Darum gehts
- Ein einzigartiger Stammbaum zeigt 230'000 Jahre Familiengeschichte im Val d'Hérens
- Der Baum enthält interaktive QR-Codes zur Verfolgung der Abstammung
- 28 der 83 ursprünglichen Familien im Hérens haben Walser-Wurzeln
In Evolène im Unterwallis ist am Sonntagnachmittag ein Stammbaum von einzigartiger Grösse enthüllt worden. 10 Meter breit und 2 Meter hoch, zeigt er die Herkunft der Familien im Val d'Hérens bis zu ihrem gemeinsamen Vorfahren vor mehr als 230'000 Jahren. Diese wissenschaftliche Arbeit hat es ermöglicht, eine Präsenz des Walser-Zweigs vor dem bisher bekannten Zeitpunkt nachzuweisen und ganz allgemein eine reiche genetische Vielfalt aufzuzeigen.
Der didaktische und interaktive Baum enthält QR-Codes, mit denen man die Linien jeder Familie bis zum gemeinsamen Vorfahren, dem genetischen Adam, zurückverfolgen kann. Derer Baum ist zum 24. August zu sehen.
Ergebnis jahrelanger Recherchen
Der von den Genealogen Charles-Albert Beytrison und Hervé Mayoraz geführte phylogenetische Baum ist das Ergebnis jahrelanger Recherchen in verschiedenen Archiven, die durch 173 Y-DNA-Tests ergänzt wurden, um eine umfassende genetische Basis für das Val d'Hérens zu schaffen. «Am Anfang war ein Teil der Bevölkerung zurückhaltend, aber dann haben sie sich überzeugen lassen, nachdem man ihnen das gesamte Vorgehen erklärt hatte», erklärte Hervé Mayoraz.
So sind zum ersten Mal in den Alpen alle männlichen Linien eines Tals dokumentiert, was zeigt, dass fast ein Drittel der 83 ursprünglichen Familien aus dem Hérens (insgesamt 28) eine Walser-Abstammung haben, die auf eine Migration aus dem Oberwallis zurückgeht. Dies gilt insbesondere für die Familien Chevrier und Fauchère.
Auch Nendaz sammelt Daten
Diese Abstammung liegt fast 200 Jahre vor der offiziell bekannten Migration, die 1403 begann. Sie geht eher auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurück, also vor etwa 800 Jahren. Die Walser sind eine Gemeinschaft von Bergbauern aus dem Oberwallis, die ihre Region verlassen haben, um sich in rund 150 Ortschaften im Alpenraum niederzulassen, vornehmlich in Graubünden, Tirol und im Val d'Hérens.
Ihre Wanderungen erfolgten aus wirtschaftlichen und herrschaftlichen Gründen. Ihre Lebensweise, die sich auf Viehzucht und eine autonome Alpwirtschaft konzentrierte, hat die Landschaften und lokalen Traditionen nachhaltig geprägt.
Die Erstellung des Stammbaums des Val d'Hérens stösst auch anderswo im Wallis auf wachsendes Interesse. Mehrere Regionen wie das Trient-Tal, Nendaz, Isérables, Liddes oder Saint-Léonard haben bereits verschiedene Daten gesammelt.