Darum gehts
- Bernerin entwickelt Chatbot gegen häusliche Gewalt nach prägender Erfahrung in Senegal
- Chatbot «Sophia» informiert über Hilfsangebote und unterstützt bei Beweissammlung
- 41'000 Nutzer in 172 Ländern verwenden bereits den preisgekrönten Chatbot
Als Uno-Mitarbeiterin war Rhiana Spring (36) in Senegal. Vergeblich versuchte sie dort, einem Flüchtlingsmädchen den Zugang zu einer Schule zu ermöglichen. Erst durch eine zufällige Begegnung konnte sie das Mädchen schlussendlich doch noch einschulen lassen, wie sie gegenüber SRF ausführt.
Diese Erfahrung war prägend – Spring wurde klar, dass es einen Mangel an Verbindung zwischen Menschen in Not und passenden Hilfsangeboten gibt. Dies inspirierte die Bernerin 2021, einen Chatbot namens «Sophia» zu entwickeln. Der Chatbot funktioniert ähnlich wie ChatGPT, ist jedoch auf häusliche Gewalt spezialisiert. Er informiert über Hilfsangebote, hilft beim Beweisesammeln oder unterstützt sogar bei der Planung einer möglichen Flucht.
«Wollen die Hemmschwelle senken»
Für diese Spezialisierung hat sich Spring entschieden, weil es gerade für Frauen ein grosses Thema ist. «Häusliche Gewalt gibt es in jedem Land, jeder Gesellschaftsform, jeder sozialen Schicht.» Auf traurige Weise verdeutlicht sich das Problem derzeit auch in der Schweiz: Seit Beginn des Jahres hat es hierzulande mindestens 22 Femizide gegeben.
Ausserdem schweigen Opfer von häuslicher Gewalt oft und trauen sich nicht, sich Hilfe zu holen. «Mit Sophia wollen wir die Hemmschwelle senken», so die 36-Jährige. Gleichzeitig betont sie aber: «Es ist keine Notfallnummer – wer akut Hilfe benötigt, muss sich bei der Polizei melden.»
Bereits nächste App geplant
Die App wird bereits rege genutzt. Rund 41'000 Nutzer in 172 Ländern verzeichnet der Chatbot bereits – und Spring will weiter expandieren. Vergangenen Juli wurde die App von der Uno sogar mit dem «AI for Good Impact Award 2025» ausgezeichnet. «Die Uno sagte, unser Chatbot sei eine der besten KI-Lösungen der Welt.» Geld bringe die Auszeichnung zwar nicht, dafür aber Kontakte.
Doch Spring gibt sich noch lange nicht zufrieden. Mit ihrem Team arbeitet sie derzeit bereits an der nächsten Innovation. Es soll eine App sein, die sexistische Kommentare auf kurze, aber humorvolle Art kontert. «Sophia bekämpft häusliche Gewalt als Symptom. Jetzt möchte ich einen Schritt weiter gehen, zu den Wurzeln der Gewalt an Frauen.»
Bist du von sexueller, häuslicher oder körperlicher Gewalt betroffen oder kennst eine betroffene Person? Hier findest du Unterstützung:
Opferhilfe Schweiz: Hilfe bei sexueller, psychischer oder physischer Gewalt.
Castagna: Anlaufstelle für sexuell ausgebeutete Kinder und Jugendliche und in der Kindheit ausgebeutete Frauen und Männer.
BIF Beratungsstelle für Frauen: Hilfe bei Gewalt in Ehe und Partnerschaft
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