Knallerei am 1. August
Immer mehr Gemeinden verbieten Feuerwerke

In der Schweiz wird schon bald über die Feuerwerks-Initiative abgestimmt. Doch viele Gemeinden mögen den Urnengang nicht abwarten – und verbieten die Knallerei bereits heute.
Publiziert: 14:59 Uhr
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Immer mehr Gemeinden verbieten Feuerwerke.
Foto: imago/Independent Photo Agency Int.

Darum gehts

  • Gemeinde Wangen-Brüttisellen ZH beschliesst Feuerwerksverbot ab September
  • Immer mehr Schweizer Gemeinden verbieten laute Feuerwerke
  • 68 Prozent der Bevölkerung würden laut Umfrage nationales Feuerwerksverbot unterstützen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Rot-weisse Lampions schmücken die Strassen, es riecht nach Grillrauch, am Abend wird der Himmel von Feuerwerken erleuchtet. Bei vielen ist die Vorfreude auf den Schweizer Nationalfeiertag jetzt schon gross.

In Wangen-Brüttisellen ZH dürfte auch etwas Wehmut mitmischen – zumindest für Feuerwerk-Fans. Denn in der Gemeinde knallt es diesen 1. August wohl zum letzten Mal, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Die Gemeinde hat vor wenigen Wochen ein Feuerwerks-Verbot beschlossen. Ab September ist Schluss mit Raketen und Böllern. 

Traumatisierte Pferde

Obwohl sie bisher politisch nicht aktiv war, hat Miryam Escher die Einzel-Initiative für das Verbot lanciert. «Mir war es ein grosses Anliegen, mich für die vielen Menschen und Tiere zur Wehr zu setzen, die es selber nicht können und die unter dem Lärm, dem Gestank, der Luftverschmutzung und dem Müll von Feuerwerken leiden.»

In ihrem Umfeld habe sie erlebt, was Feuerwerk auslösen könne: Ihre Pferde seien davon traumatisiert und eines habe sogar ein Magengeschwür bekommen. Der Hund der Kollegin sei in Panik vor einem Feuerwerk weggerannt, bis seine Pfoten blutig waren.

Verbote häufen sich

Wangen-Brüttisellen ist mit dem Verbot nicht allein. Immer mehr Gemeinden greifen gegen lautes Feuerwerk durch. Es gibt zwar keine offizielle Übersicht, aber laut Roman Huber, dem Vater der nationalen Feuerwerks-Initiative, nehmen die Verbote jährlich zu.

Seine Initiative fordert ein landesweites Verbot lauter privater Feuerwerke – Wunderkerzen, Vulkane oder Lady-Crackers wären also weiterhin erlaubt. Das Parlament hat für die Beratung der Initiative noch bis im Mai 2026 Zeit. 

Offenbar mögen viele Gemeinden nicht bis zum Urnengang warten. Die «SonntagsZeitung» listet einige Beispiele. In Graubünden haben über 30 Gemeinden laute Feuerwerke verboten, im Kanton Zürich sind es rund 15, im Aargau einige wenige. In mindestens sieben der Zürcher Gemeinden stimmte das Volk für ein Verbot – obwohl der Gemeinderat die Ablehnung empfohlen hatte. 

Unterschiedliche Umsetzung

Die Umsetzung der Verbote ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich: Während einige die Knallerei komplett verbieten, erlauben andere bewilligte Feuerwerke. Wieder andere erlauben sie nur mit kostenpflichtiger Sonderbewilligung.

Für Roman Huber deutet der Trend darauf hin, dass breite Teile der Bevölkerung ein Verbot unterstützen würden. Laut einer Umfrage von GFS Bern würden 68 Prozent der Bevölkerung die Initiative annehmen. Allerdings gibt es auch Gemeinden, die sich gegen ein Verbot stellen. So etwa Meilen ZH. Dort wurde ein Verbot 2023 abgelehnt. 

Unter anderem wurde mit der schwierigen Durchsetzbarkeit argumentiert. «Die Polizei müsste jemanden auf frischer Tat ertappen, quasi mit dem Zündhölzli in der Hand – oder ausrücken, weil jemand anruft und sagt, der Nachbar habe eine Rakete gezündet», sagt der Meilemer Gemeinderat Marcel Bussmann. «Das schien der Bevölkerung nicht sehr gut umsetzbar.»

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