Heikler Sponsoring-Deal mit deutschem Hersteller
Bundesbeamte lassen sich Skijacken schenken – für 60’000 Franken

Sportbeamte des Bundes tragen bei der Arbeit teure Jacken und Hosen, geliefert von einer deutschen Marke. Doch bezahlt hat der Staat dafür nichts. Möglich ist der Sponsoring-Deal durch ein Hintertürchen.
Publiziert: 29.05.2025 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2025 um 09:02 Uhr
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Der Bund setzt bei der Schneesport-Ausrüstung für seine Kursleitenden auf Markenware aus Deutschland.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Bundesamt für Sport erhält gesponserte Winterkleidung von deutschem Hersteller Ziener
  • Profitiert der Bund von einer bevorzugten Behandlung?
  • Kleidung im Wert von 60'400 Franken wurde kostenlos geliefert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Im Schnee sind die Sportbeamten des Bundes in Top-Ausrüstung unterwegs – sie tragen funktionelle Jacken und Hosen eines deutschen Markenherstellers. Damit erobern sie «jede Piste im Sturm», wie der Lieferant wirbt. Bezahlt hat der Staat für die Arbeitsbekleidung jedoch nichts: Sie wird dem Bundesamt für Sport (Baspo) gesponsert!

Ein gutes Dutzend Mitarbeitende und Kursleitende profitiert davon. Sie gehören zum Schneesport-Team des Baspo und tragen die offizielle Ausrüstung bei ihrer Arbeit – etwa bei den Ski- und Langlaufkursen im Auftrag des Bundes. Die Logos verraten es: Die Kleidung stammt vom deutschen Hersteller Ziener aus dem bayerischen Oberammergau.

Deutsche Firma wird Gratis-Hoflieferantin

Erstmals erhielt das Baspo 2021 Kleidung im Wert von 24'400 Franken. 2023 folgte eine weitere Lieferung für 23'400 Franken, 2024 nochmals für 12'600 Franken. Alles kostenlos. Insgesamt macht das bis jetzt 60'400 Franken, also gut und gerne mehrere Tausend Franken pro Mitarbeitenden. Und die Partnerschaft wird auch noch im kommenden Winter laufen.

Das Baspo gehört zum Verteidigungsdepartement (VBS) von Mitte-Bundesrat Martin Pfister (61). Eingefädelt wurde der Deal noch in der Amtszeit seiner Vorgängerin Viola Amherd (62).

Dass sich eine Bundesbehörde in diesem Ausmass für den Eigenbedarf sponsern lässt, ist ungewöhnlich – und hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Wenn eine einzelne Firma zum Gratis-Hoflieferanten wird, spart der Staat zwar Steuergeld. Aber was Bundesangestellte geschenkt bekommen, müssten normale Kunden ganz regulär bezahlen.

Letztlich übernimmt ein privates Unternehmen die Rechnung für eine staatliche Aufgabe. Nutzt der Bund seine Sonderstellung, um kostenlos an Winterkleidung zu kommen? Und wie garantiert das Baspo, dass keine Exklusivität für eine einzelne Marke entsteht? «Dies wird sichergestellt, indem diese Partnerschaft mit Ziener nur eine kurze Laufzeit hat und neue Angebote so zeitnah evaluiert werden können», sagt ein Baspo-Sprecher zu Blick.

Sponsor schmückt sich mit Schweiz-Image

Das VBS selbst hält in seinen einschlägigen Richtlinien fest: «Sponsoring basiert auf dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung.» Was Ziener bekommt, ist Sichtbarkeit. Wer das Schneesportteam ausstattet, darf sich mit dem Image der offiziellen Schweiz schmücken.

Als Gegenleistung biete man «die Plattform für eine werbewirksame Verwendung des Marken- oder Firmennamens des Sponsors», wie es in der VBS-Sprache heisst.

Warum es ausgerechnet auf den deutschen Hersteller Ziener setzt, begründet das Baspo nur knapp. Es hätten sich «keine anderen Sponsoren gemeldet und eine solche Partnerschaft im Ausbildungsbereich angestrebt». Ob sich das Unternehmen selbst ins Spiel gebracht hat, bleibt offen. Nach dem Ende der Partnerschaft im kommenden Winter sei eine neue Evaluation geplant.

Das Hintertürchen in den Regeln

Eingeführt wurden die Sponsoring-Vorschriften des Verteidigungsdepartements unter Bundesrätin Amherd. Darin steht: «Das VBS übt grosse Zurückhaltung bei der Annahme von Sponsoringleistungen.» Es solle keinen Anbieter bevorzugen und seine Kernaufgaben eigenständig erfüllen, ohne dass Dritte die Finanzierung übernehmen.

Die Sportbeamten mit Arbeitskleidung auszurüsten, zählt da offenbar nicht dazu. Denn die Regeln enthalten ein Hintertürchen: Die «Zur-Verfügung-Stellung von Sportausrüstungen zu Demonstrations- und Ausbildungszwecken» ist explizit erlaubt.

Was anderswo im VBS kaum denkbar ist, wird im Sportbereich akzeptiert. Überspitzt gesagt: Es ist, als würde die Armee ihre Tarnanzüge nicht regulär beschaffen, sondern sich gratis von einem Modekonzern sponsern lassen – inklusive dessen Logo auf der Brust.

Jacken auf Online-Marktplätzen

Als Normalbürger kann man die Winterkleidung mit Bundeslogo nicht kaufen. Gebrauchte Stücke tauchen aber auf Online-Marktplätzen auf und werden so von den Beschenkten zu Geld gemacht.

Immerhin hat das VBS nach der Verschärfung der Regeln selbst für Transparenz gesorgt: Private Firmen, die mehr als 5000 Franken sponsern, werden in einem öffentlich einsehbaren Register aufgeführt.

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