Susanne Wille zum UKW-Entscheid
«Jetzt müssen wir zusätzliche Millionen sparen»

Tausende rüsteten ihr Autoradio auf, als die SRG vor einem Jahr UKW verliess. Jetzt kehren die Sender schon wieder zurück. Im Interview verteidigt SRG-Generaldirektorin Susanne Wille das Abschalten, die Rückkehr und erklärt, warum die SRG jetzt noch mehr sparen muss.
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«Wir waren verlässlich», sagt SRG-Generaldirektorin Susanne Wille. Beim Thema UKW habe aber die Politik mitten im Spiel die Regeln geändert.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • SRG kehrt zu UKW zurück, nachdem Politik Abschaltung verschoben hat
  • Entscheidung basiert auf geänderter Ausgangslage und Hörerbedürfnissen
  • UKW-Betrieb kostet SRG jährlich 15 Millionen Franken – SRG muss deshalb weitersparen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Seit bald einem Jahr gibt es auf UKW keine SRG-Sender mehr zu hören, weder SRF 1 noch SRF 3. Doch jetzt will die SRG wieder auf UKW zurückkehren. Das hat sie am Donnerstag angekündigt. Der Hintergrund: Entgegen einer Abmachung zwischen SRG, Politik und Privatradios bleibt UKW über 2026 in Betrieb. Das hat der Ständerat auf Wunsch der Privatradios entschieden.

Was bedeutet das Hin und Her für die SRG und die Halbierungsinitiative? Was ist mit Autofahrern, die ihre Radios für viel Geld aufgerüstet haben? Im Interview nimmt SRG-Generaldirektorin Susanne Wille (51) Stellung. 

Blick: Die Politik lässt UKW länger laufen als geplant. Sie haben bereits alles abgestellt und kehren jetzt zurück. Der Zickzack-Kurs ist eine Schlappe für die SRG.
Susanne Wille: Wir waren verlässlich. Die SRG hat sich an alle Abmachungen gehalten. Die Politik hat jetzt mitten im Spiel die Spielregeln geändert. Darauf müssen wir reagieren. 

Sie geben der Politik die Schuld. War es nicht einfach ein Fehlentscheid, überhaupt UKW zu verlassen? Sie haben eine halbe Million an Hörerinnen und Hörern verloren.
Neun von zehn Personen hören bereits digital. Und: Vor zehn Jahren haben die privaten Radios, die SRG und der Bund gemeinsam entschieden, UKW zu verlassen. Daran haben wir uns gehalten. Wenn wir UKW jetzt aber nicht gemeinsam abschalten können, muss die SRG dabei bleiben. Wir können es uns nicht leisten, mehrere Jahre lang auf die Hörerinnen und Hörer zu verzichten.

Haben Sie die Rückkehr auch beschlossen, um für die Abstimmung vom 8. März über die Halbierungsinitiative Goodwill zu schaffen?
Die SRG steht für verlässliche und sorgfältige Entscheide. Wir stützen uns auf das, was gilt. Jetzt gibt es eine ganz andere Ausgangslage, darauf müssen wir reagieren und korrigieren. Wir wollen, dass unsere Radioprogramme gehört werden.

Warum kommt der Entscheid erst jetzt, quasi auf Druck der Politik? Roger Schawinski hat Ihnen geraten, den Entscheid früher anzukündigen. Damit hätten Sie sich Sympathien geschaffen in der Bevölkerung.
Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir uns alle Optionen offenhalten. Aber wir haben dem politischen Beschluss nicht vorgreifen wollen. Wir haben diesen abgewartet. Und zwei Tage später stehen wir nun mit einem Entscheid da.

Tausende Leute haben vergeblich Geld ausgeben und das Radio auf DAB+ umgerüstet.
Wer DAB+ hat, kann dies weiterhin hören. Das Hin und Her hat aber nichts mit der SRG zu tun. Die SRG war verlässlich. 

Wie enttäuscht sind Sie von den Privatradios?
Wenn, dann hätte ich gerne gemäss Abmachung als Branche abgestellt. Jetzt ist es anders, und ich halte mich nicht damit auf. Ich überlege mir jetzt, wie wir die Hörerinnen und Hörer zurückgewinnen. Für viele ist es ein Bedürfnis, Radio über UKW zu hören. Das nehmen wir ernst.

So begründen die Privatradios ihre Kehrtwende

Zuerst wollten die Privatradios gemeinsam mit der SRG aus UKW aussteigen. Dann ging die SRG voran, und die Privaten machten eine Kehrtwende. Sie kämpften politisch für den Erhalt. Wie verlässlich sind sie als Partner und warum die Kehrtwende? Stellung dazu nimmt Nicola Bomio, Präsident des Verbandes der Schweizer Privatradios.

