Darum gehts
- Ein USZ-Dermatologe entwickelt mit seiner Privatfirma die Software für Online-Hautcheck des USZ
- Interessant dabei: Die Pharmabranche sponsert die Privatfirma grosszügig
- Zürcher Kantonspolitiker werden nun aktiv
Ende Oktober machte diese Zeitung bekannt: Christian Greis, leitender Dermatologe am Universitätsspital Zürich (USZ), entwickelte mit seiner Privatfirma Derma2go eine Software, die bei seiner Arbeitgeberin, dem Universitätsspital Zürich, zum Einsatz kommt. Einen Hautcheck – eine Online-Sprechstunde. Brisant dabei: Die Pharma sponsert die Firma grosszügig – mit 155’810 Franken allein im Jahr 2024. Das zeigt die Plattform Pharmagelder.ch, das Rechercheprojekt von Ringier Medien Schweiz, dem Blick angehört. Das USZ bestreitet einen Interessenkonflikt.
Nun wird deshalb die Politik aktiv. Am Dienstag haben drei FDP-Kantonsrätinnen im Zürcher Kantonsrat einen Vorstoss eingereicht. Sie wollen wissen, wie das USZ zur Einschätzung kommt, dass in diesem Fall kein Interessenkonflikt vorliege. Oder wie es arbeitsrechtlich möglich ist, dass Christian Greis die Firma führt und gleichzeitig leitender Arzt am USZ sei.
Dazu muss man wissen: In der Weisung des USZ betreffend Nebenbeschäftigungen steht, dass Angestellte keinem Nebenerwerb nachgehen dürfen, der das Spital konkurrenziert. Die Firma Derma2go vermittelt aber auf ihrer eigenen Website die Expertise auch von Hautärzten, die nicht am USZ tätig sind, auch aus Deutschland. Trotzdem hat das USZ die Tätigkeit von Christian Greis bewilligt. Ein Entscheid gegen die eigenen Regeln? Der Sprecher des USZ verneint eine Konkurrenz zum Spital. Derma2go liefere lediglich die Software für die Online-Sprechstunde und sei keine Arztpraxis. Diese Sprechstunde werde von USZ-Ärzten betrieben, die Einnahmen daraus flössen ans Spital.
Noch etwas ist an diesem Fall interessant. Das Portal «Inside Paradeplatz» berichtete kürzlich, dass der oberste Chef des Dermatologen Christian Greis ebenfalls an Derma2go beteiligt ist: Thomas Kündig, Direktor der Dermatologischen Klinik des USZ. Er habe die Idee seines Mitarbeiters von Anfang an unterstützt. Der Spitalsprecher schreibt auf Anfrage, dass weder Kündig noch Greis an der Beschaffung des Online-Hautchecks beteiligt gewesen seien. Und dass Kündig bis heute kein Geld mit Derma2go verdient habe.