Darum gehts
1300 Milliarden Franken! Die Pensionskassen haben ein fettes Vermögen auf der hohen Kante. Das zahlt sich auch dieses Jahr aus, steuern die Vorsorgeeinrichtungen doch auf ein gutes Anlagejahr zu. Per Ende November lag die bisherige Rendite bei 5,4 Prozent, wie die UBS-Pensionskassen-Performance zeigt.
Rechtzeitig auf Weihnachten dürfen sich auch viele Versicherte auf eine schöne Bescherung freuen. Mit einer ansehnlichen Verzinsung ihrer Altersguthaben. Und das ist wichtig: Je höher die Verzinsung, umso höher fallen dereinst die Renten aus.
Für Aufsehen sorgte jüngst die Meldung der Migros-Pensionskasse: Sie zahlt auf die Altersguthaben 2026 einen Zins von 7,25 Prozent. Auf 100'000 Franken Altersguthaben kommen also 7250 Franken obendrauf, bei einem angesparten Guthaben von 300'000 Franken sogar 21'750 Franken!
Vielerorts 4 bis 5 Prozent
Der Migros-Zins ist zwar eher ein Ausreisser nach oben, doch insgesamt zeichnet sich im Vergleich der letzten Jahre eine eher überdurchschnittliche Verzinsung ab. So zeigen sich auch andere Kassen grosszügig: Die Pensionskasse der Gastrobranche schlägt 5,5 Prozent drauf, ebenso jene der Arztpraxen. Die Swisscom-PK Complan verzinst die Altersguthaben für dieses Jahr mit 5,25 Prozent, obwohl die Jahresrendite darunter liegt.
«Bei vielen Pensionskassen hören wir derzeit Zahlen zwischen 4 und 5 Prozent, obwohl die gesetzliche Mindestvorgabe nur 1,25 Prozent beträgt. Das ist eine gute Nachricht», sagt Lukas Müller-Brunner (43), Direktor des Pensionskassenverbands Asip. Die meisten Vorsorgeeinrichtungen hätten mittlerweile genügend Rückstellungen gemacht und stünden auf gesunden Beinen. «Viele sind damit nun in der Lage, ihr an der Börse verdientes Geld fast telquel an die Versicherten und Rentner weitergeben zu können – anstatt Reserven bilden zu müssen.»
Auch manche Rentner profitieren
Nicht nur die Versicherten profitieren, sondern zunehmend auch die Rentnerinnen und Rentner. Diese hatten während der starken Teuerungsjahre das Nachsehen. Das Gesetz über die berufliche Vorsorge sieht zwar vor, dass die Altersrenten der Preisentwicklung angepasst werden – aber eben nicht automatisch wie bei der AHV, sondern «entsprechend den finanziellen Möglichkeiten» der jeweiligen Kasse.
Bei den Pensionskassen besteht also durchaus Nachholbedarf, die Kaufkraft der Rentnerinnen aufzubessern und auch real zu erhöhen. Vielerorts gehen die Rentner noch leer aus, doch zunehmend kommt Bewegung in die Sache. So heben etwa die Kassen von Migros und SRG die laufenden Renten allgemein um 1,5 Prozent an.
Sonderzulagen wie 13. Rente
Andere beteiligen die Rentner mit Sonderzulagen an den Renditen. Bei Coop erhalten alle Hauptrentenbezüger eine Zusatzpauschale von 500 Franken. Die Swisscom-Pensionskasse Complan wiederum hat eine einmalige Zusatzzahlung «in einer Bandbreite von einer halben bis drei Monatsrenten» beschlossen, wobei die Höhe von den unterschiedlichen Umwandlungssätzen zum Pensionierungszeitpunkt abhängt.
Bei der Pensionskasse der Rhätischen Bahn wird diesen Dezember allen «eine einmalige, nicht wiederkehrende 13. Monatsrente ausbezahlt». Und bei der PKG erhalten die Pensionierungsjahrgänge 2023/2024 einen «einmaligen Rentenbonus in Höhe von 25 Prozent bzw. 31 Prozent ihrer Jahresrente».
Gewerkschaften fordern bessere Renten
Die Entwicklung freut auch die Gewerkschaften, die paritätisch in den Stiftungsräten vertreten sind. «Unsere Leute haben sich massiv dafür eingesetzt, dass Versicherte und Rentner mehr Geld rausbekommen», sagt Gewerkschaftsbund-Chefökonom Daniel Lampart (57). Jahrelang seien die Renten gesunken, während die Pensionskassen massiv Reserven aufgebaut hätten. «Dass mehr Geld an die Versicherten fliesst, ist eine gute Sache.»
Mit Blick auf die letztes Jahr mit 67 Prozent Nein-Anteil abgelehnte Pensionskassen-Reform sieht sich Lampart bestätigt. Die düsteren Szenarien der Reformbefürworter seien durch die Realität widerlegt worden. «Die Rentenkürzungen der letzten Jahre sind zu weit gegangen. Mit unserem erfolgreichen Referendum haben wir eine weitere Rentensenkung verhindert», betont er.
Die eingeschlagene Richtung müsse nun weiterverfolgt werden. «Die Pensionskassen haben viel mehr Geld. Die Renten müssen nun auf breiter Front real verbessert werden», fordert Lampart. Auch SGB-Präsident und Ständerat Pierre-Yves Maillard (57, SP) macht diesbezüglich Druck: Mit einer Motion fordert er wie bei der AHV einen regelmässigen Teuerungsausgleich für BVG-Renten. Voraussichtlich in der Frühlingssession wird die kleine Kammer den Vorstoss behandeln.