Darum gehts
- Rüschlikon ist neu die steuerkräftigste Gemeinde im Kanton Zürich
- Spekulationen über Ex-Glencore-Chef Ivan Glasenberg als möglichen Grund für Steueranstieg
- Steuerkraft in Rüschlikon stieg auf satte 19’724 Franken pro Kopf
Eine Ortschaft an der Pfnüselküste des Zürichsees katapultiert sich an die Spitze: Rüschlikon ist neu offiziell die steuerkräftigste Gemeinde im Kanton Zürich – und das offenbar wegen einer einzigen Person. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, sprang die durchschnittliche Steuerkraft der Seegemeinde 2024 um fast 40 Prozent auf 19’724 Franken pro Kopf. Das ist mehr als in den bekannten Goldküstengemeinden Küsnacht, Erlenbach oder Zollikon auf der anderen Seeseite.
Rüschlikon gibt sich mit Blick aufs Steuergeheimnis zurückhaltend, die Rede ist einzig von einem «nicht zu erwartenden Einmaleffekt» bei den Einkommenssteuern natürlicher Personen. Gemeindepräsident Fabian Müller (48, FDP) sagte der Zeitung nur: «In Rüschlikon gibt es zahlreiche Personen mit vielfältigen Einkommens- und Vermögensverhältnissen.»
Steckt Ivan Glasenberg dahinter?
Welche Person hinter dem Geldregen steckt, bleibt geheim. Doch an der Pfnüselküste schiessen die Spekulationen ins Kraut. Auf den ersten Blick deutet vieles auf Ex-Glencore-Chef Ivan Glasenberg (68) hin, der in Rüschlikon wohnt. Der in Südafrika geborene Schweizer ist eine schillernde Figur, er hat als CEO den Rohstoffkonzern Glencore gross gemacht.
Schon mehrfach profitierte die Gemeinde stark von ihm. Bekannt ist: 2023 erhielt Glasenberg eine Riesendividende von rund 500 Millionen Franken. Ob er tatsächlich für die sprunghaft gestiegenen Einnahmen verantwortlich ist, bleibt allerdings unbestätigt.
Der «Tages-Anzeiger» weist auf ein interessantes Detail hin: Die katholische Kirchgemeinde Thalwil-Rüschlikon verzeichnete ebenfalls einen XXL-Überschuss – dank hoher Einnahmen aus den Kirchensteuern. Ihr Budget beträgt rund 4 Millionen Franken, eingenommen hat sie aber 7,5 Millionen Franken. Milliardär Glasenberg entstammt jedoch einer jüdischen Familie. «Es bleibt also ein Stück weit rätselhaft», bilanziert die Zeitung.
90 Prozent des unerwarteten Rüschliker Überschusses von 39 Millionen Franken fliessen nun in den kantonalen Finanzausgleich. Die Gemeinde behält knapp 4 Millionen Franken – für eine Steuersenkung reicht das laut dem Gemeindepräsidenten aber noch nicht.
Die Pfnüselküste am Zürichsee läuft der Goldküste mehr und mehr den Rang ab. Mittlerweile befinden sich auch die teuersten Immobilien am linken Seeufer, wie eine Auswertung von Blick zeigte. Die Pfnüselküste sei «so begehrt wie noch nie», liess sich ein Immobilienmakler zitieren.
Unerwarteter Geldsegen in der Gemeindekasse
Immer wieder spült unerwarteter Geldsegen Millionen in die Kassen von Schweizer Gemeinden – nicht nur am mondänen Zürichsee. Und oft trifft es Orte, die mit ihren tiefen Steuersätzen in ihrer Region ohnehin als Magnet für Vermögende gelten.
Noch ein aktuelles Beispiel: Im steuergünstigen Feldbrunnen-St. Niklaus SO sorgte mutmasslich ein Lottomillionär für einen Geldsegen. Kurz nachdem er bei Euromillions 68,8 Millionen Franken gewonnen hatte, zog der Mann in die Gemeinde, sein früherer Wohnort ging leer aus.
Auch in Feldbrunnen-St. Niklaus wird auf das Steuergeheimnis verwiesen. Aber die Gemeinde verkündete kürzlich einen Ertragsüberschuss von 5,8 Millionen. Dafür verantwortlich: höhere Steuereinnahmen bei den natürlichen Personen.