«Mein Herz brennt noch immer für die Schweiz»
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Abtretender Armeechef:«Mein Herz brennt noch immer für die Schweiz»

Armeechef zieht Bilanz
Süssli sagt die unbequeme Wahrheit

Armeechef Thomas Süssli tritt per Ende Dezember ab. An einer Medienkonferenz zieht er Bilanz. Blick berichtet live.
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Armeechef Thomas Süssli tritt per Ende Jahr zurück.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Thomas Süssli tritt als Armeechef zurück. Benedikt Roos übernimmt das Kommando
  • Süssli stand unter Druck wegen verzögerter Rüstungsprojekte und des Drohnen-Debakels
  • Verteidigungsminister plant Anhebung der Mehrwertsteuer für zusätzliche Sicherheitsmittel
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Als Thomas Süssli (59) Armeechef wurde, war die Welt noch eine andere. Seit dem 1. Januar 2020 ist er der oberste Militärkader. Doch zuerst kam die Covid-Pandemie und im Februar 2022 marschierte Russland in die Ukraine ein – sein Amt veränderte sich schlagartig. Die Sicherheit in Europa und auch in der Schweiz wurde wichtiger und vor allem präsenter. 

An seiner Bilanz-Medienkonferenz am Dienstag geht der Armeechef auf eine Zeitreise. 2019 habe man noch darüber diskutiert, ob wirklich jeder Soldat eine Schutzweste brauche. Doch dann sei Corona dagewesen. «Ich erinnere mich noch gut an das erste Briefing des Oberfeldarztes», sagt Süssli. Es folgte die grösste Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg. 

Süssli warnt vor Kriegsausweitung

Und nur eine Woche nach dem letzten Covid-Assistenzdienst «kam der Krieg nach Europa zurück». Am Morgen früh habe er die Rede von Wladimir Putin live gehört. Ihm sei klar gewesen, dass dies auch Folgen für die Schweiz habe. Es habe «schonungslose Ehrlichkeit» gebraucht, so Süssli. 

Dann wird Süssli deutlich: Es gebe genügend Anzeichen, dass Russland den Krieg gegen den Westen mit hybrider Kriegsführung ausweiten wolle. Russland versuche, Europa zu spalten. Es sei möglich, dass Russland schon 2028 oder 2029 bereit ist, ein anderes Land angreifen zu können. 

Eine Möglichkeit könnte dabei sein, einen Teil eines Landes im Baltikum zu besetzen. Das würde noch nicht als Krieg gelten, doch könnte zeigen, ob die Nato wirklich funktioniert. So könnte Putin aufzeigen, dass die Nato dysfunktional sei. Die Schweiz müsse bereit sein, ihre Souveränität zu verteidigen. 

Dazu gehört auch das Material. Immer wieder warb Süssli für mehr Geld. Und obwohl die Armee wohl mehr Geld bekommt, müsse sich der Ausrüstungsstand verbessern. 

«Positive, aber auch kritische Bilanz»

«Gesamthaft ziehe ich eine positive, aber auch kritische Bilanz», so Süssli: Kritisch, weil es ihm unter anderem nicht immer gelungen sei, den Medien die Situation richtig zu erklären.

Jetzt tritt Süssli zurück. Die Kommandoübergabe an seinen Nachfolger Benedikt «Bänz» Roos (60) hat bereits stattgefunden. Süssli will sich zuerst eine «aktive Auszeit» nehmen und dann im März entscheiden, wie es für ihn weitergeht.

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