Immer mehr Gemeinden haben einen Böller-Bann
Trotz vieler Feuerwerksverbote gibt es kaum Bussen

Statt auf Knall und Krach setzen immer mehr Gemeinden am 1. August auf Feuerwerksverbote. Eine Umfrage zeigt allerdings: Die Durchsetzung bleibt schwierig.
Publiziert: 01.08.2025 um 11:12 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2025 um 11:37 Uhr
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In der Schweiz wird bald über ein nationales Feuerwerksverbot entschieden.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Feuerwerksverbote in Schweizer Gemeinden: Durchsetzung schwierig
  • Viele Gemeinden setzen auf Prävention
  • Berner Innenstadt: Weniger als fünf Bussen jährlich seit Verbot 2021
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Wenn rot-weisse Lampions die Strassen schmücken, der Abendhimmel von Feuerwerken erleuchtet wird und sich Haustiere vor lauter Lärm unter Betten und Sofas verstecken, dann ist er wieder da, der 1. August. 

Nicht überall kündigt sich der Nationalfeiertag allerdings mit einem Knall an. Während über ein nationales Feuerwerksverbot diskutiert wird, greifen einige Gemeinden dem Urnengang vor und verbieten die Böllerei auf eigene Faust.

Doch wie wirkungsvoll sind solche Verbote überhaupt? Kritikerinnen und Kritiker bezweifeln, dass sich ein Feuerwerksverbot wirksam durchsetzen liesse – die Polizei könne kaum flächendeckend Quartiere kontrollieren. In Graubünden haben in den vergangenen Jahren viele Gemeinden ein Feuerwerksverbot verhängt und Erfahrungen mit der Durchsetzung gesammelt – Blick hat bei ihnen nachgefragt. Spoiler: Trotz Verbot können Feuerwerk-Sünder nur selten geschnappt werden. 

Die Aufklärer

Viele Gemeinden setzen auf Prävention statt Strafen. Laax GR etwa erklärt auf Anfrage, dass die Verantwortlichen oft verschwunden seien, bevor die Securitas eintrifft. In Pontresina GR sei es schwierig für die Polizei, Verstösse festzustellen – entsprechend wurden bislang keine Bussen verhängt.

Trotz schwieriger Ausgangslage patrouillert die Kantonspolizei die Davoser Strassen und versucht, Personen in flagranti beim Abfeuern von Feuerwerk zu erwischen. Zudem kommen diverse Kommunikationsmittel zum Einsatz – etwa grosse Banner über den Hauptstrassen, Flyer in den Hotels oder Hinweise in den Ortsbussen. 

Auch Hombrechtikon ZH, wo seit dem 1. November 2024 ein Verbot gilt, hat bisher keine Bussen ausgesprochen. Stattdessen informiert die Zürcher Gemeinde mit Zeitschriften, Flyer und Plakate.

Die Strikten

Einige Gemeinden gehen härter vor: In Vaz/Obervaz GR wird seit Inkrafttreten des Verbots 2021 ein grösseres Sicherheitsdispositiv aufgestellt. Auch Bussen wurden bereits verhängt – konkrete Zahlen will die Gemeinde jedoch nicht nennen.

In der Berner Innenstadt ist das Abbrennen von Feuerwerk seit Sommer 2021 verboten. Die Kantonspolizei hat seither jährlich aber «weniger als fünf» Bussen ausgestellt – eine Strafe bleibt also die Ausnahme.

Die Zurückhaltenden

Die Gemeinde Zuoz in Graubünden hat seit Inkrafttreten des Verbotes 2022 weder Bussen verteilt noch Massnahmen getroffen, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Trotzdem beobachtet die Gemeinde ein wachsendes Verständnis in der Bevölkerung. Kleinfeuerwerke am Bundesfeiertag sind zudem weiterhin erlaubt.

Die Gemeinde stellt sich dezidiert hinter das Verbot: «Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass Feuerwerke Auslaufmodelle sind, nicht mehr der Zeit entsprechen und somit verboten gehören.» Es mache wenig Sinn, bei Feuerwerken «wieder einen Flickenteppich an Gesetzen und Reglementen landesweit entstehen zu lassen». 

Das Fazit

Die Erfahrungen auf Gemeindeebene zeigen: Ein Feuerwerksverbot ist schwer durchzusetzen. Dennoch könnte ein nationales Verbot seine Wirkung auf andere Weise entfalten. Feuerwerke, die unter das Verbot fallen, wären wohl nur noch im Ausland erhältlich – das dürfte Verstösse deutlich minimieren.

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