Darum gehts
- Lehrlinge fordern mehr Ferien, Berufslehre steckt in der Krise
- Ungleichbehandlung zwischen Gymnasiasten und Lehrlingen bei Ferienzeit kritisiert
- Bereits 52'000 Unterschriften für Forderung nach 8 Wochen Ferien für Lehrlinge
Wer ins Gymi geht, darf 13 Wochen Ferien geniessen. Wer im selben Alter eine Lehre macht, hat oft nur fünf. Ein Skandal finden nun Lernende aus 15 verschiedenen Berufsfeldern: Sie fordern vom Bundesrat in einem offenen Brief, das gesetzliche Minimum für Lehrlinge auf acht Wochen aufzustocken.
Federführend in der Kampagne sind die Gewerkschaften, genauer die Jugendkommission des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB). Angestossen sei die Aktion jedoch «einer Basis junger Lernender», heisst es im Aufruf.
Berufslehre stecke in der Krise
Auch Jugendverbände sowie namhafte Bildungsexpertinnen und Lehrpersonen sind bei der Allianz «8 Wochen Ferien in der Lehre» an Bord – so etwa Dagmar Rösler (53), Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Sie alle sind sich klar: «Die Berufslehre steckt in der Krise.»
Denn: Jede vierte Person, die in der Schweiz eine Lehre beginnt, bricht diese wieder ab. Laut einer Unia-Umfrage leiden über die Hälfte der Lernenden unter Stress und Erschöpfung. Und im Gegensatz zu den Schülerinnen und Schülern im Gymi, gebe es in der Berufslehre zu wenig Zeit, sich zu erholen. «Diese Ungleichbehandlung ist nicht fair», schreiben die Initiantinnen und Initianten in ihrem Brief.
Aufwertung schon lange ein Thema
Zudem würde die Lehre so auch wieder attraktiver für die Jugend. «Berufslernende von heute sind unsere Fachkräfte von morgen», heisst es. Seit Jahren werde von der nötigen Aufwertung der Berufsbildung gesprochen – passiert sei jedoch nichts. Gleichzeitig gelte das duale Bildungssystem als Erfolgsmodell der Schweiz und werde immer wieder gelobt.
Das Thema gelangt immer wieder auf politisches Parkett. Zuletzt etwa vergangenes Jahr, als die Juso an ihrer Delegiertenversammlung für Lehrlinge sogar zehn Wochen Ferien forderte. Der aktuellste Appell aus der Feder von Jugendlichen und Gewerkschaften scheint anzukommen: Bis Samstagnachmittag haben sich ihm bereits über 52'000 Menschen angeschlossen.