Darum gehts
- Ueli Maurer verteidigt China-Reise und sieht Schweiz als neutral
- Alt Bundesrat Maurer findet: China sicherer als Schweiz
- Deutsche Partei AfD sei gut, aber nicht regierungsfähig
Seine China-Reise sorgte für Wirbel. An einer Militärparade stand alt Bundesrat Ueli Maurer (74, SVP) neben illustren Gästen – auch Staatschefs, deren Herzen nicht demokratisch schlagen.
Doch das bekümmert den alt Bundesrat nicht. «Ich glaube, es war gut, dass ich für die Schweiz präsent war», rechtfertigt er nun gegenüber der «Weltwoche» seine Reise. Auch dank seiner Teilnahme wirke die Schweiz aus Sicht der Weltmacht neutral. China sei in vielen Bereichen an der Weltspitze. Es sei so oder so besser, China zum Freund zu haben als zum Feind, sagt Maurer. Dann macht er eine von mehreren knackigen Aussagen. Eine Auswahl in fünf Punkten:
Lieber China als die Schweiz
«China ist für mich inzwischen sicherer als die Schweiz», sagt Maurer. «In einer grösseren chinesischen Stadt fühle ich mich sicherer als in gewissen Gebieten in Zürich oder in Lausanne.»
Die AfD ist gut, aber nicht regierungstauglich
«Das würde ich vielleicht eher nicht mehr machen», sagt Maurer heute zu einer Video-Grussbotschaft, die er der deutschen AfD schickte. Es habe zu viel Wirbel ausgelöst, im Verhältnis dazu aber zu wenig genützt. AfD-Chefin Alice Weidel (49) schätze er aber ausserordentlich, betont Maurer. Sie sei eine sehr kluge Frau. Er hält die deutsche Brandmauer gegen die AfD für falsch, zweifelt aber, ob die Partei erfolgreich regieren könnte. Ihr fehlten die nötigen Leute und die Substanz.
Das distanzierte Verhältnis zu Christoph Blocher
«Wir sind uns eigentlich nie wirklich sehr nahe gekommen», sagt Maurer. Probleme hätten sie aber keine gehabt, denn sie hätten sich auch ohne Absprachen quasi blind verstanden.«Politisch ticken wir gleich.» Abgesehen davon kämen sie aber aus unterschiedlichen Ecken. Während Blocher ein reicher Industrieller sei, stamme er aus einfacheren Verhältnissen. Blocher sei zwar der wichtigste Politiker der Schweiz der letzten Jahrzehnte. Aber: «Im Allgemeinen wird der Einfluss von Christoph Blocher auf die Parteibasis überschätzt.» Die Partei sei gefestigt, auch nach dem Abtritt Blochers funktioniere die SVP deshalb weiterhin gut.
Ja kein SRF
Ueli Maurer ist kein Freund des Schweizer Fernsehens. «Ich kann wirklich fast nicht Fernsehen schauen», sagt Maurer über die «Tagesschau». «Schon diese Themenauswahl. Furchtbar.» Insbesondere die Moderatoren findet er zu eitel. «Das Fernsehen ist ein Medium, in dem manche Leute das Gefühl haben, die schauen wegen mir die ‹Tagesschau› oder die ‹Arena›. Und nicht wegen der Themen.»
Heikle Bundesrats-Interna zum EU-Paket
Der Bundesrat habe den Mut nicht, in Brüssel ein zweites Mal Nein zu sagen, deshalb schiebe er die Verantwortung ans Volk ab, so der Zürcher. «Ich weiss nicht, wenn ich an meine ehemaligen Kollegen denke, ob sie wirklich derart überzeugt sind von diesem Paket», sagt Maurer. «Eine wirkliche Begeisterung kann ich mir auch im Bundesrat nicht vorstellen, so wie die Diskussionen immer gelaufen sind.»