Neue Klimaszenarien des Bundes
Im Tessin wird es so heiss, dass das Arbeiten schwierig wird

In der Schweiz wird es heisser, trockener, und es dürfte weniger Schnee geben. Das zeigen neue Klimaanalysen, die Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (61) am Dienstag präsentiert.
Publiziert: 10:30 Uhr
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Aktualisiert: 12:21 Uhr
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Mehr Trockenheit ...
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Klimawandel in der Schweiz: Es werden stärkere Erwärmung und zunehmende Extremereignisse erwartet
  • Neue Szenarien wurden veröffentlicht
  • Die Folgen sind Hitzetage, trockene Sommer, starke Niederschläge und weniger Schnee
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Der Klimawandel wird sich auch in der Schweiz deutlich bemerkbar machen. Das zeigen neue Klimaszenarien von Meteo Schweiz, dem Bundesamt für Meteorologie und der ETH Zürich. «Die Schweiz mit ihrer komplexen Topografie zählt zu den besonders stark betroffenen Regionen der Klimaerwärmung», heisst es dort. «Neben einem überdurchschnittlichen Temperaturanstieg haben auch Extremereignisse wie Starkniederschläge, Hitzewellen und Trockenperioden zugenommen.»

«Wir können immer noch reagieren»

Die Grünen zeigen sich von den Klimaszenarien des Bundes alarmiert. Das 1,5-Grad-Ziel sei daran zu scheitern, die Kipppunkte drohten überschritten zu werden. Die Partei kündigt daher ein ganzes Vorstosspaket an. «Wir können immer noch reagieren, aber das vorliegende CO₂-Gesetz sowie die Massnahmen im Strom- oder im Klimaschutzgesetz reichen nicht», hält Fraktionschefin Aline Trede (42) fest. Auch das geplante Sparpaket des Bundesrats sei nicht kompatibel mit den Klimazielen der Schweiz.

Die Grünen sind nun daran, für die bevorstehende Wintersession ihre Forderungen zusammenzutragen. Schon vorher bitten sie, Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61), persönlich an die UN-Klimakonferenz in Brasilien zu reisen. Es sei wichtig, dem Anlass das nötige Gewicht zu geben. «Die Bundespräsidenten waren immer dort», betont Trede. «Erst Viola Amherd hat letztes Jahr damit gebrochen, was einfach nicht geht.»

Die Grünen zeigen sich von den Klimaszenarien des Bundes alarmiert. Das 1,5-Grad-Ziel sei daran zu scheitern, die Kipppunkte drohten überschritten zu werden. Die Partei kündigt daher ein ganzes Vorstosspaket an. «Wir können immer noch reagieren, aber das vorliegende CO₂-Gesetz sowie die Massnahmen im Strom- oder im Klimaschutzgesetz reichen nicht», hält Fraktionschefin Aline Trede (42) fest. Auch das geplante Sparpaket des Bundesrats sei nicht kompatibel mit den Klimazielen der Schweiz.

Die Grünen sind nun daran, für die bevorstehende Wintersession ihre Forderungen zusammenzutragen. Schon vorher bitten sie, Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61), persönlich an die UN-Klimakonferenz in Brasilien zu reisen. Es sei wichtig, dem Anlass das nötige Gewicht zu geben. «Die Bundespräsidenten waren immer dort», betont Trede. «Erst Viola Amherd hat letztes Jahr damit gebrochen, was einfach nicht geht.»

Die Schweiz hat das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet, welches verlangt, dass die globale Erwärmung weltweit auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu beschränken ist. Dies im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, also zwischen 1871 und 1900 in der Schweiz. Aber: «In einer 1,5-Grad-Welt beträgt die mittlere Erwärmung in der Schweiz 2,9 Grad Celsius.» Schon jetzt seien die Temperaturen in der Schweiz stärker gestiegen als im weltweiten Durchschnitt. 

Konkret zeigt sich das in vier Punkten:

Extreme Hitze

Hitzetage, an denen es mindestens 30 Grad Celsius heiss werde, kämen heute viel häufiger vor als im letzten Jahrhundert, heisst es im Bericht. In der Stadt Zürich werden im Schnitt etwa fünfmal mehr Tropennächte im Jahr erwartet.

Steigt die Temperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter um 2 Grad, dürfte es in Lugano TI zu bis zu 37 Tropennächten innerhalb von zehn Wochen kommen.

Extreme Hitze belastet den Körper, insbesondere von älteren Personen und Kleinkindern. «Durch Hitze am Tag sind körperliche und geistige Arbeit erschwert.»

Trockene Sommer

In den letzten Jahrzehnten sind die Böden trockener geworden. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, weil die Niederschläge im Sommer zurückgehen und die Luft wärmer und trockener wird. Dabei gebe es aber grosse Schwankungen. «Feuchte Sommer werden daher weiterhin auftreten, wenn auch weniger häufig.» Bei einer Erwärmung von zwei Grad steige die Waldbrandgefahr in Sion VS. So könnte es 27 Tage mit hoher wetterbedingter Waldbrandgefahr pro Jahr geben. Dazu sorgen trockene Böden für Ernteeinbussen bei der Landwirtschaft und Wasserknappheit bei Schifffahrt und Stromproduktion. 

Mehr starke Niederschläge

Gleichzeitig mit den trockenen Sommern steigt die Gefahr von Unwettern durch starke Niederschläge. Pro Grad Erwärmung kann die Luft sechs bis sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. «Hochwasser, plötzliche Sturzfluten oder Hagel können zu Sachschäden und Betriebsunterbrüchen führen», heisst es im Bericht. 

Weniger Schnee

Schlechte Nachrichten für alle Skifahrer: Die Schneebedeckung dürfte in der Schweiz weiter abnehmen. «Mit fortschreitender Erwärmung wird die winterliche Nullgradgrenze in einer 1,5-Grad-Welt um weitere 200 Meter ansteigen, was etwas höher als der Höhe von Gstaad auf 1050 Metern über Meer entspricht.»

Und jetzt? Die neuen Szenarien würden helfen, «geeignete Massnahmen zu planen – zum Schutz unserer Umwelt, unserer Städte und unserer Landwirtschaft», sagte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (61) im Rahmen der Präsentation.

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