Darum gehts
- Europäische Länder ringen um Zukunft der Altersvorsorge
- Schweiz und Deutschland im Mittelfeld bei Arbeitsjahren pro Rentenjahr
- Niederländer arbeiten am längsten: 2,4 Jahre für ein Rentenjahr
In ganz Europa wird um die Zukunft der Altersvorsorge gerungen. Während der Deutsche Bundestag gerade erst ein Rentenpaket durchgeboxt hat, hängt die Zukunft des französischen Premierministers Emmanuel Macron (47) von seinem Versprechen ab, die beschlossene Erhöhung des Rentenalters rückgängig zu machen. Auch in der Schweiz ist das Thema ein Dauerbrenner. Derzeit sucht die Politik nach Finanzierungsmöglichkeiten für die 13. AHV-Rente.
Ausgestaltet wird die Altersvorsorge aber in allen Ländern ganz anders. Auch wie lange die Menschen in den einzelnen Ländern arbeiten müssen, um eine Altersrente zu erhalten, unterscheidet sich stark. Patrick Chuard, Chefökonom des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, hat dies in einer Analyse untersucht, über die die «NZZ» exklusiv berichtet.
Schweiz und Deutschland im Mittelfeld
In Frankreich müssen die Menschen am wenigsten arbeiten, um ein Rentenjahr zu erhalten: Gerade 1,6 Arbeitsjahre sind nötig, um auf ein staatlich finanziertes Rentenjahr zu kommen. Der Ruhestand dauert im Schnitt 23 Jahre – so lange wie in keinem anderen untersuchten Land. Entsprechend hoch sind die Kosten: 23 Prozent der Staatsausgaben fliessen in die Renten.
Die Schweiz steht zusammen mit Deutschland im Mittelfeld. Rund 2,2 Arbeitsjahre sind erforderlich für ein Rentenjahr. Allerdings ist hierzulande die jährliche Arbeitsdauer höher. Während die Schweizer 1531 Stunden pro Jahr arbeiten, leisten die Deutschen im Schnitt nur 1331 Stunden. Auf ein Erwerbsleben hochgerechnet, ergibt dies zusammen mit der unterschiedlich langen Erwerbsdauer eine Differenz von immerhin 14’000 Stunden.
Am längsten arbeiten die Niederländer
An der Spitze der Rangliste stehen die Niederlande. Dort muss ein Erwerbstätiger rund 2,4 Jahre arbeiten, um sich ein Rentenjahr zu finanzieren – fast zehn Monate länger als in Frankreich. In den Niederlanden liegt das Rentenalter bei 67 Jahren, ausserdem tritt die Bevölkerung früher ins Arbeitsleben ein.
Für das niederländische Rentensystem sei das ein erheblicher Vorteil, sagt Chuard: «Letztlich geht es um einfache Mathematik: Wenn die Menschen mehr arbeiten, fliesst auch mehr Geld in die Altersvorsorge. Dies wiederum führt zu einer besseren Finanzierung der Renten.»