Tauziehen nach Bucherer-Spende
Welche Luzerner Gemeinde krallt sich die ETH-Millionen?

Luzerner Gemeinden wetteifern um das geplante ETH-Erdbeobachtungszentrum. Die 100-Millionen-Franken-Investition, gesponsert aus dem Erbe von Uhrenpatron Jörg Bucherer (†87), verspricht etwa 100 Arbeitsplätze. Erste Gespräche finden Ende August statt.
Publiziert: 16.07.2025 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2025 um 20:01 Uhr
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Pius Baschera, Präsident der ETH Foundation, Urs Mühlebach, Präsident der Jörg G. Bucherer-Stiftung, und ETH-Präsident Joël Mesot (v.l.n.r.) bei der Unterzeichnung des Fördervertrages für ein Erdbeobachtungszentrum im Kanton Luzern.
Foto: MANUEL RICKENBACHER

Darum gehts

  • Uhrenpatron Jörg Bucherer spendete 100 Millionen für ETH-Erdbeobachtungszentrum in Luzern
  • Mehrere Gemeinden wollen das geplante Forschungszentrum in ihr Dorf holen
  • Projekt soll 2027 fertig sein und rund 100 Arbeitsplätze schaffen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

100 Millionen Franken spendete die Jörg-G.-Bucher-Stiftung des 2023 verstorbenen Uhrenpatrons an die ETH Zürich. Es ist die grösste private Spende in der Geschichte der Hochschule. Die Abmachung: Mit dem Geld soll in der Stadt Luzern oder in ihrer Agglomeration ein internationales Kompetenzzentrum für Erdbeobachtung errichtet werden. Anfang Juli kommunizierten Gönnerin und Empfängerin gemeinsam über das Projekt. Zusätzlich beteiligt sich der Kanton Luzern mit 2,8 Millionen Franken.

Bereits 2027 soll der Forschungsstandort einzugsbereit sein. Eine grosse Frage ist aber noch ungeklärt: Welche Luzerner Gemeinde darf effektiv auf die rund 100 ETH-Arbeitsplätze hoffen? Der Kanton und die ETH bleiben bedeckt – doch die Politik weibelt bereits.

Hochschule und Politiker buhlen um die ETH

Laut der «Luzerner Zeitung» wird aktuell rege spekuliert, welche Ortschaften infrage kommen – ein Tauziehen um die Millionen bahnt sich an. SVP-Kantonsrat Mario Bucher aus Hochdorf LU bringt etwa das Südi-Areal in seiner Wohngemeinde ins Gespräch. Er sehe dort ideale Entwicklungsmöglichkeiten für das Zentrum und potenzielle Start-ups, wie Bucher in einem Vorstoss schreibt. Bei der Gemeinde rennt der Parlamentarier damit offene Türen ein. Und auch das Hochdorfer Kloster Baldegg zeigt Interesse am Projekt.

Horw, Standort der Hochschule Luzern, gilt ebenfalls als heisser Kandidat. Die Hochschule würde das Erdbeobachtungszentrum begrüssen, wie Kommunikationsleiterin Sigrid Cariola erklärt. «Räumliche Nähe ist für eine gute Zusammenarbeit immer wünschenswert und positiv – unabhängig davon, ob es nun zu einer Ansiedlung in Horw oder um den Bahnhof Luzern käme», so Cariola.

Dabei gibt es aber ein nicht unbedeutendes Hindernis, wie das kantonale Finanzdepartement anmerkt. Es weist darauf hin, dass der geplante Campus in Horw voraussichtlich erst ab 2030 etappenweise bezogen werden könnte. Das stimme nicht mit dem Zeitplan des ETH-Projekts überein.

Der Kanton will noch abwarten

Währenddessen plädiert die kantonale Mitte-Partei für die Agglo-Gemeinde Emmen. In einem Vorstoss fordert sie, dass der Gemeinderat sein Interesse bei den zuständigen Stellen anmeldet und mögliche Standorte auf Gemeindegebiet prüft.

Die ETH selbst hält sich mit konkreten Angaben zu den Anforderungen an den Standort zurück. Man befinde sich im Austausch mit dem Kanton Luzern, um die notwendigen Kriterien zu klären. Anschliessend werde der Kanton zusammen mit der Wirtschaftsförderung geeignete Standorte vorschlagen.

Ivan Buck, Direktor der Wirtschaftsförderung Luzern, kündigt an, dass ein erster Austausch mit der ETH in der zweiten Augusthälfte stattfinden wird. Zwar werde die Standortsuche der ETH wie ein Ansiedlungsprojekt einer Firma behandelt. Man sei sich jedoch bewusst: «Dieses Projekt ist anspruchsvoller, politischer und spannender.»

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