VR-Mandat im Kanton Obwalden
Ueli Maurer mischt im Immobiliengeschäft mit

Eine Obwaldner Firma will in der Zentralschweiz «exklusive und feine Wohnanlagen» bauen. Im Verwaltungsrat sitzt alt Bundesrat Ueli Maurer.
Publiziert: 00:00 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/10
Kein alt Bundesrat erregt so viel Aufsehen wie Ueli Maurer. – etwa mit seiner Tätigkeit im Leonhard-Kreis oder seinen China-Reisen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Ueli Maurer engagiert sich in einer Immobilienfirma als Verwaltungsrat
  • Das Unternehmen plant «exklusive Wohnanlagen» in der Zentralschweiz
  • Das Mandat vermittelte Maurer ein alter SVP-Kollege aus Obwalden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_301.JPG
Marco Lüssi

Er kämpft als Präsident des neu gegründeten Leonhard-Kreises gegen den woken Zeitgeist und unternimmt umstrittene China-Reisen: Kein alt Bundesrat erregte zuletzt so viel Aufsehen wie Ueli Maurer (74). Bisher noch nicht bekannt war, dass sich der ehemalige SVP-Finanzminister in seinem Unruhestand auch noch einem weiteren Tätigkeitsfeld widmet: dem Immobiliengeschäft. 

Dies zeigt der Blick ins Handelsregister: Maurer ist seit Februar dieses Jahres Verwaltungsrat der Schultheiss Holding Schweiz AG in Giswil OW. Gemäss ihrer Website plant die Firma die «Errichtung individueller, hochwertiger Immobilien in der Schweiz». Mit «Expertise und Fingerspitzengefühl» errichte man in den Kantonen Obwalden, Nidwalden, Uri, Schwyz, Luzern und Zug «exklusive und feine Wohnanlagen», heisst es im Selbstbeschrieb der Firma weiter. 

«Wir sind gut vernetzt»

Wie ist Ueli Maurer im Verwaltungsrat dieses Unternehmens gelandet? Maurer selber antwortet nicht auf eine Anfrage von SonntagsBlick. Lothar Diete (60), Geschäftsführer der Schultheiss Holding Schweiz AG, erklärt es so: «Wir sind gut vernetzt, und wir haben einen guten Leumund.» 

Diete ist Deutscher, genauso wie die VR-Präsidentin der Firma, Yvonne Schultheiss (64). Sie ist die Ehefrau von Konrad Schultheiss (75), der im deutschen Nürnberg ein grosses Bauunternehmen betreibt – 2023 kam die Schultheiss Projektentwicklungs AG gemäss eigenen Angaben auf ein Auftragsvolumen von 1,6 Milliarden Euro. 

Die Frau des Nürnberger Baulöwen lebt seit ein paar Jahren in Giswil, und auch ihr Ehemann nimmt gern ab und zu eine Auszeit im Haus im Kanton Obwalden, den er in einem Firmenvideo als seinen «Kraftort» bezeichnet. 

Politprominenz auch im deutschen Mutterhaus

Dass sich der Unternehmer Schultheiss gern mit Politprominenz umgibt, zeigt sich auch an der Besetzung des Aufsichtsrats seiner Nürnberger Firma: Den präsidiert niemand Geringerer als der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (81).

Auch für den Schweizer Ableger sollte also ein politisches Schwergewicht her. Dass dieses in der Person von Ueli Maurer gefunden wurde, hat das Ehepaar Schultheiss Albert Sigrist (67) verdanken. Der ist ebenfalls im VR der Schultheiss Holding Schweiz AG und sitzt im Gemeinderat von Giswil. Vor allem aber hat Sigrist 1999 die Obwaldner Sektion der SVP mitgegründet und war deren erster Präsident – während zugleich Ueli Maurer die nationale Partei führte. «Ueli hatte immer schon eine Affinität zum Kanton Obwalden», sagt Sigrist zu SonntagsBlick. «Er hat sogar einmal gesagt, die SVP Obwalden sei seine liebste Kantonalpartei.» 

Noch ist kein einziges Bauprojekt realisiert

Das habe wohl eine Rolle gespielt, als sich Maurer entschieden habe, sich für die Obwaldner Immobilienfirma zu engagieren, sagt Sigrist. Steuerzahler wie Konrad Schultheiss, der plane, Giswil dereinst eventuell zu seinem Alterswohnsitz zu machen, könne die Gemeinde brauchen, sagt Sigrist weiter. Zudem schaffe die neue Firma Arbeitsplätze vor Ort. 

Mit bisher zwei ist deren Zahl allerdings noch gering. Und die grossen Pläne, die auf der Firmenwebsite verkündet werden, warten noch auf ihre Realisierung. Bis jetzt hat das vor drei Jahren gegründete Unternehmen noch kein Projekt umgesetzt, wie Geschäftsführer Lothar Diete einräumt. 

Einsprache blockiert Abriss

Am weitesten gediehen sind die Pläne für einen Wohnneubau in Giswil, der an der Stelle des über 120 Jahre alten «Doktorenhauses» entstehen soll. Dass dieses abgerissen werden soll, sorgt beim Innerschweizer Heimatschutz für wenig Freude, wie die «Obwaldner Zeitung» Ende Juli berichtete. Derzeit ist das erste Bauvorhaben der Schultheiss Holding Schweiz AG durch Einsprachen blockiert. Daran konnte auch ein alt Bundesrat im VR nichts ändern. 

Man sei jedoch zuversichtlich, dass es in Giswil bald weitergehe, sagt Geschäftsführer Diete. Und er kündigt an: «Wir entwickeln gerade weitere Projekte in der Zentralschweiz.» Auch wenn sich der Internetauftritt der Firma doch eher an ein gehobenes Kundensegment zu richten scheint, gibt Diete zu Protokoll: «Unser Ziel ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen