Darum gehts
- Finanzausgleich 2026: Rekordhoch von 6,41 Milliarden Franken für Kantone
- Zug und Zürich sind Spitzenreiter bei Geberkantonen, Bern bei Nehmerkantonen
- Pro Kopf: Wallis erhält 2396 Franken, Zug zahlt 3571 Franken
In der Schweiz fliesst jedes Jahr ein gewaltiger Geldstrom von finanzstarken zu finanzschwachen Kantonen. Für 2026 hat die Eidgenössische Finanzverwaltung bereits die Zahlen berechnet: 7 Geberkantone sollen die Zahlungen für 19 Nehmerkantone stemmen – und das mit Rekordsummen.
Insgesamt fliessen 6,41 Milliarden Franken in den Finanzausgleich von Bund und Kantonen. Allein 2,21 Milliarden davon stammen von den sieben finanzstarken Geberkantonen. Damit soll laut Finanzdepartement «die Ungleichheit in der finanziellen Leistungsfähigkeit zwischen den Kantonen merklich abgebaut» werden. Blick hat die Zahlen unter die Lupe genommen.
Sie schöpfen am meisten aus dem Geldtopf
In absoluten Zahlen liegt der Kanton Bern klar an der Spitze der 19 Nehmerkantone: Er erhält 1,57 Milliarden Franken – obwohl er weder der flächenmässig grösste noch der bevölkerungsreichste Kanton ist. Ein Blick ins Budget 2025 zeigt, wo das Geld gebraucht wird: Am meisten kosten die «Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion» sowie die «Bildungs- und Kulturdirektion» – zusammen über 6,5 Milliarden Franken.
Anders sieht das Bild aus, wenn man die Zahlungen pro Kopf betrachtet: Dann führen das Wallis und der Jura das Ranking an. Das Wallis erhält 2396 Franken pro Einwohner, im Jura sind es 2384 Franken. Bern liegt in dieser Betrachtung auf Platz 8.
Auch Uri und Glarus erhalten viel Geld pro Kopf – sie liegen im kantonalen Vergleich weit vorne. Dicht dahinter folgen Freiburg, Solothurn und Neuenburg. Zu den grossen Profiteuren in absoluten Zahlen zählt zudem der Kanton Aargau: Er erhält insgesamt 599 Millionen Franken.
Diese Kantone zahlen ein
Wenig überraschend stehen Zug und Zürich bei den Geberkantonen an der Spitze – zumindest in absoluten Zahlen.
Auffällig: Während der Beitrag des Kantons Zug im Vergleich zum Vorjahr um weitere 36 Millionen Franken steigt, wird Zürich entlastet. 2026 soll der bevölkerungsreichste Kanton noch 391 Millionen Franken zahlen. Damit liegt Zürich zwar weiterhin auf Platz 2 der Nettozahler – der Abwärtstrend setzt sich aber fort. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 überwies Zürich noch 517 Millionen.
Damit setzt sich Zug klar von allen anderen ab – besonders deutlich wird das bei den Zahlungen pro Kopf: Mit 3571 Franken liegt der Kanton Zug weit vorne und zahlt mehr als doppelt so viel wie der zweitplatzierte Kanton Schwyz, der auf 1604 Franken pro Einwohner kommt. Das zeugt davon, dass im Steuerparadies Zug die Einnahmen weiter sprudeln.
Genf und der Rohstoffhandel
Auch Genf muss tiefer in die Tasche greifen. Bereits für dieses Jahr schnellte der Beitrag massiv auf 253 Millionen Franken nach oben. Für 2026 steigt die Zahlung nochmals deutlich – auf insgesamt 378 Millionen Franken.
Der Grund dafür sind die enormen Steuereinnahmen der letzten Jahre. Für 2024 beispielsweise war eigentlich ein Minus von 48 Millionen budgetiert. Stattdessen schrieb der Kanton 541 Millionen Gewinn. Die nun seit mehreren Jahren deutlich schwarzen Zahlen lassen sich auch in der Statistik zum Finanzausgleich erkennen. Da die Berechnungen für das kommende Jahr jeweils auf den Zahlen der vergangenen Jahre beruhen, dürfte der Kanton 2028 zum grössten Beitragszahler werden.
Der markante Unterschied zwischen dem Budget und dem tatsächlichen Gewinn des Kantons Genf lässt sich auf die dort ansässigen Rohstoffhandelsfirmen zurückführen. Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise liessen die Rohstoffpreise stark ansteigen – und spülten dem Kanton unerwartet hohe Einnahmen in die Kasse.
Warum Schwyz zu den grossen Playern gehört
Zwischen Zug, Genf und Zürich gerät der kleinere Urkanton aus der Innerschweiz fast ein wenig in den Hintergrund: Dabei steht Schwyz in der Pro-Kopf-Rechnung an zweiter Stelle der Geberkantone. Wie kommt es, dass der Kanton zu den grossen Playern gehört?
Schwyz profitiert gleich doppelt: einerseits von seiner Lage am Rand des Zürcher Wirtschaftsraums, andererseits von traditionell tiefen Steuersätzen. Zusätzlich konnte der Kanton im Zuge der Städteflucht punkten – dank grosszügigen, unbebauten Flächen zog er zahlreiche vermögende Neuzuzüger an. Das liess die Steuereinnahmen kräftig ansteigen.
Und der Effekt hält bis heute an: Die Zahlen für das Referenzjahr 2026 zeigen, dass Schwyz mit einem durchschnittlichen Einkommen von 42'474 Franken pro Einwohner nur vom Kanton Zug übertroffen wird.
Die Schere wird immer grösser
Ein Blick auf die Entwicklung zeigt: Die Schere zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Kantonen öffnet sich weiter. Die ressourcenstarken Kantone haben zunehmend mehr Mittel zur Verfügung, während die finanzschwächeren weiter zurückfallen.
Parallel dazu steigen die Beiträge der Geberkantone wie Zug, Genf und Schwyz stetig an. Das spiegelt sich auch in der Verteilung zwischen den Profiteuren und den Zahlern im interkantonalen Ausgleich: Während 2025 noch 18 Kantone vom Finanzausgleich profitieren, sind es 2026 bereits 19. Neu gehört auch Obwalden zu den Nehmerkantonen – der Kanton erhält künftig mehr, als er einbezahlt.
Ein weiterer Hinweis darauf, dass die finanzielle Kluft zwischen den Kantonen wächst, ist das neue Rekordhoch beim Finanzausgleich: 2026 fliessen insgesamt 6,41 Milliarden Franken – so viel wie noch nie. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 lagen die Ausgleichszahlungen noch bei 5,28 Milliarden Franken.