Darum gehts
- Andreas Glarner zum Schulpräsident der Kreisschule Mutschellen gewählt
- SP reicht wegen fehlender Kompetenzen und früherer Kontroversen Beschwerde ein
- Glarner soll zunächst 50-Prozent-Pensum ausüben, später auf 20 bis 30 Prozent reduzieren
Erst zwei Wochen ist es her, seit der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner (62) zum Präsidenten des Vorstands der Kreisschule Mutschellen (KSM) gewählt wurde. Seit Anfang Monat ist er offiziell im Amt – und hat bereits eine Beschwerde am Hals.
Wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, hat Manfred Kaufmann (65), Vorstandsmitglied der SP Mutschellen-Kelleramt, beim Kanton Protest gegen die Wahl des SVP-Provokateurs eingereicht. Laut Kaufmann ist Glarner für die Position ungeeignet. Ihm fehle es an den nötigen Qualifikationen.
SP beruft sich auf Glarners Aussetzer
Der Kreisschule sind die vier Aargauer Gemeinden Berikon, Widen, Rudolfstetten und Oberwil-Lieli angeschlossen. Im August teilten die Gemeinden mit, dass sie mit der Wahl Glarners dem Vorstand «zusätzliche fachliche, strategische und führungserfahrene Unterstützung zur Verfügung stellen» möchten. Den neuen Job übt der umstrittene Parlamentarier zunächst im 50-Prozent-Pensum aus. Danach soll die Arbeitsbelastung mittelfristig auf 20 bis 30 Prozent reduziert werden.
Der SP Mutschellen-Kelleramt passt dies gar nicht: Wie sie in einer Mitteilung schreibt, sei Glarner «ungeeignet» für die herausfordernde Stelle. Er besitze weder pädagogische Erfahrung noch die sozialen Voraussetzungen dafür. Die Partei betont, dass die Schule in ihrer aktuellen schwierigen Situation stattdessen eine integrative Persönlichkeit mit Erfahrung im Bildungsbereich benötige.
Die Kritik unterstreicht die Ortspartei mit einem Blick in die Vergangenheit: 2019 veröffentlichte Glarner etwa die Handynummer einer Aargauer Lehrerin, die Eltern darüber informiert hatte, dass muslimische Schülerinnen und Schüler zum Ende des Fastenmonats Ramadan einen freien Tag einziehen könnten.
Glarner sieht sich kompetent genug
Vier Jahre später veröffentlichte der SVP-Mann zudem ein KI-Video der Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan (45). «Er verbreitet gefälschte Videos, in denen er politische Gegnerinnen verhöhnt und diffamiert», sagt Beschwerdeführer Kaufmann gegenüber der «Aargauer Zeitung». Auch die sogenannte «Cervelat-Affäre» erwähnt der SP-Politiker. Wegen eines vermeintlichen Cervelat-Verbots stellte Glarner 2018 eine Klassenliste auf Facebook – und musste sich später dafür entschuldigen.
Auch abgesehen von all den Verfehlungen: Glarner sei ganz einfach fachlich nicht der richtige Mann für den Job, so Kaufmann. In seiner Beschwerde pocht er daher auch auf die Annullierung der Wahl.
Glarner selbst weist die Vorwürfe aus dem SP-Lager zurück. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» erklärt er, über einen Abschluss der Pädagogischen Hochschule Zürich in Erwachsenenbildung zu verfügen und Lehrerfahrung an der Baugewerblichen Berufsschule Zürich gesammelt zu haben. Zudem verweist er auf seine langjährige Tätigkeit als Chefexperte und Mitglied der Prüfungskommission Haustechnik des Kantons Zürich.
Aargauer Schule seit Jahren unter Druck
Die Trägergemeinden der KSM hatten bei Glarners Wahl seine politische Erfahrung, regionale Verbundenheit und Führungserfahrung als Unternehmer hervorgehoben. Sie betonten auch sein Durchsetzungsvermögen und sein Beziehungsnetz im Bildungsbereich als ausschlaggebende Faktoren.
Nach seiner Wahl dankte Glarner den Verbandsgemeinden und Gemeindeammännern für das Vertrauen und versprach, die Kreisschule Mutschellen nach einer schwierigen Phase in ruhigere Gewässer zu führen.
Rund um die Kreismittelschule im Aargau ist es nämlich bereits seit Jahren laut: Berichte über Jugendgewalt, Schulraumnot und Massenkündigungen sorgten regelmässig für Zoff. Dieses Jahr wurde die Schule zudem durch das Tötungsdelikt in Berikon erschüttert. Sowohl die Täterin (14) als auch das Opfer (†15) besuchten die KSM.