Zwar erhalten die Privatradios mehr Konkurrenz, wenn nun auch die SRG wieder auf UKW zurückkehrt. Dennoch hat Bomio kein Problem damit. Es sei für die gesamte Radiolandschaft gut, dass UKW weiterbetrieben werden könne, sagt er auf Anfrage von Blick. Die UKW-Abschaltung der SRG habe «unfreiwillig» gezeigt, dass die Hörerinnen und Hörer über UKW Radio hören wollten – in deutlich grösserem Ausmass, als dies die Branche angenommen habe. Deshalb sei es auch gerechtfertigt gewesen, auf den Entscheid zurückzukommen. Ein Abschalten wäre laut Bomio für die Privatradios «verheerend» gewesen. Sie hätten bis zu 15 Prozent an Reichweite – und damit auch viel Geld beim Werbeumsatz – verloren. Dies hätte Einschnitte beim Personal bedeutet.

Bomio betont: Die Privaten würden 12 Millionen Franken für die DAB-Verbreitung ausgeben und 3,5 Millionen für UKW. Dies sei ein klares Zeichen für den digitalen Weg. «Uns ist klar, dass es UKW irgendwann nicht mehr brauchen wird. Aber das ist noch nicht jetzt.» Tatsächlich hat man sich in der Branche getäuscht: Neun von zehn Radiominuten werden zwar bereits heute digital gehört. Zu wenig im Blick hatte man aber, wie oft auf alten Radios die Leute für kurze Zeit Radio hören, etwa am Morgen im Bad oder auf Autofahrten. Dies führte bei der SRG mit dem UKW-Wegfall zu einer grossen Abnahme der Hörerzahlen.

Nicola Bomio, Präsident des Verbandes der Privatradios.
ZVG

Zuerst wollten die Privatradios gemeinsam mit der SRG aus UKW aussteigen. Dann ging die SRG voran, und die Privaten machten eine Kehrtwende. Sie kämpften politisch für den Erhalt. Wie verlässlich sind sie als Partner und warum die Kehrtwende? Stellung dazu nimmt Nicola Bomio, Präsident des Verbandes der Schweizer Privatradios.

Zwar erhalten die Privatradios mehr Konkurrenz, wenn nun auch die SRG wieder auf UKW zurückkehrt. Dennoch hat Bomio kein Problem damit. Es sei für die gesamte Radiolandschaft gut, dass UKW weiterbetrieben werden könne, sagt er auf Anfrage von Blick. Die UKW-Abschaltung der SRG habe «unfreiwillig» gezeigt, dass die Hörerinnen und Hörer über UKW Radio hören wollten – in deutlich grösserem Ausmass, als dies die Branche angenommen habe. Deshalb sei es auch gerechtfertigt gewesen, auf den Entscheid zurückzukommen. Ein Abschalten wäre laut Bomio für die Privatradios «verheerend» gewesen. Sie hätten bis zu 15 Prozent an Reichweite – und damit auch viel Geld beim Werbeumsatz – verloren. Dies hätte Einschnitte beim Personal bedeutet.

Bomio betont: Die Privaten würden 12 Millionen Franken für die DAB-Verbreitung ausgeben und 3,5 Millionen für UKW. Dies sei ein klares Zeichen für den digitalen Weg. «Uns ist klar, dass es UKW irgendwann nicht mehr brauchen wird. Aber das ist noch nicht jetzt.» Tatsächlich hat man sich in der Branche getäuscht: Neun von zehn Radiominuten werden zwar bereits heute digital gehört. Zu wenig im Blick hatte man aber, wie oft auf alten Radios die Leute für kurze Zeit Radio hören, etwa am Morgen im Bad oder auf Autofahrten. Dies führte bei der SRG mit dem UKW-Wegfall zu einer grossen Abnahme der Hörerzahlen.

Auf wann kehrt die SRG zu UKW zurück?
Das müssen wir mit dem Bundesamt für Kommunikation klären. Daran machen wir uns jetzt. 

UKW kostet die SRG 15 Millionen Franken pro Jahr, Sie müssen bereits sparen. Was heisst dieser Entscheid?
Das müssen wir ehrlich benennen: Der Betrag kommt nun zusätzlich zu den 270 Millionen Franken, die wir bereits durch die vom Bundesrat beschlossene Gebührensenkung einsparen müssen. Eine Vollabdeckung mit UKW kostet 15 Millionen Franken pro Jahr. Wird UKW um zehn Jahre verlängert, sind das zusätzliche 150 Millionen, die wir sparen müssen.

Zum Schluss: Wie lautet Ihre Prognose für die Abstimmung über die Halbierungsinitiative am 8. März?
Ich mache keine Prognosen. Ich kremple jeden Tag die Ärmel hoch und zeige auf, dass eine starke SRG wichtig ist für die Schweiz. 

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