Darum gehts
- Drei Ukrainer wegen geplanter Anschläge im Auftrag Moskaus festgenommen
- Verdächtige planten Sprengstoffanschläge auf Gütertransporte in Deutschland
- Einer der Männer operierte aus einer Flüchtlingsunterkunft
Zugriffe in Konstanz, Köln und in der Schweiz: Die deutsche Bundesanwaltschaft liess in den letzten Tagen drei Ukrainer festnehmen, die Anschläge im Auftrag Putins geplant haben sollen. Laut den Ermittler wollten die Männer Sprengstoffattacken auf den Gütertransport verüben – offenbar im Auftrag russischer staatlicher Stellen.
Die Spuren führen in den Kanton Thurgau. Dort wurde gestern Yevhen B. festgenommen. Die deutsche Bundesanwaltschaft wirft dem Ukrainer «Agententätigkeit zu Sabotagezwecken» vor. Blick weiss: B. kam als Asylsuchender nach Westeuropa. Er fiel mit Russland-Propaganda auf und übernachtete in einer Flüchtlingsunterkunft. Welchen Aufenthaltsstatus er hat, ist unklar.
Kreml-Agent sitzt in Auslieferungshaft
Das Bundesamt für Justiz schweigt zu den Details. Persönlichkeitsschutz. Sprecherin Ingrid Ryser bestätigt auf Anfrage einzig: «Auf Ersuchen der deutschen Generalbundesanwaltschaft wurde am 13. Mai im Kanton Thurgau eine Person verhaftet und in Auslieferungshaft versetzt.» Mittlerweile hat Deutschland ein Auslieferungsgesuch an Bern geschickt. Damit dürfte der Ukrainer in Kürze an Deutschland überstellt werden.
Der Fall ist brisant. Die drei Männer sollen sich gegenüber weiteren Personen zur Begehung «einer schweren Brandstiftung sowie der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion» bereiterklärt haben. Gemäss den deutschen Fahndern wollten die Verdächtigen Pakete von Deutschland aus an Empfänger in der Ukraine senden und sie auf dem Weg explodieren lassen.
Um geeignete Transportwege auszukundschaften, habe einer der Männer Ende März in Köln zwei Testpakete mit GPS-Trackern aufgegeben. Den Auftrag dazu bekam er von Yevhen B., der gestern im Thurgau verhaftet wurde. B beschaffte auch die GPS-Tracker in der Schweiz.
Noch ist vieles unklar. Die Informationen, die durchsickern, deuten darauf hin, dass Geld als Motivation eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte. Experten warnen seit längerem vor russischer Sabotage durch sogenannte «Wegwerfagenten».
Das Phänomen beschäftigt die europäischen Nachrichtendienste. Über soziale Medien oder persönliche Kontakte werden junge Menschen mit finanziellen Anreizen geködert. Meistens geschieht das über Mittelsleute – die wahren Strippenzieher bleiben im Dunkeln.
«Es ist nicht zu Ende»
Bereits im vergangenen Sommer entging Deutschland knapp einer Katastrophe. Bei einem Brand eines Luftfrachtpakets konnte nur mit Glück ein Flugzeugabsturz verhindert werden. Die Brandsätze zündeten, als sich die Pakete in Leipzig am Boden, nicht im Flugzeug befanden. Hinter der Operation stand aller Wahrscheinlichkeit nach der russische Militärgeheimdienst GRU. Es kam zu mehreren Verhaftungen.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte, es sei bekannt, dass Russland versuche, «mit gezielter Sabotage und perfiden geheimdienstlichen Methoden» die westlichen Demokratien zu destabilisieren.
Nach Angaben von Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) stehen die Ermittlungen im aktuellen Fall ganz am Anfang. «Ich bin mir nicht sicher, ob das alles ist», sagte er gestern in Düsseldorf. «Es ist nicht zu Ende. Es könnte noch einen zweiten, dritten oder vierten Vorgang geben.»