Darum gehts
- Frank Urbanioks Lesung in Basel abgesagt
- Urbaniok kritisiert «Einengung der Meinungsräume»
- Sein Buch erscheint im Dezember in zweiter Auflage
Frank Urbaniok (63), bis 2018 Chefarzt des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes des Kantons Zürich, ist der bekannteste Forensiker der Schweiz. In der Kritik stand er immer wieder – mal von rechts, weil er Straftäter verhätschle, mal von links, weil er sie zu lange wegsperre.
Seit Urbaniok vor einem halben Jahr unter dem Titel «Schattenseiten der Migration: Zahlen, Fakten, Lösungen» ein Buch aus dem beliebten Endlich-sagts-mal-einer-Segment veröffentlicht hat, kommt der Applaus aus der rechten Ecke, für viele Linke ist er zum roten Tuch mutiert. Auch bei Fachleuten ist das Buch umstritten. Urbaniok schreibt, es gebe einen Zusammenhang zwischen der kulturellen Prägung und der Gewaltbereitschaft. Und benennt konkret jene Nationalitäten, die in den Kriminalstatistiken besonders herausstechen – von Afghanistan bis Syrien.
Linksextreme riefen zu Kundgebung auf
Für kommenden Mittwoch war bei Orell Füssli an der Freien Strasse in Basel eine Lesung mit Urbaniok geplant. Doch stattfinden wird sie nicht. Auf dem linksradikalen Onlineportal Barrikade.info war zu einer Kundgebung vor der Buchhandlung mobilisiert worden: «Wir werden Urbaniok und die rassistischen Positionen, die er vertritt, nicht tolerieren!» Und das Feministische Streikkollektiv Zürich verbreitete in den sozialen Medien folgenden Aufruf: «Frank Urbaniok, rechtsextremer Psychiater, kommt nach Basel – halten wir dagegen.»
Über die Absage schreibt Orell Füssli dem «Tages-Anzeiger», diese sei in Absprache mit dem Autor und den Sicherheitskräften gefällt worden: «Wir können keine störungsfreie Veranstaltung garantieren aufgrund von angekündigten Demonstrationen.»
«Leute weigerten sich, mit mir auf Podien zu sitzen»
Frank Urbaniok sagt zu Blick, die Buchhandlung in Basel sei ein Ort, der nicht gut gesichert werden könne. Er könne die Absage daher nachvollziehen. «Doch dass es so weit kommen musste, zeigt einen problematischen Trend – die Meinungsräume werden immer enger, und unbequeme Wahrheiten dürfen nicht ausgesprochen werden.»
Das habe er seit der Publikation seines Buchs mehrfach erlebt. Urbaniok: «Geplante Vorträge von mir wurden plötzlich abgesagt, und es gab Leute, die sich weigerten, gemeinsam mit mir auf Podien zu sitzen.» Besonders in Deutschland seien seine Auftritte teilweise «aus politischen Gründen» abgesagt worden. Auch stelle er fest, dass die öffentlich-rechtlichen Medien Deutschlands sich scheuen würden, sein Buch zu thematisieren.
«Staat hat Kontrolle verloren»
Ihn als rechtsextrem zu bezeichnen, hält Urbaniok für abwegig: «Ich bin weder links noch rechts. Ich sitze zwischen den Stühlen und lehne jede Art von Extremismus ab.» Beim Thema Migration müssten die ideologischen Grabenkämpfe überwunden werden: «Wir brauchen dringend eine umfassende Migrationswende.» Gerade auch auf seinen Lesereisen in Deutschland habe er festgestellt: «Es gibt Brennpunkte, wo der Staat die Kontrolle verloren hat.»
Im Dezember erscheint Urbanioks Buch in der zweiten Auflage. Ergänzt hat er es um einen Teil, in dem zustimmende Zuschriften von Leserinnen und Lesern abgedruckt werden. «Das sind ganz normale Menschen, die sich im Stich gelassen fühlen.»