Armee-Werbung zeigt Frau beim Putzen
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Werbung sorgt für Kritik:Armee-Video zeigt Frau beim Putzen

Werbevideo geht nach hinten los!
Liebe Armee, sind die Frauen nur zum Putzen gut genug?

Die Armee wirbt um Frauen und zeigt die angeblich vielfältigen Möglichkeiten für das Personal. Und dabei zeigt sie Frauen ausgerechnet beim Putzen. Nach kritischen Kommentaren macht die Armee einen Rückzieher.
Publiziert: 26.11.2025 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2025 um 20:12 Uhr
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Eine Frau reinigt den Boden, während eine Gruppe Männer in Uniform vorbeiläuft. Dieses Video schaltete die Armee auf Instagram.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Armee-Werbevideo sorgt für Kritik wegen vermeintlich sexistischer Darstellung
  • Junge Politikerin bezeichnet Video als irritierend und kontraproduktiv
  • Armee löscht Video nach negativen Kommentaren auf Instagram
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Eigentlich tut der Bund gerade alles, um junge Frauen für die Armee zu begeistern. Kürzlich hat der Bundesrat etwa beschlossen, dass der Orientierungstag für Frauen obligatorisch wird – so soll der Dienst jungen Schweizerinnen schmackhaft gemacht werden. 

Auch die Armee wirbt um zusätzliches Personal. Ein Video auf Instagram ging allerdings nach hinten los. Unter dem Slogan «Nicht meine Farbe – dafür meine Leidenschaft» will die Armee zeigen, dass sie ein breites Spektrum an Berufen bietet, viele davon ohne Uniform. Im Video wird eine junge Frau in rotem T-Shirt gezeigt, die den Boden mit einer Scheuersaugmaschine putzt, während eine Gruppe uniformierter Männer an ihr vorbeiläuft.

«Bemerkenswert irritierend»

Bei Loa Wild (22) sorgt das Video für gehörigen Unmut. Sie ist Vizepräsidentin der Jungen Grünliberalen und Landrätin im Kanton Uri. Das Werbevideo sei nicht nur sexistisch, sondern suggeriere fast schon, dass Frauen aufgrund eines veralteten Rollenverständnisses schlicht nicht ernsthaft im Militär erwünscht seien.

Besonders angesichts der aktuellen Diskussion rund um die Service-Citoyen-Initiative sei das Video «bemerkenswert irritierend». Die Armee halte daran fest, dass eine Ausweitung der Dienstpflicht auf Frauen angeblich nichts gegen den Personalmangel bringen würde. «Gleichzeitig vermittelt das Video unterschwellig, dass Frauen ‹auch› ins Militär passen, weil es dort ja Putzarbeiten gibt.»

Armee wollte Klischee entgegenarbeiten

Das Video sei Teil einer breiter angelegten Werbekampagne zugunsten der Schweizer Armee als Arbeitgeberin, erklärt die Armee auf Anfrage. Unter dem Slogan mache die Gruppe Verteidigung darauf aufmerksam, dass man sich mit und ohne Uniform zugunsten der Schweizer Armee engagieren könne. 

Die abgebildete Fachfrau Betriebsunterhalt habe man unter anderem ausgewählt, da die Armee grossen Bedarf nach qualifizierten Mitarbeitenden im Gebäudebetrieb habe. Gleichzeitig würden die Funktionen im Bereich Gebäudebetrieb und Betriebsunterhalt klassischerweise eher von Männern ausgeübt. «Entgegen dem Klischee wollten wir den Bereich mit einer Fachfrau Betriebsunterhalt veranschaulichen.»

Bei den Userinnen und Usern ist diese Botschaft allerdings nicht angekommen. Unter dem Post gab es mehrere kritische Kommentare. Jemand schreibt etwa: «Ich bin enttäuscht von dieser Werbung. Sie wird von unseren Steuern finanziert und zeigt, dass Frauen in der Schweiz 2025 als Putzfrauen erscheinen, während Männer in Uniformen auftreten. Absolut verstörend.»

«Noch viel Arbeit zu leisten»

Die Armee zieht aus der Sache ein gegenteiliges Fazit. Sinngemäss lautet es: Nicht das Video sei sexistisch, sondern wie es wahrgenommen werde. Das erklärt sie so: Die Diskussion in den Kommentaren habe sich auf die Tätigkeit der Frau im Video fixiert und ihre Arbeit als einfache «Putzarbeit» ausgelegt, statt als Tätigkeit einer Spezialistin in einem handwerklichen Beruf. «Bezüglich der Wahrnehmung von Frauen insbesondere im Kontext gewisser Branchen und auch der Armee ist offenbar und wenig überraschend noch Arbeit zu leisten.»

Als Reaktion auf die Kommentare hat die Armee das Video dann aber doch gelöscht. 

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