Darum gehts
- Historikerinnen haben Probleme beim Aktenzugang für Missbrauchsstudie
- Roland Loos fordert freien Zugang zu Akten und Archiven für Forschungsteam
- Bischof Bonnemain erwartet Einhaltung der Regelungen zur Akteneinsicht von allen Bistümern
Letzte Woche machte Blick publik: Historikerinnen der Uni Zürich, die den katholischen Missbrauchskomplex aufarbeiten sollen, haben Probleme beim Aktenzugang. Das Bistum Basel, einzelne Klöster und der Vatikan sollen Akteneinsicht verweigert haben. Das sorgt in katholischen Kreisen für Empörung.
Der oberste Katholik der Schweiz, Roland Loos (64), fordert die Schweizer Bischofskonferenz auf, bei der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs Kurs zu halten. «Uns ist wichtig, dass alle kirchlichen Akteure in der Schweiz das Ziel der nationalen historischen Studie mittragen», sagt der Präsident der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ). Die RKZ ist der Zusammenschluss der katholischen Kantonalkirchen.
Loos sieht die Studie der Universität Zürich als «zentralen Teil der Aufarbeitung der Thematik und der Anerkennung der Missbrauchsbetroffenen». Loos erinnert daran, dass die Bischöfe und die Klöster die Studie mit in Auftrag gegeben haben und sich vertraglich dazu verpflichteten, dem Forschungsteam «freien Zugang zu Akten und Archiven zu gewähren und sie in der Quellenrecherche zu unterstützen». Laut Loos muss die Schweizer Bischofskonferenz intervenieren, «wo und wann immer die freie Forschungsarbeit beeinträchtigt» werde. Die RKZ setze sich «aktiv dafür ein, dass das Forschungsprojekt auf Kurs bleiben kann».
Der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain (76), ist bei der Bischofskonferenz für das Missbrauchsdossier verantwortlich. Bonnemain zu Blick: «Ich erwarte vom Bistum Basel, wie von allen anderen Bistümern, dass die vertraglich festgehaltenen Regelungen zur Akteneinsicht respektiert werden.» Auch manche Klöster mauern beim Aktenzugang. Können die Bischöfe die Ordensleute nicht zum Gehorsam verpflichten? Bonnemain: «Die meisten grösseren Ordensgemeinschaften sind nicht dem Bischof unterstellt. Aus diesem Grund gilt hier: Motivation und Ansporn vor Diktat und Druck.»