Es ist Anfang Mai, als Anina C.* (32) sich den Kopf darüber zerbricht, wie sie ihre beiden Kinder bis Ende Monat ernähren soll. Jeden Tag flattern neue Rechnungen rein, doch kaum ein Rappen ist übrig. Verzweifelt sucht sie im Internet nach Kleinkreditanbietern. Ohne zu ahnen, wie weit sie für 1000 Franken gehen würde.
Bei einem Anzeigenportal stösst Anina C. auf ein dubioses Angebot: «Kleiner Kredit auch in Raten zu vergeben, der in etwas Erotischem oder per Einzahlungsscheine zurückbezahlt werden kann.»
Die zweifache Mutter beschliesst, den Anbieter Ruedi K.* anzuschreiben. Sie weiss: «Bei einer Bank hätte ich wegen unseren Schulden niemals einen Kredit bekommen.»
Ehemann war einverstanden
Als «erotische Dienstleistung» schlägt sie ein Dessous-Shooting vor. «Das habe ich schon privat gemacht und dachte: Gut, das kann ich mit mir vereinbaren.»
Der Deal: 1000 Franken Kredit, von denen C. 800 Franken in vier Monaten abbezahlen muss. 200 verspricht der Unbekannte zu erstatten – fürs Erotik-Shooting. Aninas Mann ist eingeweiht: «Auch ihm war die Notsituation bewusst, deshalb hat er eingewilligt.»
Treffen in einem Keller in Basel
Am 11. Mai trifft man sich in der «Werkstatt» von Ruedi K. in einem Keller in Basel. Vor dem Shooting unterschreiben beide den Rückzahlungsvertrag. Es wird vereinbart, dass das Geld in zwei Tagen überwiesen wird.
Anina C. zieht sich bis auf die Unterwäsche aus. Dann fordert Ruedik K. sie auf, auch ihre Unterhose auszuziehen, damit er ihre Geschlechtsteile fotografieren konnte. «Ich dachte an meine Familie und an die Schwierigkeiten, die uns ohne das Geld bevorstehen. Ich schloss die Augen vor Scham.»
Griffe zwischen die Beine
Ruedi K. hat noch immer nicht genug. «Er fasste mir zwischen die Beine», so Anina C. weiter. Erschrocken öffnet sie die Augen. «Da hatte er schon seinen Gürtel geöffnet und Hose und Unterhose abgestreift.»
Der Mutter wird klar: Ums eigentliche Dessous-Shooting geht es nicht. Sie will nur noch weg: «Ich packte sofort meine Sachen, den Vertrag liess ich versehentlich liegen. Er steckte mir noch eine 50-Franken-Note in die Tasche und sagte, mehr sei ich nicht wert.»
Die Familie holt die Mutter ab. Während der Rückfahrt wird geschwiegen: «Ich fühlte mich so dreckig.» Mit dem Geld von Ruedi K. hatte sie dennoch fest gerechnet – doch die 1000 Franken werden nie bezahlt.
Auch bei Massage übergriffig
Anina C. ist nicht die einzige Hausfrau in Not, die auf das Grüsel-Angebot hereinfiel. Jana W.* (33) aus dem Kanton Aargau wurde von Ruedi K. eine Massage angeboten – für einen Kredit von 1200 Franken. «Beim Treffen bestand er aber darauf, dass ich mich ausziehe. Ich habe gehorcht», erzählt sie. Als er sie zwischen den Beinen anfasste, blockte auch sie ab. Den versprochenen Kredit bekam sie nie.
Gegenüber BLICK rechtfertigt sich Ruedi K.: «Sie wollten den Kredit mit Sex abstottern. Das war so abgemacht.» Der Inserat-Grüsel besteht darauf, dass die Frauen von seinen sexuellen Absichten wussten. Er jammert: «Als ich mich ausgezogen habe, konnten sie mich nicht einmal anfassen.»
Angst und Scham
Die Erinnerungen verfolgen die Frauen bis heute. Anina C. sagt: «Ich habe grosse Angst. Er hat ja auch noch die Fotos von mir.» Von einer Anzeige wegen sexueller Belästigung sieht sie trotzdem ab: «Ich bin selber schuld. Das Geld hat mich blind gemacht – und naiv.»
* Namen geändert
Das Internet ist voll von betrügerischen Kreditanbietern, die sich an verzweifelten Personen bereichern wollen. «Wir erleben leider relativ oft, dass unseren Klienten auf solche falschen Kredite hereinfallen», sagt Sébastien Mercier, Leiter der Schuldenberatung Schweiz.
Die Masche sei meist dieselbe: Der Anbieter verspricht einen Kredit gegen Vorauszahlung an und lässt seinen Kunden einen dubiosen Vertrag unterschreiben. «Viele unserer Klienten habe das Kleingedruckte nicht gelesen, tappen so in die Falle. Den versprochenen Kredit habe sie am Ende nicht erhalten», so Mercier.
Rechtlich gegen die falschen Anbieter vorzugehen, sei schwierig bis unmöglich. Mercier rät: «Nehmen Sie keinen Kredit auf, wenn Sie Schulden haben. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre finanzielle Situation und Ihre Möglichkeiten. Erarbeiten Sie dann mit einem Finanzexperten einen Plan, wie Sie die Schulden abzahlen können.»
Das Internet ist voll von betrügerischen Kreditanbietern, die sich an verzweifelten Personen bereichern wollen. «Wir erleben leider relativ oft, dass unseren Klienten auf solche falschen Kredite hereinfallen», sagt Sébastien Mercier, Leiter der Schuldenberatung Schweiz.
Die Masche sei meist dieselbe: Der Anbieter verspricht einen Kredit gegen Vorauszahlung an und lässt seinen Kunden einen dubiosen Vertrag unterschreiben. «Viele unserer Klienten habe das Kleingedruckte nicht gelesen, tappen so in die Falle. Den versprochenen Kredit habe sie am Ende nicht erhalten», so Mercier.
Rechtlich gegen die falschen Anbieter vorzugehen, sei schwierig bis unmöglich. Mercier rät: «Nehmen Sie keinen Kredit auf, wenn Sie Schulden haben. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre finanzielle Situation und Ihre Möglichkeiten. Erarbeiten Sie dann mit einem Finanzexperten einen Plan, wie Sie die Schulden abzahlen können.»