Das Tal bei Innerferrera GR ist nur sehr schwer zugänglich. Kaum jemand verirrt sich an den Emterbach im Val Niemet in Gemeinde Fererra, auch Fische werden dort nur wenige ausgesetzt. Umso überraschter war Fritz Bräsecke, der ehemalige Gemeindepräsident von Ferrera, als der Bach am 1. Juli plötzlich nicht mehr da war.
Bräsecke rief Wildhüter Simon Jäger an, berichtete das SRF-Regionaljournal. Dieser eilte noch am gleichen Abend vor Ort und war über das Verschwinden des Bachs ebenfalls «sehr überrascht». Jäger konnte nur spekulieren. «Wirklich erklären kann das nur ein Geologe», sagte der Wildhüter einem lokalen Radiosender.
Fakt ist, dass der Bach etwa einen halben Kilometer vor dem Einfluss in den nächsten See voll und ganz versickert. Das Wasser dreht kurz im Gegenuhrzeigersinn, dann ist es weg, das Bachbett dahinter komplett ausgetrocknet. Zusammen mit Freiwilligen suchte Jäger den Bach nach überlebenden Fischen ab. 17 Bachforellen konnten sie retten, 61 waren verendet.
Hochwasser? Erdbeben?
Offenbar verschwand der Bach auch schon früher, wie Anwohner im Gebiet nach Gesprächen wissen wollten. Das sei schon in den Jahren 1964, 1965 und letztmals im Dezember 2000 passiert. Erklären konnte es auch damals niemand.
Vielleicht, orakelt der ehemalige Gemeindepräsident Bräsecke, hat das Hochwasser im Juni ein Loch in den Kalkfelsen gespült, worin der Bach jetzt verschwindet. Jemand vom Kraftwerk Hinterrhein erinnert an das Ende Juni registrierte Erdbeben.
Um das Rätsel zu lösen, könnte man den Bach einfärben und sehen, wo das Wasser wieder rauskommt. «Wir haben nun beschlossen», so Wildhüter Jäger, «dass wir abwarten. Es ist ein Naturereignis, da sollte man nicht zu sehr reinpfuschen.» (kes)