Darum gehts
- Wilderswil BE: Touristen dringen in Garten von Blick-Leser ein
- Eindringlinge ignorieren Hinweise, steigen über Kette und hinterlassen Abfall
- Vorfälle gefilmt, Hausbesitzer plant nun Metalltor-Installation
Ein schönes Einfamilienhaus mit grosszügigem Garten in einer ruhigen Ecke – Blick-Leser Raphael Eymann (37) und seine Ehefrau kauften sich 2021 ihr Traumhaus in Wilderswil BE. In der beschaulichen Gemeinde ob Interlaken im Berner Oberland leben rund 2870 Einwohner.
Und jedes Jahr kommen Tausende Touristen, um Ferien in der Nähe von Thunersee, Brienzersee und den Bergen Jungfrau, Mönch und Eiger zu verbringen. Das bekam auch das Paar Eymann bald zu spüren. In der direkten Nachbarschaft liegen zwei Hotels. Ein Weg führt daran vorbei bis zu ihrem Haus und endet dort als Sackgasse.
Hotels und Wanderwege in der Nähe führen zu Verwirrung
Für einige Touristen scheint das zu unübersichtlich zu sein. «Schon kurz nach unserem Hauskauf kamen immer wieder Touristen vorbei und liefen direkt in unseren Garten hinein. Anfangs haben wir es noch ganz lustig gefunden. Da passierte es auch nur vereinzelt», sagt Raphael Eymann im Gespräch mit Blick. Viele der Touristen schienen überrascht, dass sie nicht in einem der umliegenden Hotels gelandet sind. «Beim Nachbarn standen sie sogar mit Koffer in der Küche und fragten nach der Hotelrezeption.»
Auch die Wanderwege in der Gemeinde, die eigentlich in die Berge führen, bringen ungebetene Gäste. «Kurz vor unserem Grundstück befindet sich ein solcher Spazierweg. Doch einige der Touristen landen stattdessen in unserer Gasse und versuchen, durch unseren Garten zu spazieren», erzählt der 37-Jährige weiter.
Selbst eine Kette hält die Eindringlinge nicht ab
Leider gibts nicht immer Einsicht: «Einige ignorierten meine Hinweise, dass sie sich auf einem Privatgrundstück befinden. Viele sind auch so auf ihr Handy und den vermeintlichen Wanderweg fixiert, dass ich einmal sogar bei der Gartenarbeit angerempelt wurde», schildert Eymann.
Seit zwei Wochen sei die Situation jedoch besonders akut. Eines der umliegenden Hotels befindet sich im Umbau, bereits fertige Wohnungen werden über Airbnb vermietet. «Es werden immer mehr Touristen, die auf unser Grundstück eindringen», betont Eymann. Vor den Eingang seines Grundstücks setzte er deshalb eine Kette und befestigte daran ein Schild mit dem Hinweis «Privat».
Doch selbst das zeigt kaum Erfolg. Eine ebenfalls installierte Überwachungskamera filmte in den letzten zwei Wochen immer wieder Personen, die einfach über die Kette stiegen. Dem nicht genug: Die Eindringlinge liessen auch ihren Abfall in den Grüncontainern des Wilderswilers zurück.
«Overtourism in seiner Reinform»
Der Besitzer der Airbnb-Wohnungen versuche mit aufgestellten Abfallsäcken, die Situation zu lösen, betont der Leser. «Doch es ist so absurd. Viele laufen einfach daran vorbei, bis zu unseren Abfallcontainern.» Das geht ihm gehörig auf die Nerven: «Overtourism in seiner Reinform. Und wir Anwohner, die nicht davon profitieren, müssen uns dann selbst wieder um den Abfall kümmern», meint Eymann zu Blick.
Mit den umliegenden Hotels habe er schon Kontakt aufgenommen. Es sei jedoch schwierig, die vielen Kurzzeit-Touristen immer wieder aufs Neue zu informieren. Auf Blick-Anfrage erklärt eines der Hotels zudem, dass es sich nach ihren Beobachtungen um Passanten oder andere Besucher und nicht um ihre Hotelgäste handle. An der Rezeption empfange das Hotel seine Gäste persönlich und lege grossen Wert darauf, dass diese respektvoll mit den Nachbarn umgingen.
Für Raphael Eymann gibt es nur noch eine Lösung: «Ich werde vor den Eingang des Grundstücks ein Metalltor setzen müssen, damit niemand mehr so leicht eindringen kann.» Besonders belastet ihn die Situation wegen seiner zweijährigen Tochter: «Sie wird jetzt immer aktiver und drängt immer mehr nach draussen. Wenn aber immer wieder fremde Menschen durch unseren Garten spazieren, mache ich mir deswegen Sorgen.»