SP-Wermuth will Sünneli-Partei entlarven
«Gefährlichster Ort für Frauen? Die Schwyzer SVP-Fraktion»

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth schiesst gegen die politische Heimat von SVP-Boss Marcel Dettling. Damit reagiert er auf die Darstellung der SVP, Gewalt gegen Frauen sei vor allem ein Ausländerproblem. Dettling kontert.
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SP-Co-Präsident Cédric Wermuth rechnet vor: In der SVP-Fraktion in Schwyz gebe es einen Anteil an Gewalttätern von rund drei Prozent.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • SP-Co-Präsident Wermuth kritisiert SVP-Präsident Dettling wegen Aussagen zu Ausländergewalt
  • Wermuth argumentiert gegen pauschale Zuschreibung von Gewalt an Ausländer
  • 27 mutmassliche Femizide in der Schweiz seit Anfang 2023 verzeichnet
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Mit einem provokanten Beitrag meldet sich SP-Co-Präsident Cédric Wermuth (39) in der Debatte über Gewalt gegen Frauen zu Wort. Der Auslöser: eine Frage von SVP-Präsident Marcel Dettling (44) im Parlament. Dieser hatte Wermuth aufgefordert, einzuräumen, dass Gewalt gegen Frauen vor allem von Ausländern begangen werde.

Wermuth greift das in einem Blogbeitrag auf – und verweist darin auf einen konkreten Fall aus der Heimat von SVP-Chef Dettling. Ein früherer Schwyzer SVP-Kantonsrat war 2024 vom Obergericht Zürich verurteilt worden, weil er eine Prostituierte verletzt hatte. In seinem Text unter dem Titel «Der gefährlichste Ort für Frauen? Die Kantonsratsfraktion der SVP Schwyz» rechnet Wermuth vor, dass dieser Fall in der 33-köpfigen Fraktion rechnerisch einem Anteil von rund drei Prozent Gewalttätern entspreche.

Pauschale Zuschreibung sei problematisch

Dieser Wert sei «fast 30-mal höher als der durchschnittliche Anteil von Gewaltstraftätern in der Gesamtbevölkerung», so Wermuth. Er betont zugleich, dass so eine Betrachtung willkürlich sei: Es sei problematisch, aus einem einzelnen Delikt Rückschlüsse auf eine ganze Gruppe zu ziehen.

Genau darin liege sein Punkt: Die pauschale Zuschreibung von Gewalt an «Ausländer» folge derselben Logik und sei ebenso wenig haltbar. «Auch dieses Merkmal ist nur eines von vielen, die Täter und ihre Biografien ausmachen», schreibt Wermuth weiter. «Und die Gruppe ist völlig willkürlich. Fast alle Menschen sind fast überall auf der Welt Ausländer. Die meisten verbindet deutlich weniger miteinander als etwa eine gemeinsame Parteimitgliedschaft.»

Herkunft verliert laut Forschung an Bedeutung

Wermuth argumentiert mit Ergebnissen aus der Forschung. Demnach verliere die Herkunft als erklärender Faktor weitgehend an Bedeutung, wenn Statistiken nach Geschlecht, Alter sowie Bildungs- und Einkommensverhältnissen aufgeschlüsselt würden. Entscheidend seien vielmehr soziale Prägungen und Rollenbilder, insbesondere bei jungen Männern.

Gewalt gegen Frauen, so der Aargauer Nationalrat, sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. Patriarchale Gewalt betreffe alle sozialen und politischen Milieus. Auch deshalb sei es aus seiner Sicht unzulässig, einzelne Gruppen pauschal verantwortlich zu machen.

«Patriarchale Gewalt betrifft alle gesellschaftlichen Kreise»

«Apropos», fügt Wermuth an: «Wer sich von der Empörung nicht erholen kann, der oder die google einmal nach ‹SP-Mitglied› und ‹Gewalt gegen Frau›.» Man werde «mit Sicherheit ebenfalls fündig (ich habe es zugegebenermassen nicht überprüft)». Denn: «Patriarchale Gewalt ist leider ein Phänomen, das alle gesellschaftlichen Kreise betrifft».

Der Fokus auf Herkunft lenke von der Frage ab, welche konkreten Massnahmen zur Prävention von Gewalt gegen Frauen nötig seien. Wermuth verweist auf die Zahl von 27 mutmasslichen Femiziden in der Schweiz seit Anfang 2025. Statt Schuldzuweisungen fordert der Sozialdemokrat eine frühe Thematisierung von Rollenbildern und Diversität, insbesondere in der Volksschule.

Marcel Dettling kontert

Bei SVP-Chef Dettling kommen Wermuths Argumente gar nicht gut an. «Er stellt einmal mehr Ideologie über Fakten», sagt der Schwyzer Nationalrat zu Blick. Insbesondere bei schwerer Gewalt und bei Sexualdelikten seien ausländische Täter gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung massiv übervertreten, verweist er auf die Kriminalitätsstatistik. «Dies zeigt auch die Realität in unseren Gefängnissen: 72 Prozent der Inhaftierten sind Ausländer.»

Dettling verweist auf den forensischen Psychiater Frank Urbaniok (63), der entsprechende Zahlen ausgewertet hat. «Sein differenziertes Ergebnis: Nicht Ausländer per se sind krimineller als Schweizer, sondern Personen aus gewissen Herkunftsländern – darunter viele afrikanische und arabische Staaten sowie Länder des Balkans», erklärt Dettling. «2025 töteten ein Serbe, ein Nigerianer, ein Algerier, ein Syrer, ein Bulgare, ein gebürtiger Kosovare, ein Rumäne und ein Grieche eine Frau in der Schweiz.»

Ausländische Täter seien nicht nur bei Gewalt gegen Frauen überrepräsentiert. «Doch statt das Problem der importierten Kriminalität zu lösen und Wissenschaftlern wie Urbaniok zuzuhören, verhindern die Linken – wie jüngst in Basel –, dass er öffentlich auftreten kann», so Dettling. «So gesehen ist einer der gefährlichsten Orte des Landes die ideologisch verblendete SP – und zwar nicht nur für Frauen, sondern auch für die Meinungs- und Redefreiheit.»

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