Darum gehts
- Schüsse auf Geschäftsräumlichkeit in Huttwil BE, Künstler Madeye überlebt
- Zwei Verdächtige verhaftet, Mutter eines Festgenommenen spricht über Polizeieinsatz
- Verhafteter Sohn besitzt Sturmgewehr des Militärs
Unfassbar! Mitten in der Nacht auf Mittwoch wird mehrmals auf eine Geschäftsräumlichkeit in Huttwil BE geschossen. Der Künstler namens Madeye («einfach über 21»), der sich darin befindet, hat alles Glück dieser Welt und überlebt. «Sie wollten mich umbringen, haben es aber nicht geschafft», berichtete der selbst ernannte Kryptohändler im Gespräch mit Blick.
Rasch klickten die Handschellen – und für zwei Personen wurde U-Haft beantragt. Sie sollen bei den Schüssen auf Madeye dabei gewesen sein. Und: Es wurde ein Verfahren wegen versuchter vorsätzlicher Tötung eröffnet.
Mutter eines Verhafteten erzählt
Jetzt zeigen Recherchen von Blick: Die beiden Verdächtigen sind Sven T.* (30) und Steve P.* (33). Sie wurden noch am Tag der Schüsse in Eriswil BE verhaftet – in der Blockwohnung von Andrea T.* (55). «Es kam die Spezialeinheit Enzian der Kantonspolizei Bern», sagt die gebrochene Frau am Sonntag gegenüber Blick.
Sie ist am Boden zerstört, weil: Sven T. ist ihr Sohn. «Er war mit seinem Kumpel Steve in seinem Zimmer, als plötzlich die Wohnungstür aufgebrochen wurde und vermummte sowie schwer bewaffnete Polizisten hineinstürmten», erinnert sich Andrea T. «Die Verhaftung war der reinste Horror. Sie brätschten auch seine Zimmertür auf, stürmten hinein und legten mir Handschellen sowie eine schwarze Augenbinde an. Zu meinem eigenen Schutz, wie sie sagten.»
Praktisch alle Nachbarn bekamen den Polizeieinsatz mit, mussten aber in Sicherheit bleiben, bis die beiden Männer abgeführt wurden.
«Es ist ganz schlimm für mich»
Seit Mittwoch hat Andrea T., die wegen eines Schlaganfalls seit 1994 arbeitsunfähig ist, noch nichts von ihrem verhafteten Sohn gehört. «Es ist ganz schlimm für mich», sagt sie unter Tränen. «Ich hoffe einfach, dass es ihm gut geht.»
Ihr Sohn habe ganz normal die Schule gemacht – die Realschule – und dann eine Maurerlehre absolviert. Aber: «Er arbeitete zuletzt nur temporär», so die Mutter weiter. «Und als er nach vier Jahren auswärts wohnen – nachdem ihn seine Freundin verlassen hatte – wieder nach Hause kam, wurde er irgendwie anders.»
Sven T. soll ein Sturmgewehr gehabt haben
Sven habe gekifft und damit aufhören wollen, gegamet und «gern gechillt». Was ihr Sohn sonst noch alles getrieben habe, wisse sie nicht. Irgendeinmal gebe man einfach auf und könne nichts mehr machen, «wenn das Kind plötzlich mit falschen Leuten zusammenkommt», sagt Andrea T.
Gefragt von Blick, ob Sven denn eine Waffe hatte, antwortet die Mutter: «Ja, leider. Ein Sturmgewehr vom Militär.» Ob es die Polizei bei ihrem Sohn gefunden hat, weiss sie nicht. «Es könnte auch sein, dass er es in meinem Auto hatte und es dort lag. Sven hat zwar kein Autobillett, aber sein Kumpel Steve hat den Ausweis.» Sie vermutet, dass die beiden ihr Auto Mittwochnacht «einfach genommen» haben. «Ich habe aber nichts davon gemerkt.»
«Mein Sohn war schon ziemlich aufgebracht»
Hat Sven T. denn am Tag vor den mutmasslichen Schüssen keine Andeutung gemacht, dass er wütend auf Madeye sei? «Ich habe mich nicht in seine Angelegenheiten eingemischt», sagt Andrea T.
Madeye sagte zu Blick, dass die Täterschaft aus «Hass, Neid und Missgunst» gehandelt habe. Andrea T. erklärt: «Mein Sohn war schon ziemlich aufgebracht. Er sagte nur, er werde Madeye später bei der Polizei anzeigen.» Doch dazu kam es nicht.
Dass jetzt ihr Sohn unter den Verdächtigen ist, tut der Mutter weh. Aber: «Er ist erwachsen und selbst verantwortlich für das, was er tut.» Ob Sven T. oder sein Kumpel Steve P. allenfalls geschossen hat, weiss die Mutter nicht. Aber, so Andrea T.: «Wie heisst es doch so schön: mitgegangen, mitgefangen.»
Ihr Sohn sei schon zweimal in Haft gesessen, sagt Andrea T.: «Da war es wegen nicht bezahlter Rechnungen. Ich hoffe, dass er nun die Hilfe bekommt, die er braucht.»
* Namen geändert