Mission Impossible beim Nachrichtendienst
Keiner will Schweizer Chef-Spion werden

Der Nachrichtendienst steckt in der Krise. Und Martin Pfisters Suche nach einem Nachfolger für den abtretenden Chef Christian Dussey soll sich schwierig gestalten, verraten Insider. Genannte Favoriten sind bereits aus dem Rennen.
Publiziert: 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 08:29 Uhr
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Alt Bundesrätin Viola Amherd ist schon weg. NDB-Chef Christian Dussey (l.) und Armeechef Thomas Süssli haben ebenfalls ihren Rücktritt erklärt.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • NDB-Chef tritt zurück – Suche nach Nachfolge verzögert sich
  • Favoriten wie Jacques Pitteloud und Gabriel Lüchinger sollen aus dem Rennen sein
  • Christian Dussey will sein Pult erst 2026 räumen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Mitarbeitende sind höchst unzufrieden. Kantone klagen über die schwierige Zusammenarbeit. Und auch die gross angelegte Reform harzt. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) steckt in der Krise. Von der Dauerkritik zermürbt warf NDB-Chef Christian Dussey (60) im Januar den Bettel hin – will sein Pult jedoch erst 2026 räumen.

So lange aber will niemand warten. Der NDB ist ein zentraler Pfeiler der Landesverteidigung, muss rasch wieder auf Kurs gebracht werden. Verteidigungsminister Martin Pfister (61) liess extra eine Findungskommission einsetzen. Möglichst bald soll Dusseys Nachfolge präsentiert werden. Die Zeit drängt.

Bundesrat habe schon an letzter Sitzung entscheiden wollen

Ganz so schnell wie erhofft scheint sich die Nachfolge aber nicht regeln zu lassen. «Die Suche ist offensichtlich schwierig», heisst es aus Sicherheitskreisen. «Gut möglich, dass sie sich verzögern wird.» Tatsächlich soll die Wahl eigentlich schon für die letzte Bundesratssitzung vor den Sommerferien geplant gewesen sein. Zum Erstaunen vieler aber fiel Ende Juni kein Entscheid: «Im NDB warten alle ungeduldig.»

Ein Problem: Das Kandidatenfeld dürfte überschaubar sein. «Angesichts der Ausgangslage stehen sie sicher nicht Schlange für den Job», ist aus gut unterrichteten Kreisen zu hören. Und dann sollen erst noch öffentlich genannte Favoriten bereits aus dem Rennen sein.

Dazu zählt Jacques Pitteloud (62), wie aus seinem Umfeld hören ist. Der ständige Diplomatie-Vertreter bei der Nato war schon 2021 für die Nachfolge des damals geschassten NDB-Chefs Jean-Philippe Gaudin (62) im Gespräch.

Pitteloud ist eine schillernde Figur. Der frühere Geheimdienstler galt als Mann für heikle Fälle, war aber auch gleich in mehrere Affären verwickelt. Später wechselte der Walliser als «Botschafter für Spezialmissionen» ins Aussendepartement EDA, wo er ebenfalls für Schlagzeilen sorgte. «Er wäre für die NDB-Spitze eine spannende Lösung», so ein Insider. «Aber auch keine unumstrittene.» Auf eine Anfrage von Blick hat Pitteloud nicht reagiert.

Wenig Lust, im NDB aufzuräumen

Bliebe Kronfavorit Gabriel Lüchinger (48). Der Chef der Abteilung Internationale Sicherheit im EDA gilt als «Mann für alle Fälle» und übernimmt für den Bundesrat, wenns kompliziert wird. So ist er derzeit Sondergesandter für die USA oder organisierte den Ukraine-Gipfel auf dem Bürgenstock. Auch ist er im Sicherheitsbereich kein Unbekannter und international gut vernetzt.

Doch auch diese Option scheint sich zerschlagen zu haben. Lüchinger verspüre wenig Lust, im NDB aufzuräumen, glauben Insider zu wissen. Immerhin habe er einfachere Möglichkeiten, weiter Karriere zu machen. Immer wieder wurde er für Chefposten beim Bund gehandelt. Lüchinger selber will sich vorerst nicht äussern, er «hoffe aber persönlich sehr, dass es bald gelingt, den NDB langfristig zu stabilisieren; im Interesse der Sicherheit unseres Landes».

Mittlerweile soll eine Kandidatur aus den kantonalen Polizeikorps in die Poleposition gerückt sein. Das muss für den NDB keine schlechte Nachricht sein. Immerhin findet die Arbeit des Geheimdiensts zu einem grossen Teil in den Kantonen statt.

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