Teurer Direktoren-Wechsel
Chef von Berner ÖV-Betrieb tritt zurück – und kassiert noch 10 Monate Lohn

Der Chefwechsel bei den Verkehrsbetrieben in Thun BE war kostspielig: Obwohl die operative Leitung längst übergeben war, blieb der frühere Direktor noch zehn Monate auf der Lohnliste des staatlich dominierten Betriebs. Warum das?
Publiziert: 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 13:20 Uhr
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Die STI betreibt unter anderem den öffentlichen Verkehr in Thun und Grindelwald im Kanton Bern.
Foto: Oleksandr Dede

Darum gehts

  • Ex-STI-Direktor Thomas Wegmann blieb nach Rücktritt zehn Monate angestellt
  • STI betreibt den öffentlichen Verkehr in Thun und Grindelwald
  • Unternehmen ist staatlich dominiert und kriegt öffentliche Abgeltungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Dienen und verschwinden: Mit der Redewendung «servir et disparaître» verabschiedete sich Thomas Wegmann von der Spitze der Verkehrsbetriebe STI in Thun. Ende Juli 2024 hörte der damals 64-Jährige nach 14 Jahren als Direktor auf, so vermeldete es das Unternehmen offiziell. Anfang August begann sein Nachfolger. Wegmann selbst trat einige Monate später, im Januar 2025, das Amt des Gemeindepräsidenten von Unterseen BE an.

Dienen und verschwinden? Dienen und dann (weiter-)verdienen. Denn was beim Rücktritt Wegmanns unerwähnt blieb: Der Ex-Geschäftsleiter blieb noch volle zehn Monate bei der STI Holding AG angestellt – ohne operative Funktion. Bis zum 31. Mai 2025 stand er auf der Lohnliste.

Betrieb wird vom Staat dominiert

Die STI betreibt mit ihren Bussen unter anderem den öffentlichen Verkehr in Thun und Grindelwald. Das Unternehmen ist mehrheitlich in staatlicher Hand – Gemeinden und der Kanton Bern sind die grössten Aktionäre. Seine Buslinien werden zudem zu einem wesentlichen Teil durch öffentliche Abgeltungen finanziert. Kurz: Bei den Löhnen steckt auch Steuergeld drin.

Die STI Holding AG bestätigt auf Blick-Anfrage, «dass der operative Austritt von Thomas Wegmann per 31. Juli 2024 erfolgte und das Anstellungsverhältnis bis zum 31. Mai 2025 bestand». Näher will sich das Unternehmen nicht dazu äussern, Fragen bleiben mit Verweis auf «personalrechtliche Gründe» unbeantwortet.

Staatsnahe Betriebe müssen im Kanton Bern offenlegen, was ihre Spitzenkader verdienen – die Vergütungen sollen für die Steuerzahler nachvollziehbar sein. Die Kantonsbehörden veröffentlichen ein entsprechendes Reporting. Demnach wurde dem vormaligen STI-Direktor das Langzeitkonto ausbezahlt. Weitere Informationen gibt es dazu aber nicht.

Wegmann selbst verzichtet gegenüber Blick auf eine Stellungnahme. Aber: Er sehe in der Veröffentlichung der Lohnangaben durch seinen Ex-Arbeitgeber und die Berner Regierung eine mögliche Datenschutzverletzung und behalte sich juristische Schritte vor.

Um wie viel Geld geht es?

Beim Langzeitkonto handelt es sich um ein spezielles Guthaben – meist Überstunden, nicht bezogene Ferien oder andere Lohnanteile. Konnte Wegmann als Firmenchef etwa Überstunden ansammeln? Oder wurde ihm eine Brücke in den vorzeitigen Ruhestand gebaut? Darüber lässt sich nur rätseln. Was genau hinter der Auszahlung steckt, legt die STI nicht offen.

Auch genaue Zahlen, wie viel Wegmann noch erhielt, nennt die STI keine. Gemäss Reporting wurde für den Direktorenposten im Jahr 2024 insgesamt 434'000 Franken bezahlt – wobei während fünf Monaten sowohl der neue als auch der alte Direktor auf der Lohnliste standen. Zum Vergleich: In Wegmanns letztem vollem Amtsjahr 2023 belief sich die Direktoren-Vergütung auf 288'000 Franken. Damit liegt der Schluss nahe, dass er weiterhin ein volles Salär bekam.

Zu einer weiteren fünfmonatigen Überschneidung kam es demnach zu Beginn des laufenden Jahres. Zahlen zum Geschäftsjahr 2025 werden aber erst 2026 veröffentlicht.

Kanton legt Spitzengehälter offen

Immer mehr Kantone legen offen, wie viel die Kader von staatsnahen oder mit öffentlichen Geldern finanzierten Betrieben verdienen. Der Kanton Bern gilt mit seinen Regeln als Musterbeispiel.

Durch die Klarheit bei den Cheflöhnen soll auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Unternehmen gestärkt werden. Es gilt die Devise: Steuergeld braucht Transparenz.

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