«Was Missbrauchsfälle angeht, darf nichts verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt werden, nicht ausserhalb der Kirche und schon gar nicht innerhalb. Darüber kann es keine Diskussionen geben.» Diesen Satz aus Papst Franziskus’ Autobiografie würde sein Nachfolger Leo XIV. blind unterschreiben. Umso empörender ist, dass Historikerinnen der Uni Zürich Steine in den Weg gelegt werden und sie Mühe haben, Akteneinsicht in alle Kirchenarchive zu erhalten. Was haben Bischöfe, Ordensleute und der Papst-Botschafter in Bern zu verbergen? Warum mauern sie bei der Aufarbeitung?
Die Bischöfe müssen ein klares Bekenntnis ablegen, dass sie es ernst meinen mit dem versprochenen Kulturwandel in der Kirche – und den Historikerinnen uneingeschränkte Akteneinsicht gewähren.
Die Politik sollte das flankierend unterstützen. Im Herbst ist Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter beim neuen Papst Leo XIV. in Rom. Sie sollte ihn an die Worte seines Vorgängers erinnern – und darauf hinweisen, dass der Vatikan nach wie vor Akten zum Schweizer Missbrauchskomplex unter Verschluss hält. Wenn es Ausnahmegenehmigungen für Australien gab – warum gibt es diese nicht auch für die Schweiz? Darüber darf es keine Diskussionen geben.