Schweiz prüft Verkauf von Corona-Impfstoff
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Obwohl noch zu wenig da ist
Schweiz prüft Verkauf von Corona-Impfstoff

Die Kantone müssen sich wegen des Impfstoff-Mangels untereinander aushelfen. Doch wegen der geringeren Wirksamkeit des Astrazeneca-Vakzins denkt der Bund über dessen Weiterverkauf nach.
Publiziert: 21.02.2021 um 19:18 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2021 um 11:47 Uhr
Der Impfstoff von Astrazeneca gilt als weniger wirksam als ...
Foto: AFP
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Die Schweiz hat sich mit den Corona-Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna Vakzine der hochwirksamen mRNA-Technologie gesichert. Und mit dem Impfstoff von Astrazeneca verfügt sie über einen Vertrag für einen vektorbasierten Impfstoff.

Das erklärte Ziel des Bundesamts für Gesundheit (BAG) war es aber immer schon, alle drei Impfstoff-Technologien zu haben. Bis Ende Januar fehlte jedoch ein proteinbasiertes Serum.

So war die Freude im BAG Anfang Februar gross, neu einen proteinbasierten Impfstoff in Aussicht zu haben. So gross gar, dass es am 3. Februar den Kauf eines Vakzins verkündete, bei dem eigentlich erst ein Vorvertrag besteht: Sechs Millionen Novavax-Impfdosen sollen beschafft werden.

Ein Freudentag, aber kein Durchbruch

Zudem konnte der Bund an diesem Tag den Abschluss eines Vertrags zum Kauf von fünf Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs des deutschen Pharmaunternehmens Curevac bekannt geben. Und es gelang, mehr Impfdosen von Moderna zu kaufen.

Der 3. Februar war somit ein Freudentag für das BAG. Schliesslich war das Amt zuvor arg in die Kritik geraten, weil viel zu wenig Impfstoff zur Verfügung stand, um die grösste Impfkampagne der Schweizer Geschichte überhaupt richtig zu starten.

Der grosse Befreiungsschlag ist der 3. Februar bis heute dennoch nicht: Die Impfstoffe von Curevac und Novavax haben in der Schweiz noch keine Zulassung erhalten, und Pfizer/Biontech sowie Moderna sind weiter mit ihren Lieferungen in Verzug.

Die Hersteller versprechen jedoch, die fürs erste Quartal versprochenen Impfdosen Ende Februar und im März zu liefern. Da die Firmen sehr kurzfristig angeben, wann sie wie viele Impfdosen bringen, und vielleicht auch aus Angst, dass ersichtlich wird, wie wenig Impfstoff vorhanden ist, macht das BAG ein grosses Geheimnis aus dem Lieferplan für die Impfstoffe.

Armee verriet den Impfplan

Die Wut über die Armee war deshalb umso grösser, als diese den Impfplan kurzzeitig öffentlich machte. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, fehlte auf dem Plan der Impfstoff von Astrazeneca, der immerhin ein Siebtel der gesamten Bestellung des Bundes beisteuern solle.

Das Astrazeneca-Vakzin ist wie jene von Novavax und Curevac noch nicht zugelassen. Doch der Vektor-Impfstoff ist seit Monaten bei der Heilmittelbehörde Swissmedic in Prüfung, während die Hersteller der Novavax- und Curevac-Impfstoffe noch nicht einmal ihre Zulassungsdossiers eingereicht haben. Dennoch war im Lieferplan aufgeführt, die beiden würden im Mai liefern.

Was also ist mit den 5,3 Millionen bestellten Astrazeneca-Dosen? In den Kantonen werde nun darüber spekuliert, der Bund wolle die Bestellung bei Astrazeneca stornieren, schreibt die Zeitung. Es soll eine Vertragsausstiegsklausel geben für den Fall, dass der Impfstoff zu wenig wirksam wäre.

Rücktritt derzeit keine Option

«Ein Rücktritt vom Kaufvertrag ist momentan keine Option», hält BAG-Impfchefin Nora Kronig (40) gegenüber der «NZZ am Sonntag» zwar fest. Wenn Astrazeneca aber durchfallen sollte, «würde dies allenfalls geprüft».

Tatsächlich heisst es immer wieder, der Astrazeneca-Impfstoff schütze weit weniger gut als die mRNA-Impfstoffe. Eine südafrikanische Studie attestiert dem Stoff bloss eine Wirksamkeit von 25 Prozent, nötig wären gemäss dem Standard der Weltgesundheitsorganisation mindestens 50 Prozent.

Laut BLICK-Informationen rechnet das BAG derzeit aber noch mit einer viel höheren Schutzwirkung des Astrazeneca-Impfstoffs: 60 bis 70 Prozent. Und auch der bekannte deutsche Virologe Christian Drosten (48) sagt: «Ich finde, das ist ein sehr guter Impfstoff nach vielen Dingen, die ich sehe.»

Er reagiert damit auf Presseberichte über angebliche Ne­benwirkungen. Zwar sind nur elf Fälle schwerwiegender Reaktionen registriert – nach 32'000 Impfungen. Die Leute sagten trotzdem reihenweise Impftermine ab.

Kauf von Impfstoffen wird geprüft

Offenbar gibt es im BAG die Hoffnung, noch mehr Impfstoff von anderen Herstellern beschaffen zu können. Schliesslich sollen mRNA-Vakzine eine Wirksamkeit von über 90 Prozent haben. Ein ähnlich hoher Schutz wird dem vektorbasierten russischen Impfstoff Sputnik V nachgesagt. Tatsächlich prüft der Bund auch die Beschaffung des Produkts aus Russland.

Zurzeit leidet die Schweiz weiter unter Corona-Impfstoff-Knappheit. Ausreichend davon soll erst im Mai und Juni zur Verfügung stehen. Dann könnten Überlegungen, die sich Impfchefin Kronig heute schon macht, zum Tragen kommen: «Noch ist unklar, was mit Astrazeneca passieren würde» – wenn es denn genügend anderen Impfstoff hat. «Es gibt Überlegungen, den Stoff weiterzugeben», sagte sie der «NZZ am Sonntag». (pt)

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