Darum gehts
- Brienz erneut evakuiert, Phase Rot ausgerufen, Gefahr von Felssturz
- Situation in Blatten VS verschärft sich, Fels am Kleinen Nesthorn bröckelt weiter
- Schaden in Blatten auf 320 Millionen Franken geschätzt, 1 Million Kubikmeter Fels bewegt sich
In Brienz GR gilt zum dritten Mal Phase Rot. Diese hohe Gefahrenstufe war erst Anfang Mai auf die Stufe Orange gesenkt worden. Die knapp 100 evakuierten Einwohner und die Ferienwohnungsbesitzer konnten neu jeweils tagsüber in das Dorf zurück. Damit ist vorerst Schluss.
Gleichzeitig verschärft sich die Situation auch in Blatten VS wieder. «Der Fels am Kleinen Nesthorn oberhalb Blatten bröckelt weiter: Am Mittag hatte sich eine grössere Menge Gestein gelöst», schreibt Matthias Sänger von Myweather auf X.
Kleines Nesthorn wird laufend überwacht
Die instabilen Felspartien am Kleinen Nesthorn mit einem Gesamtvolumen von mehreren 100'000 Kubikmetern bewegen sich weiterhin im Bereich von mehreren Dezimetern pro Tag, teilt der Regionale Führungsstab Lötschental auf Anfrage mit. Es werden weiterhin regelmässige Steinschlagaktivität aus den instabilen Felspartien des Kleinen Nesthorns sowie kleinere Murschübe im Bereich des ehemaligen Gletscherbettes verzeichnet. Diese würden das Tal jedoch nicht erreichen.
«Im Bereich unterhalb der ehemaligen Gletscherfront im oberen Birchbach ist eine leichte Zunahme der Aktivität zu beobachten», so Fernando Lehner vom Ressort Informationen des Regionalen Führungsstabs. «Das Kleine Nesthorn wird laufend überwacht», fügt er hinzu.
Am 28. Mai hatte ein Bergsturz das Dorf Blatten weitgehend zerstört. Der Schuttkegel der abgestürzten 3,5 Millionen Kubikmeter Fels und Gletschereis ist zwei Kilometer lang, 400 Meter breit und stellenweise 200 Meter tief. Der Schaden wird auf 320 Millionen Franken geschätzt.
Wie viel Eis befindet sich im Schuttkegel?
Mit verschiedenen Sensoren haben Forschende im Bergsturzgebiet hochaufgelöste Daten von der Abriss-Stelle und dem Schuttkegel gesammelt. Sie sollen etwa dabei helfen, vorauszusagen, wie schnell das Eis im Schutt schmelzen wird.
«Im Moment interessiert vor allem, wie viel Eis sich im Schuttkegel befindet – und wo genau es sich befindet», wurde Andreas Hüni von der Universität Zürich (UZH) in einer Mitteilung der Uni vom Mittwoch zitiert. Das entscheide unter anderem darüber, wo, wie stark und wie schnell sich der Schuttkegel setzen werde.
Auswertung der Daten wird dauern
Für eine Voraussage, wie rasch das Eis schmelzen wird, ist es unter anderem wichtig, zu wissen, ob das Eis mit Stein und Geröll bedeckt ist. Diese erwärmen sich an der Sonne schneller und bringen das darunterliegende Eis damit rascher zum Schmelzen.
Weitere erhobene Daten können unter anderem genutzt werden, um das Volumen und Volumenänderungen des Schuttkegels genauer zu berechnen.
Die Auswertung der Daten werde nun zahlreiche Forscherinnen und Forscher eine Weile beschäftigen, schrieb die UZH.