Darum gehts
- SEM schliesst Zentrum für renitente Asylsuchende und plant neue Unterbringungslösung
- Störende Asylsuchende sollen in separaten Bereichen bestehender Bundesasylzentren untergebracht werden
- Bisheriges Zentrum in Les Verrières konnte nur 5 bis 10 statt 60 Personen aufnehmen
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) musste reagieren. Kürzlich hatte es mitgeteilt, dass das sogenannte besondere Zentrum (BesoZ) zur Unterbringung renitenter Asylsuchender seine Tore schliesst. Es ist eine Reaktion auf den Unmut in der Neuenburger Standortgemeinde Les Verrières. Weil es immer wieder zu schweren Zwischenfällen und Delikten gekommen war, hatte diese die Vereinbarung mit dem Bund gekündigt. Man suche mit den Kantonen eine neue Lösung, hiess es darauf vom Bund.
Nun ist klar: Das SEM will ganz auf solche Zentren verzichten und die Unterbringung stark störender Asylsuchender neu organisieren. Das erklärt SEM-Chef Vincenzo Mascioli (54) im Interview mit der «NZZ». Künftig sollen renitente Personen innerhalb der bestehenden Bundesasylzentren oder in deren unmittelbaren Nähe untergebracht werden – dort sollen sie aber ebenfalls separiert werden.
Schwierige Standortsuche
Der Vorteil: Der Bund kann auf die Standortsuche für ein Sonder-Zentrum für Asyl-Störenfriede verzichten. Diese habe sich schon bisher als äusserst schwierig bis unmöglich erwiesen, schreibt die «NZZ». Im bisherigen Zentrum in Les Verrières hätten nur gerade fünf bis zehn statt der ursprünglich geplanten 60 Personen untergebracht werden können. Die Kapazität musste auf Druck der Gemeinde reduziert werden.
Ein zweites Zentrum, das in der Deutschschweiz geplant war, konnte gar nie realisiert werden. Es war schlicht keine Gemeinde dazu bereit. In Les Verrières kam das nicht gut an. Die Idee, Asylsuchende, die den Betrieb massiv störten, getrennt von den anderen unterzubringen, sei zwar richtig, führt Staatssekretär Mascioli im Interview aus: «Allerdings hat sich gezeigt, dass das mit den BesoZ nicht funktioniert.»
Das neue Konzept habe für die Mehrheit der Asylsuchenden, die sich korrekt und friedlich verhalten, den Vorteil, dass störende Personen getrennt von anderen untergebracht werden. Das werde sich positiv auf die Stimmung in den Bundesasylzentren auswirken. Wo das Pilotprojekt geplant wird, will das SEM noch nicht verraten. Später soll das Modell in allen Asylregionen eingeführt werden.