 an gewissen Stellen kleiner wurde. Die grösste Absenkung beträgt 101 Meter, wie Brigger sagte. Der Schutt liegt nun weiter unten. Das Material türmt sich bis zu 81 Meter Dicke auf.
Als nächster Schritt soll unter anderem das Überwachungssystem des Gletschers und der Kantonsstrasse nach Blatten verbessert werden. Letztere sei sehr exponiert und liege unterhalb des Gletschers. Erste Schritte für die Installation eines Überwachungssystems seinen vergangene Woche eingeleitet worden.
Brigger bat die Einwohnerinnen und Einwohner des evakuierten Dorfes um Geduld. Er wolle die Leute möglichst risikolos nach Hause zurück bringen. Aktuell könne nicht ausgeschlossen werden, dass Teile von Blatten verschüttet werden.
Der Ticker der Pressekonferenz von Sonntagnachmittag zum Nachlesern findest du hier:
Die Fragerunde ist zu Ende – die Pressekonferenz vorbei
Die Pressekonferenz ist beendet – wir schliessen damit den Ticker. Danke für eure Aufmerksamkeit.
Gefahr vor Überschwemmungen durch Murabgänge
«Zurzeit können wir nicht ausschliessen, dass Teile von Blatten verschüttet werden», warnt Brigger. Besonders durch einen grossen Murabgang bestehe die Gefahr von Überschwemmungen. Das betreffe aber nicht unbedingt das ganze Dorf, so Brigger.
«Nur so können wir ein Zurückkehren ins Dorf zulassen»
«Es ist so, dass der vordere Bereich irgendwann in nächster Zeit herunter kommen wird», führt Brigger weiter aus. «Wie viel vom Gletscher und vom abgelagerten Material herunter kommen wird, das ist eben die grosse Frage.» Es sei möglich, dass das dauern wird. Deshalb müsse man ein sehr verlässliches Überwachungssystem aufbauen. «Nur so können wir ein Zurückkehren ins Dorf zulassen.»
Die Fragerunde beginnt
Brigger gibt die Pressekonferenz jetzt für Fragen frei. Auf die Frage ob es nicht möglich sei, für die Swisscom genügend Bandbreit zur Verfügung zu stellen, antwortet Brigger: «Die Swisscom tut alles Menschenmögliche, um uns die beste Verbindung zu ermöglichen.»
Man sei im Moment auf der gleichen Bandbreite wie Notfallorganisationen. Man müsse zusätzliche Antennen aufbauen, das dauere aber.
Brigger: Ich bitte die Gemeinde und die Einwohner um Geduld
«Ich weiss, jeder möchte zurück in seine geliebten vier Wände. Die Ungeduld steigt, aber ich bitte die Gemeinde und die Einwohner von Blatten um Geduld.» Man müsse das noch seriös abklären. «Wir möchten nicht, dass Personen zu Schaden kommen.»
Situation am Gletscher bleibt komplex
Die Situation am Gletscher stellt sich als besonders komplex dar. Alban Brigger erklärt: «Wenn die vielen Kubikmeter Schutt auf einer schönen Alp liegen würden und nicht auf einem beweglichen Gletscher, sähe die Situation anders aus.»
Die Unvorhersehbarkeit der Gletscherbewegungen unter der Last des Schutts erschwert die Lageeinschätzung erheblich. Man plant in den kommenden Tagen intensive Arbeitssitzungen, um verschiedene Szenarien zu analysieren und zu bewerten. Ziel ist es, der Gemeinde fundierte Empfehlungen zu präsentieren.
Die Ablagerungen des Murgangs von vor zwölf Tagen erreichen stellenweise Höhen von bis zu zehn Metern. Brigger betont: «Sie befinden sich in einem ungünstigen Bereich.»
«Gletscher liegt heute deutlich weiter vorne»
Der Gletscher beindet sich aktuell in einer vorgerückten Position. Alban Brigger erklärt jedoch, dass dies nicht unbedingt mit dem jüngsten Murgang zusammenhängt. «Das unmittelbar absturzgefährdete Eisvolumen beträgt je nach Gletscherdicke 0,25 bis 0,6 Millionen Kubikmeter.»
Neun Milliarden Kilogramm Schutt
Das Sturzvolumen des jüngsten Felssturzes am Grieshorn wurde präzise ermittelt. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf 3,5 Millionen Kubikmeter. Alban Brigger bestätigt: «Wir lagen mit unseren visuellen Schätzungen nicht so weit davon entfernt».
Dies entspricht einer beeindruckenden Masse von neun Milliarden Kilogramm Geröll, das nun den Gletscher bedeckt. Die genaue Berechnung wurde durch eine aktuelle Aufnahme von Swisstopo ermöglicht.
«Eindruck, als hätte sich alles stabilisiert – ist aber nicht so»
Die Situation am Birchgletscher bleibt kritisch. Alban Brigger, Ingenieur der Dienststelle Naturgefahren, warnt: «Man hat den Eindruck, als hätte sich alles stabilisiert. Dem ist aber nicht so.» Der Experte betont, dass vieles in Bewegung sei. Besonders auffällig seien die verschiedenen Abbruchstellen am unteren Gletscher.
Es gibt Schwierigkeiten bei der Datenübertragung, was genaue Messungen erschwert. Brigger schätzt die Bewegungsgeschwindigkeit der Gletscherfront auf 2,5 bis 3,5 Meter pro Tag. Eine exponentielle Beschleunigung wird nicht erwartet. Die Lage bleibt jedoch unberechenbar und erfordert weiterhin intensive Beobachtung.
«Werden zurückkehren ins Dorf, die Natur sagt wann»
Die Schuttmassen bewege sich weiter talwärts. «Werden zurückkehren ins Dorf, die Natur sagt wann», so Matthias Bellwald. «Wir Blattnerinnen und Blattner haben einen hohen Durchhaltewillen.»
Man wolle die Lebensqualität der Einwohner verbessern, sagt Bellwald weiter.