Hier knallte die Gondel in den Hügel
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Horror-Fahrt in Laax GR:Hier knallte die Gondel in den Hügel

Betreiber legen interne Untersuchung vor
Das passierte beim Gondel-Zwischenfall in Laax GR

Ist die Seilbahn am Crap Sogn Gion in Laax GR Anfang Jahr haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt? Ein Bericht der Weisse-Arena-Gruppe bringt etwas Licht ins Dunkel. Im Fokus stehen drei Fehler.
Publiziert: 19.01.2022 um 13:12 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2022 um 15:19 Uhr
Hier krachte die Ladung der Gondel auf den Boden und zog eine tiefe Furche durch das Gelände.
Foto: BLICK-Leserreporter
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Georg Nopper

Schock für 35 Seilbahnpassagiere am 5. Januar in Laax GR. Wie Videos von Augenzeugen zeigen, fuhr eine Gondel hart über den Bäumen in Richtung Crap Sogn Gion, eine angehängte Last knickte Äste und berührte danach sogar den Boden.

Dann plötzlich: Vollbremsung! Mehrere Personen in der Kabine stürzten, eine Frau erlitt einen Gelenkkapselriss am Ringfinger.

Ist die Seilbahn haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt? War das Leben von Menschen in Gefahr? Die Betreiber der Weissen-Arena-Gruppe informierten anfangs nur zögerlich. Wollten die Verantwortlichen den Vorfall gar vertuschen? In einem internen Bericht wird der Unfall nun Schritt für Schritt aufgearbeitet.

Lastmesssystem war ausgeschaltet

Wenn etwas schief läuft, kommen meistens technische und menschliche Faktoren zusammen. So auch in diesem Fall. Wie die «NZZ», die vorab Einsicht in den Bericht der Weissen-Arena-Gruppe hatte, berichtet, stand am Anfang der Verkettung eine defekte Lastmesseinrichtung in der Aufhängung der Gondel. Das Gerät sollte melden, wenn eine Gondel zu stark beladen ist. Bei der betreffenden Bahn liegt die Grenze bei rund 10 Tonnen plus Toleranz von 10 Prozent. Ist die geladene Last schwerer, sollte das Lastmesssystem die Fahrt verhindern.

Wenn – wie dies zum Zeitpunkt des Unfalls der Fall war – unten an der Gondel eine Last aufgehängt ist, sollte das System schon bei 7,5 Tonnen Alarm schlagen. Da die angehängte Last bei der Fahrt näher an den Boden kommt als die Gondel allein. Am Crap Sogn Gion ist das Terrain derart ausgestaltet, dass selbst bei einer angehängten Last von 7,5 Tonnen während der ganzen Fahrt noch genügend Sicherheitsabstand vorhanden wäre.

Wie aus dem Bericht hervorgeht, war die Lastmesseinrichtung bei der betreffenden Gondel allerdings nicht in Betrieb. Laut Weisse-Arena-CEO Markus Wolf hatte das Gerät seit längerem nicht korrekt funktioniert und sei deshalb im Dezember ausgeschaltet worden. Für reine Personentransporte sei die Luftmesseinrichtung auch gar nicht vorgeschrieben.

Kein Beladungsverbot, falsche Berechnung

Trotzdem hatte der zuständige Techniker allerdings für die Gondel kein Verbot für Lastentransporte verhängt. Das war der erste Fehler. «Aufgrund der Tatsache, dass keine interne Weisung existierte, dass Transportfahrten nur noch mit der Gondel mit intaktem System gemacht werden dürfen, wurde die entsprechende Fahrt überhaupt vorgenommen», heisst es im Bericht.

Der zweite Fehler passierte direkt beim Beladen der Gondel. Der Maschinist hängte eine sogenannte Barelle an die Gondel, um Bühnenmaterial und Gewichtssteine zur Befestigung von Event-Aufbauten für einen Snowboard-Event zu transportieren. Dabei nahm er ein Gewicht von 500 Kilo pro Stein an. Tatsächlich ist ein Stein jedoch doppelt so schwer.

Zusammen mit den 35 Gondel-Passagieren an Bord belief sich die Nutzlast auf 10,4 Tonnen. Das Seil hing damit stärker durch als angenommen. Und das hatte zur Folge, dass die angehängte Fracht an einer knappen Stelle mit dem Terrain in Berührung kam.

Weiterfahrt trotz Kontakt mit Baumkronen

Der dritte Fehler ist dem Gondelführer zuzuschreiben: Dieser fuhr kurz nach der ersten Stütze, als die Last mehrere Baumkronen berührte und Äste wegrasierte, weiter. Erst als die Barelle über mehrere Meter am Boden entlangschleifte, stoppte er die Gondel.

Entgegen den Vorschriften wurde der Vorfall am Ereignistag auch nicht direkt der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelleder (Sust) gemeldet, sondern vorerst nur dem Bundesamt für Verkehr (BAV). «Wir wollten den Vorfall definitiv nicht vertuschen. Das können wir belegen: Wir haben sofort eine Meldung auf der Ereignisplattform des Bundesamtes für Verkehr erstattet, was auch eine Meldung an die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle auslöst», sagt Weisse-Arena-CEO Wolf der «NZZ».

Sicherungssysteme «funktionieren einwandfrei»

Laut dem internen Bericht waren die Passagiere «zu keinem Zeitpunkt an Leib und Leben gefährdet». Man habe zusammen mit dem Bahnhersteller Garaventa geprüft, ob dieses Ereignis potenziell schwerwiegende Konsequenzen hätte haben können.

«Weder eine direkte Berührung der Gondel mit dem Boden noch eine Entgleisung des Fahrzeugs noch ein Riss von Zug- oder Tragseil wurden als realistische Szenarien bewertet», heisst es. «Für jeden Fall würden weitere Sicherungen bestehen, welche diese Katastrophenszenarien verhindern.» Alle diese Sicherungssysteme «funktionierten und funktionieren einwandfrei».

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