Darum gehts
- Schweizer Delegation bei Klimakonferenz in Brasilien mit Wirtschaftsvertretern und Umweltschützern
- Syngenta-Teilnahme sorgt für Kritik wegen Verkauf von Pestiziden
- 30. Klimakonferenz findet in Belém statt, Bundesrat Rösti reist an
Die Schweiz wird heisser, trockener, und es dürfte weniger Schnee geben. Das zeigen neue Klimaszenarien. «Die Konsequenzen des Klimawandels haben sich intensiviert und beschleunigt», sagte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (61). Wie können die Schweiz und andere Länder den Klimawandel stoppen oder zumindest verlangsamen? Darüber diskutieren ab kommender Woche Staatschefs aus der ganzen Welt an der 30. Klimakonferenz im brasilianischen Belém.
Auch die Schweiz ist dabei: Geleitet wird die Delegation von Botschafter Felix Wertli (48), Bundesrat Albert Rösti (58) soll in der zweiten Woche nach Brasilien fliegen. Doch zur Delegation gehören auch Vertreter aus der Wirtschaft, unter anderem die Nachhaltigkeitschefin des Chemiekonzerns Syngenta. Das sorgt für Kritik. Die Nichtregierungsorganisation Public Eye schreibt, die Firma bekomme die «perfekte globale Bühne, um sich als Nachhaltigkeitspionier zu präsentieren».
Syngenta mache regelmässig Negativschlagzeilen, schreibt die NGO. «Dies besonders in einkommensschwächeren Ländern, wo Syngenta einen grossen Teil seiner Umsätze mit dem Verkauf jener Pestizide generiert, die in der Schweiz und der EU verboten sind, weil sie Trinkwasser verseuchen, Bienen töten oder Anwenderinnen vergiften», heisst es in einem Blogpost.
OECD-Richtlinien erfüllen
Der Konzern wehrt sich. Die Bedürfnisse der Landwirtschaft seien nicht überall gleich. Pflanzen, Schädlinge, das Klima und die Anbaumethoden würden sich stark unterscheiden, schreibt ein Sprecher. Deshalb habe jedes Land seine eigenen Regeln. «Einige unserer Produkte sind für Märkte gemacht, wo die lokalen Regulierungsbehörden und Landwirte entschieden haben, dass sie gebraucht werden.»
Syngenta würde nur Produkte in Ländern mit niedrigem Einkommen verkaufen, wenn sie die OECD-Richtlinien erfüllten. «Den Zugang zu hochwertigen, zugelassenen Produkten zu blockieren, könnte dazu führen, dass gefälschte und illegale Alternativen gefördert werden – oft mit unregulierten und schädlichen Inhaltsstoffen –, was Landwirte und die Umwelt einem viel grösseren Risiko aussetzen kann.»
«Expertise sehr wichtig»
Das zuständige Bundesamt für Umwelt schreibt auf Blick-Anfrage, es gehöre zu den Klimaverhandlungen, dass Organisationen und Verbände ihr spezifisches Wissen einbringen. «In den Verhandlungen ist die Expertise, welche die Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft in den Delegationen der Länder einbringen, sehr wichtig», so ein Sprecher.
Dazu kommt: Syngenta ist nicht allein. Auch die Natur- und Umweltschützer des WWF sind in der Delegation vertreten, die Entwicklungsorganisationen schicken eine Vertreterin von Alliance Sud. «Bei der Auswahl dieser Vertreterinnen und Vertreter wird ein besonderes Augenmerk auf die Vielfalt der Ansichten sowie auf die thematischen Beiträge zur Konferenz gelegt», schrieb der Bundesrat in einer Antwort auf den Vorstoss. «Für die Wirtschaft wurden ein Vertreter des Schweizerischen Gewerbeverbands sowie eine Vertreterin von Syngenta ausgewählt.»