Duftbäume mit rechtsextremen Motiven
Post verkauft «Syltkröte» mit Hitlergruss

Ausländerhass im Verkaufsregal: Nazi-Memes in den Filialen in Frick und Liestal empören Kunden. Die Post räumt eigenes Versagen ein.
Publiziert: 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 14:15 Uhr
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Diese Duftbäumchen gab es bis vor wenigen Tagen bei der Post zu kaufen.
Foto: STEFAN BOHRER

Darum gehts

  • Die Post verkaufte Duftbäumchen mit rassistischen Darstellungen
  • Im Angebot gab es ausländerfeindliche Sprüche, eine «Syltkröte» – und Frauenhasser Andrew Tate
  • Die Post distanziert sich – Artikel aus dem Sortiment entfernt
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Mit Humor ist es bekanntlich so eine Sache. Gar nicht lustig fanden einige Kunden, was sie in den letzten Wochen in Verkaufsständern der Post entdeckten. In den Filialen in Liestal BL und Frick AG hingen bis vor wenigen Tagen Duftbäumchen mit zweifelhaften Motiven.

Die kleinen Lufterfrischer der Post, die zum Beispiel in Autos für einen angenehmen Geruch sorgen sollen, bedienten sich rassistischer Darstellungen. Im Angebot etwa: die «Syltkröte». Eine Schildkröte mit Nazi-Stahlhelm, die ihren Fuss zum Hitlergruss erhebt. Eine Anspielung auf die Vorfälle auf der deutschen Ferieninsel Sylt, wo junge Partygänger bei einer Feier ausländerfeindliche Parolen grölten und zu einem Hit des italienischen Musikers Gigi D’Agostino den Hitlergruss zeigten.

Neonazi-Mutter und Frauenhasser

Lustig? Überhaupt nicht, fand ein Kunde und beschwerte sich am Schalter in Liestal. Die Postangestellte aber sagte lediglich, sie könne nichts tun.

Die «Syltkröte» war nicht das einzige problematische Motiv. Am Verkaufsständer hing auch ein Duftbäumchen, das die verstorbene Mutter einer Neonazi-Familie aus Deutschland zeigt. Exzessiver Alkoholkonsum, Kriminalität und Gewalt: Die Familie erlangte durch eine RTL-Doku internationale Bekanntheit. Auf dem Bäumchen prangt der Satz: «Raus mit die Viecher!» – eine Aussage der Mutter über Ausländer, die in rechtsextremen Kreisen als Internet-Meme kursiert.

Ein dritter Duftspender feierte den frauenfeindlichen Influencer Andrew Tate als «Top G», ein Slang-Wort aus der Hip-Hop-Kultur für «Gangster», und eine Person, die in der Gemeinschaft Respekt geniesst. In der Realität wirft die britische Justiz Tate schwere Straftaten wie Menschenhandel, Vergewaltigung und Kontrolle der Prostitution vor. Die Polizei hat einen internationalen Haftbefehl gegen ihn erlassen.

Post distanziert sich

Die Post gibt sich auf Anfrage selbstkritisch. Sprecher Stefan Dauner sagt: «Der Verkauf dieser Duftbäumchen entspricht nicht unseren Werten und Unternehmensgrundsätzen.» Man distanziere sich ausdrücklich von jeder Form von Extremismus, Diskriminierung und menschenverachtendem Gedankengut.

Recherche-Hinweise

Haben Sie Hinweise zu brisanten Geschichten? Schreiben Sie uns: recherche@ringier.ch

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Laut Dauner handelte es sich bei den Duftbäumchen um ein «regionales Zusatzangebot», das zwischen dem 1. März und dem 31. Mai in den Filialen in Liestal und Frick verkauft wurde. Die Post prüfe bei regionalen Angeboten stets, ob diese mit den Unternehmenswerten vereinbar seien. «Wir bedauern ausserordentlich, dass diese Prüfung in diesem Fall versagt hat.»

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